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Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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zio-politischen Systems, die Beendigung der christlich-maronitischen Dominanz und eine<br />

Abschaffung des politischen Konfessionalismus bzw. seine Anpassung an die veränderten<br />

demographischen Verhältnisse. Ihr gegenüber standen die in der „Libanesischen Front“zusammengeschlossenen<br />

militanten christlich-maronitischen Verteidiger des Status quo und<br />

Gegner der bewaffneten Präsenz palästinensischer Organisationen im <strong>Libanon</strong>, zu denen<br />

u.a. die Nationalliberale Partei, die Kataёb-Partei und die aus ihr 1978 als stärkste Gruppe<br />

der Bewegung hervorgegangene Miliz, die Forces Libanaises, zählten. 59 Diese klare Frontstellung<br />

blieb jedoch über die ersten Bürgerkriegsmonate hinweg nicht bestehen. Die Konfliktparteien<br />

zerfielen jeweils in rivalisierende Fraktionen und die interkonfessionellen Konflikte<br />

wurden durch solche intrakonfessioneller Natur abgelöst und überlagert. Der Bürgerkrieg<br />

entwickelte sich zu einer Reihe von Kleinkriegen mit zahlreichen Front- und Allianzwechseln,<br />

mit heftiger externer Intervention:<br />

Syrien, das in der ersten Kriegsphase noch die Palästinenser u.a. mit Waffenlieferungen unterstützt<br />

hatte, intervenierte 1976, angesichts eines sich abzeichnenden Sieges der Linken<br />

und Palästinenser, mit seinen Truppen zugunsten der Christen. Eine dauerhafte Befriedung<br />

des <strong>Libanon</strong> konnte durch das syrische Eingreifen jedoch nicht erreicht werden. Das christlich-syrische<br />

Zweckbündnis erwies sich als kurzlebig. Spätestens 1978 forderten die christlichen<br />

Milizen nach heftigen Gefechten mit den syrischen Truppen, mehr oder weniger deutlich,<br />

den syrischen Abzug. Vor allem die Forces Libanaises waren, um ihre Ziele zu erreichen,<br />

zum Bündnis mit Israel bereit, das 1978 infolge anhaltender palästinensischer Angriffe<br />

seine erste größere <strong>Libanon</strong>-Invasion unternahm. In diesem Zusammenhang kam es im selben<br />

Jahr zur Entsendung von UNO-Truppen in den Süden des <strong>Libanon</strong>. Ziel des Einsatzes<br />

der UNIFIL („United Nations Interim Force in Lebanon“) war es unter anderem den Abzug<br />

der israelischen Truppen zu überwachen und den Frieden und die Stabilität in der Grenzregion<br />

wiederherzustellen. 60 Im Juni 1982 folgte jedoch eine zweite große Invasion des <strong>Libanon</strong>,<br />

einschließlich Beiruts. Ziel des israelischen Feldzuges war es, die palästinensische und<br />

die syrische Präsenz im <strong>Libanon</strong> zu beenden, eine israelfreundliche Regierung zu installieren<br />

und israelischen Einfluss, mindestens über den Süden des Landes, zu sichern. Die Invasion<br />

erwies sich jedoch letzten Endes als Misserfolg: Das 1983 geschlossene israelischlibanesische<br />

Abkommen, welches Israel Kontrollrechte über den Südlibanon sichern sollte,<br />

ein Verbot von gegen Israel gerichtete politische Aktivitäten im <strong>Libanon</strong> beinhaltete und den<br />

Abzug syrischer Truppen sanktionierte, wurde 1984, unter Druck Syriens und seiner libanesischen<br />

Alliierten, von der libanesischen Regierung annulliert. Die USA, die sich zunächst,<br />

59 Eine umfassende Darstellung der verschiedenen Konfliktparteien und ihrer Motivationen findet sich bei u.a.<br />

Hanf, 1999, S. 237 ff.<br />

60 Vgl. UN Security Council, 1978: Resolution 425, 19 March, 1978, New York,<br />

http://daccessdds.un.org/doc/RESOLUTION/GEN/NR0/368/70/IMG/NR036870.pdf?OpenElement [Zugriff:<br />

22.03.2007].

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