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Fallstudie Libanon (Nr. 51) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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beitragen, die Polarisierung zwischen vormaligen Konfliktparteien noch zu verstärken;<br />

gleichzeitig bestätigen sie oftmals die aus dem Krieg hervorgegangenen Kräfteverhältnisse<br />

und lassen deutlich die Verlierer und Gewinner des Krieges hervortreten. Die fragilen,<br />

kriegszerrütteten Staaten verfügen jedoch, im Unterschied zu bereits etablierten Demokratien,<br />

oftmals weder über eine politische Kultur des friedlichen Streitaustrages, des Interessenausgleichs<br />

und des Kompromisses, noch über ausreichend starke staatliche Strukturen,<br />

die den freien Wettbewerb zu kanalisieren und regulieren in der Lage sind. Hierbei tritt also<br />

erneut die Notwendigkeit einer effektiven Staatlichkeit zur Einhegung der destabilisierenden<br />

Folgen des Demokratisierungsprozesses zu Tage. 40<br />

3. Der libanesische Bürgerkrieg und die Kriegsbeendigung<br />

Im Folgenden soll nun ein kurzer Überblick gegeben werden über die Ursachen und den Verlauf<br />

des libanesischen Bürgerkrieges, sowie über die Bedingungen und Modalitäten seiner<br />

Beendigung. Ziel dieser Ausführungen ist es, die Voraussetzungen und die sich im Rahmen<br />

der Konfliktnachsorge stellenden Herausforderungen zu veranschaulichen.<br />

3.1 Ursachen und Verlauf des libanesischen Bürgerkrieges<br />

In der wissenschaftlichen Debatte um die Ursachen des libanesischen Bürgerkrieges wird<br />

einerseits auf externe Bedingungsfaktoren verwiesen: der Bürgerkrieg könne als Produkt<br />

externer – regionaler und internationaler – Einflussnahme, bzw. als Ersatzkrieg <strong>für</strong> den arabisch-israelischen<br />

Konflikt angesehen werden. 41 Andererseits werden innerlibanesische politische<br />

und sozioökonomische Konfliktquellen als ursächlich angeführt. 42 Teilweise zeichnet<br />

sich hierbei jedoch eine Reproduktion der Ursachenanalyse der Konfliktparteien selbst, ab.<br />

Während Verteidiger der zerfallenen Ordnung die externe Einmischung als Grund fortwährender<br />

Instabilität benennen, verweisen Kritiker und Herausforderer dagegen auf die genuin<br />

internen Kriegsursachen. Es ist nun in der Tat nicht von der Hand zu weisen, dass sich externe<br />

Akteure massiv im <strong>Libanon</strong> eingemischt haben: regionale Mächte, insbesondere Israel,<br />

Syrien, sowie die PLO, ferner in unterschiedlichem Maße Iran und der Irak, aber auch Frankreich,<br />

die USA, die Sowjetunion und andere. Nichtsdestotrotz ist der sowohl von Teilen der<br />

libanesischen Elite, aber auch von ausländischen Beobachtern gehegte Mythos, nachdem es<br />

einen echten Bürgerkrieg nie gegeben habe, sondern nur eine Serie von Kriegen anderer auf<br />

40 Vgl. Mansfield, Edward D./Snyder, Jack, 2001: Democratic Transitions and War. From Napoleon to the Millennium’s<br />

End, in: Crocker, Chester/Hampson, Fen Osler/Aall, Pamela (Hrsg.): Turbulent Peace. The Challenges of<br />

Managing International Conflict, Washington, D.C., S. 113 ff.; Paris, 2004, S. 1<strong>51</strong> ff.; Reiber, Tatjana, 2005: Democratisation<br />

after Civil Wars: Trigger for Violence or Means for Peacebuilding?, Schriftenreihe zur Internationalen<br />

Politik, Universität der Bundeswehr München, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehr- und<br />

Völkerrecht, S. 8 ff.<br />

41 Vgl. Corm, Georges, 1990: Liban: crise endogène ou crise régionale, in: Balta, Paul/Corm, Georges: L´avenir<br />

du Liban dans le contexte régional et international, Paris, S. 13 ff.; Boustany, Katia, 1994: Le conflit intraétatique<br />

au Liban. Problèmes de maintien de la paix, Bruxelles, S. 57 ff.<br />

42 Vgl. Petran, 1987.

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