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Zentralbanker als Zauberlehrlinge? - Avenir Suisse

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Zweitens war die Reaktion der snb die Antwort auf eine zum Teil fragwürdige<br />

Geld- und Finanzpolitik besonders der usa und der eu. Drittens<br />

sticht auch das von den usa gern kolportierte Argument nicht, sie hätten<br />

wegen der Währungsmanipulationen der Schweiz und anderer Länder<br />

ein grösseres Handelsbilanzdefizit (Peterson Institute of International Economics 2012),<br />

ist doch der Zusammenhang zwischen Wechselkursen und Handelsflüssen<br />

heute längst nicht mehr so eng wie in der Frühphase flexibler Wechselkurse<br />

behauptet. Es kommt hinzu, dass die Ertragsbilanz der Schweiz<br />

kaum auf Wechselkursveränderungen reagiert, weil – im Unterschied zu<br />

den meisten anderen Ländern – der Warenhandel für ihre Zusammensetzung<br />

nur eine geringe Rolle spielt. Viel wichtiger sind die Einkommen<br />

aus Finanzdienstleistungen, Rohstoff-Transithandel und Erträgen aus<br />

dem Auslandvermögen (Jordan 2013).<br />

Ebenso f<strong>als</strong>ch ist der im Ausland oft gehörte Vorwurf, die Schweiz sei<br />

der grösste Hedgefond Europas. Auch wenn die snb angesichts ihres grossen<br />

Bestandes an Währungsreserven von aussen gesehen wie ein normaler<br />

grosser Investor aussieht, greift die reine Anlagelogik doch zu kurz.<br />

Denn die snb kann – im Unterschied zu den übrigen Investoren – ihr<br />

Frankenrisiko auf den Währungsmärkten nicht absichern, weil dies der<br />

aktuellen Geldpolitik direkt zuwider laufen würde (Jordan 2013).<br />

Unabhängig davon ist es aber wichtig, dass sich die snb über den Ausstieg<br />

aus der aktuellen Wechselkurspolitik Gedanken macht, wozu auch<br />

dieses Diskussionspapier einen Beitrag leisten will. Sie steht dabei vor einer<br />

doppelten Herausforderung: Sie muss sowohl aus der Politik des ultrabilligen<br />

Geldes wie auch aus der temporären Untergrenze des Frankens gegenüber<br />

dem Euro aussteigen. Grundsätzlich muss dabei die geschaffene Liquidität<br />

so absorbiert werden, dass weder die Finanzmärkte noch die<br />

Wirtschaft durcheinander gebracht werden. Dafür stehen der snb neben<br />

einem umfangreichen Radarsystem (wie in Abschnitt 4 gezeigt) zahlreiche weitere<br />

Instrumente zur Verfügung. Wie die snb diese Werkzeuge einsetzt, muss<br />

sie selbst entscheiden. Dabei stellen sich allerdings knifflige Fragen:<br />

– Wie lange soll die heutige Untergrenze beibehalten werden?<br />

– Gefährdet ein allzu langes Festhalten den Ausstieg, weil sich der «faire»<br />

Wert des Euro gegenüber dem Franken wegen der höheren Inflation<br />

im Euro-Raum mit der Zeit dem Mindestkurs annähert?<br />

– Soll deshalb die Untergrenze auf einen Schlag preisgegeben werden,<br />

oder soll die Anpassung mittels einer allmählichen Anpassung des<br />

Mindestkurses auf Grund der Entwicklung der Kaufkraftparitäten<br />

(«craw ling peg») erfolgen?<br />

– Muss die snb die Zinsen länger tief halten <strong>als</strong> die ezb, um den Franken<br />

nicht wieder einem Aufwertungsdruck auszusetzen?<br />

– Ist ein Ausstieg der snb im Alleingang wegen der anhaltenden internationalen<br />

Ungleichgewichte überhaupt möglich? Oder braucht es dafür<br />

eine konzertierte Aktion der wichtigsten Notenbanken?<br />

Zum Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik 47

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