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Das Protokoll der 32. Landtagssitzung am 13. Dezember 2012

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2148<br />

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 18. Wahlperiode – <strong>32.</strong> Sitzung <strong>am</strong> <strong>13.</strong>12.12<br />

(A)<br />

(B)<br />

(Abg. D r . K uhn [Bündnis 90/Die Grünen]:<br />

Im Gegenteil!)<br />

<strong>Das</strong> war <strong>der</strong> Rücktrittsgrund für Frau Senatorin Jürgens-Pieper,<br />

und in dem Punkt hat sie zu 100 Prozent<br />

recht.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU)<br />

Ich will, Herr Dr. Güldner, noch etwas zum Bildungskonsens<br />

sagen – keine Sorge, den Gefallen tue ich<br />

Ihnen nicht –, wir haben unseren Beitrag dazu geleistet,<br />

dass dieser Konsens zustande kommt. Ich sage<br />

ja nur, in <strong>der</strong> Umsetzung müssen wir alle jetzt auch<br />

darauf achten, dass das Ziel, nämlich Ruhe, Reformruhe<br />

in die Bildungsstruktur zu bekommen, nicht<br />

durch nachträgliche Beschlüsse überfrachtet wird.<br />

Ich sage Ihnen ganz ehrlich, als ich zur Schule ging,<br />

war es so, dass die Mitschülerinnen und Mitschüler,<br />

die Schwierigkeiten hatten, dem Unterricht zu folgen,<br />

<strong>am</strong> nächsten Tag plötzlich nicht mehr da waren,<br />

weil sie in Son<strong>der</strong>schulen untergebracht wurden. Körperlich<br />

behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> habe ich in meiner Grundschulzeit<br />

gar nicht in meiner Klasse gehabt.<br />

Den ersten Kontakt zu Schülerinnen und Schülern,<br />

die wir – ich sage bewusst wir – in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

in Son<strong>der</strong>schulformen unterstützt haben, habe<br />

ich als Politiker bekommen. Bis dahin hat in meiner<br />

schulischen Laufbahn das gemeins<strong>am</strong>e Lernen mit<br />

Kin<strong>der</strong>n mit geistigen o<strong>der</strong> körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

nicht stattgefunden. <strong>Das</strong> lag nicht an mir, das war<br />

d<strong>am</strong>als <strong>der</strong> Status quo. <strong>Das</strong> war auch nicht politisch<br />

verantwortet durch die d<strong>am</strong>alige Regierung, son<strong>der</strong>n<br />

das war eben einfach so.<br />

Ich erlebe jetzt genau das an<strong>der</strong>e. Ich erlebe es mit<br />

meinen Kin<strong>der</strong>n, die in völliger Natürlichkeit mit Menschen<br />

gemeins<strong>am</strong> in den Unterricht gehen, die körperlich<br />

und geistig behin<strong>der</strong>t sind. Ich erlebe es als Lesepate,<br />

wenn ich in <strong>der</strong> Schule in Suhrheide <strong>am</strong> Vorlesetag<br />

in einer Inklusionsklasse Bücher meiner Kin<strong>der</strong><br />

vorlese. Deswegen sage ich, die Inklusion ist unbeschadet<br />

<strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

eine große gesellschaftliche Aufgabe.<br />

(Beifall)<br />

lich, wie in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n auch, darauf verständigen,<br />

es langs<strong>am</strong>er zu machen. Es nützt we<strong>der</strong> den<br />

Kin<strong>der</strong>n, die keine Beeinträchtigungen haben, noch<br />

denen, die Beeinträchtigungen haben, dass sie gemeins<strong>am</strong><br />

nicht unterrichtet werden. Deswegen bleibt<br />

die erste Aufgabe bremischer Bildungspolitik die Sicherstellung<br />

von flächendeckendem Unterricht, die<br />

Beseitigung von Unterrichtsausfall und die möglichst<br />

weiträumige, perspektivisch ganztägige Betreuung<br />

von Kin<strong>der</strong>n, weil nach meiner Auffassung nur so <strong>der</strong><br />

eklatante Zus<strong>am</strong>menhang zwischen sozialer Herkunft<br />

und Bildungserfolg durchbrochen werden kann.<br />

Deswegen habe ich die Sorge, wenn wir jetzt zu<br />

viel auf einmal machen, dass wir den Bildungskonsens,<br />

die Ruhe, die wir brauchen, um eine verlässliche<br />

Struktur für Schulen, Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Eltern zu<br />

schaffen, gefährden; das war meine Sorge. Deswegen<br />

möchte ich in den nächsten Wochen und Monaten<br />

mit <strong>der</strong> neuen Bildungssenatorin und mit <strong>der</strong> Koalition<br />

