04.01.2014 Aufrufe

Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

46<br />

ment zur Überwachung der libanesischen Politik fand. Damaskus förderte hierbei die Aufteilung<br />

der geheimdienstlichen Aktivität auf verschiedene Behörden, die sich jeweils unter der<br />

Führung einer Konfessionsgemeinschaft befanden. Zu berücksichtigen ist aber, dass die<br />

gewachsene Bedeutung des Geheimdienstes und ihre verstärkte Intrusion in die libanesische<br />

Politik nicht alleine auf die externe Einflussnahme zurückzuführen ist. Wie bereits im<br />

Rahmen der Ausführungen zur libanesischen Armee deutlich wurde, muss immer auch die<br />

Bereitwilligkeit libanesischer Akteure zur Instrumentalisierung der Geheimdienste als machtpolitische<br />

Ressource berücksichtigt werden.<br />

Ein Großteil der geheimdienstlichen Aktivitäten wurde insbesondere durch den in den 1990er<br />

über ca. 35.000 Mitarbeiter verfügenden und unter maronitischer Führung stehenden, militärischen<br />

Geheimdienst, dem Deuxième Bureau, wahrgenommen. Seine Hauptaufgabe lag,<br />

wie bereits deutlich geworden ist, in der Überwachung der politischen Szene des <strong>Libanon</strong>s,<br />

insbesondere der Opposition. Er gehörte zu den effizientesten Geheimdiensten, stand aber<br />

in Konkurrenz zu noch sechs weiteren Behörden. Darunter die Direction Générale de la<br />

Sûreté de l´Etat, die, traditionell von einem Christen geführt, nun unter schiitische Führung<br />

platziert wurde, und als Instrument zur Medien- und Parteienzensur diente. Die letzte wichtige<br />

Einrichtung stellte das sunnitische Bureau d´Information dar, welches aus der libanesischen<br />

Polizei hervorging. Die Direction Générale de la Sécurité de l´Etat war Anfang der<br />

1990er Jahre aus politischen Gründen gegründet worden. Schiitenführer Nabih Berri hatte<br />

vor seiner Ernennung zum Parlamentspräsidenten einen eigenen „schiitischen“ Geheimdienst<br />

reklamiert. Aufgrund ihres Entstehungskontextes sollte der Sécurité de l´Etat jedoch<br />

nur eine marginale Rolle zukommen, u.a. beim Schutz von Politikern und hohen Beamten.<br />

Schließlich existierten parallel noch drei weitere Geheimdienste, nämlich: die Präsidentengarde,<br />

die Regierungsgarde, sowie der Flughafensicherheitsdienst. 120<br />

Die Einmischung der libanesischen Geheimdienste in die libanesische Politik und auch die<br />

Beteiligung an politischen Morden traten nicht zuletzt im Rahmen der unter der Ägide der<br />

Vereinten Nationen geführten Ermittlungen im Fall Hariri deutlich zu Tage. Infolge des Berichtes<br />

der durch den Sicherheitsrat eingesetzten Mehlis-Untersuchungskommission, wurden<br />

u.a. die als „Säulen des Lahoud-Regimes“ geltenden, abgesetzten Sicherheitschefs<br />

Moustapha Hamdane, Leiter der Präsidentengarde, Jamil Al-Sayed, Leiter der Sûreté de<br />

l´Etat, Ali Al-Haj, Direktor der Forces de Sécurité Intérieure, und Raymond Azar, Leiter des<br />

Deuxième Bureau, durch libanesische Behörden festgenommen und unter Anklage gestellt.<br />

121<br />

Seit dem Abzug Syriens kommt der Reform des Geheimdienstapparates nun höchste Priorität<br />

zu. Zu den zentralen Herausforderungen zählt es zum einen, den Einfluss Syriens zu-<br />

120 Vgl. Belloncle, 2006, S. 9 ff.<br />

121 Vgl. Hildebrandt, Thomas, 2005: Die Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-<br />

Hariri im Februar 2005. Die Folgen <strong>für</strong> libanesische Innenpolitik und die syrisch-libanesischen Beziehungen. DOI-<br />

Focus, <strong>Nr</strong>. 22, Deutsches Orient-<strong>Institut</strong> Hamburg, S. 23.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!