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Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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16<br />

Der staatszentrierte Ansatz plädiert dagegen da<strong>für</strong>, zunächst die (Re-)Konstruktion des<br />

Staates und des staatlichen Gewaltmonopols zu forcieren, und fordert eine vorrangige Konzentration<br />

auf die Bearbeitung des Sicherheitsdilemmas. Ein sicheres und stabiles Umfeld<br />

bilde erst die Voraussetzung <strong>für</strong> alle weiteren peacebuilding-Aktivitäten, seien dies nun politische<br />

Reformen oder die Initiierung von Projekten zum wirtschaftlichen Wiederaufbau. Im<br />

Unterschied zu neoliberalen Ansätzen, wird nicht der Rückzug des Staates zur Entfaltung<br />

einer Wohlstand versprechenden Marktdynamik gefordert, sondern die Etablierung eines<br />

starken Staates, der dann auch die <strong>für</strong> Investitionen und wirtschaftliches Wachstum notwendige<br />

Sicherheit garantieren kann, und der in der Lage ist, die durch die Liberalisierung möglicherweise<br />

entstehenden destabilisierenden Effekte, z.B. in Form von sozialen Unruhen, aufzufangen<br />

und zu regulieren. 36<br />

Demgegenüber betont der institutionalistisch-prozessuale Ansatz die Notwendigkeit, einen<br />

politischen Gesamtrahmen zu schaffen, in dem sich ein genuin politischer Prozess entfalten<br />

kann, der zunehmend an gesamtgesellschaftlicher Autorität und Legitimität gewinnt, den anderen<br />

Dimensionen der Friedenskonsolidierung die Richtung vorgibt und sich schließlich mit<br />

vereinbarten Regeln, Normen und Mechanismen zum friedlichen Konfliktaustrag institutionalisiert.<br />

37<br />

Die nach wie vor anhaltende Diskussion um die Prioritätensetzung und die Entwicklung unterschiedlicher<br />

peacebuilding-Strategien ist nicht zuletzt auf die der Friedenskonsolidierung<br />

immanenten Zielkonflikte zurückzuführen. In der Tat lassen sich Widersprüche zwischen den<br />

verschiedenen Dimensionen sowie ihren kurz- und langfristigen Zielsetzungen feststellen.<br />

Spannungen können entstehen zwischen dem Ziel des Erreichens von Sicherheit und Stabilität<br />

einerseits, und dem Demokratisierungsdruck andererseits; zwischen der Neugestaltung<br />

wirtschaftlicher Strukturen, z.B. durch die Einführung einer kompetitiven Marktordnung, und<br />

dem Wunsch nach sozialem Ausgleich; oder zwischen der Ahndung von Kriegsverbrechen<br />

und dem Ziel nationaler Aussöhnung. 38<br />

Ein weiteres grundsätzliches Problem stellt auch der Umgang mit sog. „Störenfrieden“(„spoilern“)<br />

dar, also mit jenen, internen (lokale Stammesführer, Milizen, radikale Parteien, religiöse<br />

Autoritäten, Armeeführung etc.) oder auch externen (Nachbarstaaten, Großmächte etc),<br />

Akteuren, die einen Friedensprozess unterlaufen, blockieren oder sabotieren, da sie <strong>für</strong>chten,<br />

bei einem Friedensabkommen etwas zu „verlieren“oder aber nicht angemessen berücksichtigt<br />

zu werden. Die Frage ist nun, in welchem Maße peacebuilding-Aktivitäten erfolgreich<br />

gegen die Interessen dieser „spoiler“durchgesetzt werden können, ohne die Nachhaltigkeit<br />

36 Vgl. Paris, 2004, S. 50, sowie S. 187 ff.; Perthes, 2000a, S. 455; Stedman, Stephen, 2001: International Implementation<br />

of Peace Agreements in Civil Wars: Findings from Study of Sixteen Cases, in: Crocker, Chester/Hampson,<br />

Fen Osler/Aall, Pamela (Hrsg.): Turbulent Peace. The Challenges of Managing International Conflict,<br />

Washington, D.C., S. 750.<br />

37 Vgl. Cousens, Elizabeth M./Kumar, Chetan (with Karin Wermester) (Hrsg.), 2000: Peacebuilding as Politics.<br />

Cultivating Peace in Fragile Societies, Boulder/London, S. 12 ff.; Ferdowsi/Matthies, 2003a, S. 34 f.<br />

38 Vgl. Miall et al., 1999, S. 194.

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