Zentralbanker als Zauberlehrlinge? - Avenir Suisse
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Banken überschätzt. Das führte in den folgenden Jahren zu hohen<br />
Teuerungsraten und einem Immobilienboom.<br />
– Viertens herrscht Unklarheit über die Auswirkungen auf das Wachstum<br />
und die Währungen vor allem dann, wenn der Ausstieg im Alleingang<br />
vorgenommen wird, eine Zentralbank <strong>als</strong>o den andern mit<br />
der Straffung der geldpolitischen Zügel vorangeht. Dann kann der<br />
damit verbundene Zinsanstieg zu Kapitalzuflüssen in den entsprechenden<br />
Währungsraum führen und die betreffende Währung unter erheblichen<br />
Aufwertungsdruck setzen. Dieses Risiko werden die einzelnen<br />
Zentralbanken ungern eingehen (Taylor 2013). Das spricht an sich für<br />
einen international koordinierten Ausstieg.<br />
Dieser wird allerdings aus vier Gründen weder leicht noch problemlos<br />
zu bewerkstelligen sein. Die Ausgangslage in den einzelnen Ländern<br />
beziehungsweise Regionen ist unterschiedlich. So müssen die Problemländer<br />
der Euro-Zone im Interesse ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />
Preise, Löhne und andere Kosten senken. Das kann bedeuten, dass die<br />
ezb länger <strong>als</strong> andere Zentralbanken an der faktischen Nullzinspolitik<br />
festhalten muss. Ferner sind die Zentralbankmandate nicht identisch,<br />
die ultraexpansive Geldpolitik setzt auf unterschiedliche Instrumente,<br />
und der Erfolgsausweis internationaler Zusammenarbeit war<br />
häufig unbefriedigend. Deshalb muss damit gerechnet werden, dass<br />
der Ausstieg unkoordiniert erfolgen und von heftigen Marktturbulenzen<br />
begleitet sein wird.<br />
– Fünftens verlangt die «guidance» der Marktteilnehmer durch die Zentralbanken<br />
kommunikatives Geschick. Die Märkte benötigen Orientierungshilfen<br />
und Klarheit über die beabsichtigten geldpolitischen<br />
Schritte. So wird beispielsweise die amerikanische Zentralbank vor<br />
der Herausforderung stehen, bei einer deutlichen Beschleunigung des<br />
Wirtschaftswachstums die Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik<br />
zu begründen, wenn die Arbeitslosenquote, ein nachhinkender<br />
Konjunkturindikator, nur langsam fällt und die Inflationserwartungen<br />
noch gut verankert scheinen. Mit ihrer bisherigen Kommunikation<br />
suggerierte die Federal Reserve bekanntlich eine starke, sich über<br />
einen längeren Zeitraum erstreckende Ausrichtung ihrer Politik auf<br />
die Arbeitslosenquote. Bei unzureichender Kommunikation und wenn<br />
die Märkte auf dem f<strong>als</strong>chen Fuss erwischt werden, muss mit panikartigen<br />
Reaktionen der Finanzmärkte gerechnet werden.<br />
– Gleiches gälte bei widersprüchlichen Aussagen von Zentralbankexponenten<br />
und offen ausgetragenem Dissens zwischen Noteninstituten<br />
beziehungsweise zwischen Zentralbanken und Regierungen. Aber<br />
auch die Unfähigkeit der Regierungen, Budget- und Strukturprobleme<br />
an der Wurzel anzupacken, könnte zu Marktturbulenzen führen.<br />
Auslöser könnten eine Verschärfung der Budgetkrise in den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika oder eine unerwartet starke Verschlechterung<br />
von Verschuldungsindikatoren in der Euro-Zone sein. Die Vorausset-<br />
Zum Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik 33