über einen Weg reden, wie wir die unterschiedlichen<br />

Reformansätze – Schulstrukturreform, Ganztagsschulbetreuung,<br />

Inklusion – mit den tatsächlich<br />

maximal leistbaren Ressourcen in Übereinstimmung<br />

bringen. <strong>Das</strong> meinte ich mit konstruktiver Zus<strong>am</strong>menarbeit.<br />

Ich glaube, es wird uns nicht gelingen,<br />

alles auf einmal in kurzer Zeit zu finanzieren.<br />

Lassen Sie mich noch einen letzten Satz zur Frage<br />

<strong>der</strong> Finanzierung insges<strong>am</strong>t sagen! Natürlich sind<br />

unsere Spielräume beengt, aber es ist auch immer<br />

eine Frage <strong>der</strong> Schwerpunktsetzung. Diese Koalition<br />

hat sich zum politischen Schwerpunkt die Bildungspolitik<br />

und die Betreuung von Kin<strong>der</strong>n gesetzt.<br />

(Abg. D r . G üldner [Bündnis 90/Die<br />

Grünen]: Und hat sie finanziell unterlegt!)<br />

Ich gebe zu, Sie haben dafür – übrigens auch mit unserer<br />

Unterstützung – schon eine Menge Geld bereitgestellt<br />

und viel getan. Trotzdem bietet unserer Auffassung<br />

nach <strong>der</strong> Haushalt noch immer Spielräume,<br />

um auch die zusätzlichen Bedarfe langfristig abzufinanzieren.<br />

Ob das 20 Millionen Euro sind o<strong>der</strong> nicht,<br />

kann ich nicht beurteilen. Die Bürgermeisterin und<br />

Finanzsenatorin hat einmal gesagt, in ihrem nächsten<br />

Leben wird sie Prinzessin.<br />

(C)<br />

(D)<br />

Ich sage auch, ich habe unterschätzt, als wir hier<br />

im Parl<strong>am</strong>ent gemeins<strong>am</strong> den Rechtsanspruch für Eltern<br />

o<strong>der</strong> vielmehr <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> auf inklusive Beschulung<br />

beraten haben, in welchem Umfang davon Gebrauch<br />

gemacht wird. Ich kann nicht nachvollziehen,<br />

ob die Zahl von Frau Jürgens-Pieper, dass uns das<br />

perspektivisch 150 zusätzliche Lehrerstellen kostet,<br />

stimmt o<strong>der</strong> nicht. Ich bin nur <strong>der</strong> festen Auffassung,<br />

dass bei allen erstrebenswerten Zielen wir uns jetzt<br />

auch nicht in <strong>der</strong> schwierigen Umbruchphase in unseren<br />

Schulen an <strong>der</strong> Inklusion verheben sollten.<br />

Wenn wir das nicht schaffen und nicht ausfinanziert<br />

bekommen, dann müssen wir uns wahrschein-<br />

(Abg. S t r ohmann [CDU]: Von Griechenland!<br />

– Heiterkeit)<br />

Meinetwegen auch schon morgen! Was ich nur sagen<br />

will, ist, wir wissen ja, dass es natürlich in den<br />

laufenden Haushalten auch noch Luft zum Atmen gibt.<br />

Deswegen fand ich es ein bisschen unverfroren,<br />

Herr Dr. Güldner, wenn Sie sagen, wir hätten mit unserem<br />

Antrag auf einen Nachtragshaushalt keine Gegenfinanzierung<br />

angeboten. <strong>Das</strong> Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall.<br />

Wir wissen, dass wir bei den Zinsen in diesem und<br />

im nächsten Jahr deutlich unter den Ansätzen bleiben.<br />

Solange Frau Bürgermeisterin Linnert noch keine

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