Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...
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tiefer liegenden Ursachen von Gewaltkonflikten, der sog. „strukturellen Konfliktursachen“ 17 ,<br />
und die Schaffung langfristig friedensfähiger politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher<br />
Strukturen. Dieses Kernmotiv der Friedenskonsolidierung lässt sich insbesondere mit<br />
der Kategorie der „Strukturellen Stabilität“auf den Begriff bringen. Diese umfasst:<br />
“the interdependent and mutually-reinforcing objectives of social peace, respect for the<br />
rule of law and human rights, social and economic development, supported by dynamic<br />
and representative political institutions capable of managing change and resolving disputes<br />
without resorting to violent conflict”. 18<br />
Mit der Beseitigung von strukturellen Konfliktursachen einhergehen muss also auch die<br />
Schaffung alternativer struktureller Rahmenbedingungen, um künftige, potenziell destabilisierende<br />
innergesellschaftliche Spannungen aufzufangen und friedlich zu verarbeiten. 19 Boutros-Ghali<br />
sprach von der Notwendigkeit, Strukturen zur „<strong>Institut</strong>ionalisierung von Frieden“zu<br />
schaffen. 20 Festzuhalten ist, dass es also keineswegs darum geht, Konflikte gänzlich zu verhindern,<br />
sondern darum, Strukturen aufzubauen, die einen friedlichen und geregelten Austrag<br />
dieser Konflikte ermöglichen.<br />
Deutlich wird an dieser Stelle zudem, dass der Friedensprozess durch die betroffene Gesellschaft<br />
selbst getragen werden muss. Zwar impliziert Friedenskonsolidierung immer auch das<br />
Zusammenwirken exogener und endogener Einflussfaktoren. Externe Akteure können auch<br />
gegebenenfalls eine unterstützende Rolle in diesem Prozess einnehmen. 21 Letzten Endes<br />
müssen aber die Krisengesellschaften vor Ort als die „Eigentümer“ihres Friedensprozesses<br />
22 angesehen werden, und deren längerfristige Fähigkeit zur Konfliktregulierung gestärkt<br />
werden.<br />
Verstanden werden muss Friedenskonsolidierung als komplexer, mehrdimensionaler, im<br />
Kern genuin politischer Prozess der Transformation vom Krieg zum Frieden, der sicherheitskeeping,<br />
Peacemaking and Peacebuilding, in: Galtung, Johan: Peace, War and Defence: Essays in Peace Research,<br />
Vol. 2, Copenhagen, S. 297 ff. Bezüge auf den maximalistischen Friedensbegriff Galtungs im Kontext der<br />
Friedenskonsolidierung finden sich u. a. bei Ferdowsi, Mir A./Matthies, Volker, 2003a: Kriege, Kriegsbeendigung<br />
und Friedenskonsolidierung, in: Ferdowsi, Mir A./Matthies, Volker (Hrsg.): Den Frieden Gewinnen. Konsolidierung<br />
von Friedensprozessen in Nachkriegsgesellschaften. EINE Welt-Reihe Band 15, herausgegeben von der Stiftung<br />
Entwicklung und Frieden, Bonn, S. 32; Miall, Hugh/Ransbotham, Oliver/Woodhouse, Tom, 1999: Contemporary<br />
Conflict Resolution: The Prevention, Management and Transition of Deadly Conflicts, Cambridge/Oxford,<br />
S. 187 f.; Zeeuw, Jeroen de, 2001: Building Peace in War-Torn Societies: From Concept to Strategy, Research<br />
Project on “Rehabilitation, Sustainable Peace and Development”, Netherlands <strong>Institut</strong>e of International Relations<br />
“Clingendael”, Conflict Research Unit, August, The Hague, S. 13.<br />
17 Vgl. Matthies, 2004, S. 156.<br />
18 OECD/DAC, 1998: Conflict, Peace and Development Co-Operation on the Threshold of the 21 st Century, Paris,<br />
S. 17.<br />
19 Vgl. Mehler, Andreas, 2002: Structural Stability: meaning, scope and use in an African context, in: Afrika Spektrum,<br />
37. Jg., <strong>Nr</strong>. 1, S. 8.<br />
20 Vgl. Boutros-Ghali, Boutros, 1995: Supplement to an Agenda for Peace, Position Paper of the Secretary-<br />
General on the Occasion of the Fiftieth Anniversary of the United Nations, 3 January, 1995, UN Doc. A/50/60 –<br />
S/1995/1, United Nations, New York, Paragraph 49.<br />
21 Zur ambivalenten Rolle externer Akteure bei dem post-conflict peacebuilding vgl. Schneckener, Ulrich, 2005:<br />
Frieden Machen: Peacebuilding und peacebuilder, in: Die Friedens-Warte, Band 80, Heft 1-2, S. 31 ff., sowie<br />
Zeeuw, 2001, S. 26 ff.<br />
22 Vgl. Ferdowsi/Matthies, 2003a, S. 10.