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taz |NACHRICHTEN<br />

SONNABEND/SONNTAG,28./29.DEZEMBER2013 apple TAZ.AMWOCHENENDE 03<br />

Blumenkränze, stricken Mützen, rauchen<br />

Haschisch, trinken Pfannebecker<br />

und herzen uns. Aber mit Liebe, nicht<br />

sowieRösler,alsernochMinister,und<br />

Diekmann,alsernochhauptamtlicher<br />

Nerdwar.UnserevonExpertentumbefreitenBlickebleibenanAxelSpringers<br />

Riesenlaufband hängen. Wiedas funkelt,<br />

blinkt und pulsiert! Da müssen<br />

echte Kreative am Werk sein. Da kann<br />

unsereDachbepflanzungnichtmithalten.<br />

Aufunserem Dach wehen Fahnen,<br />

sodassmanmeinenkönnte,hierwehte<br />

ein frischer Geist. AufSpringers Dach<br />

hingegen flackertdie Weltgeschichte<br />

vonSpandaubis Teltow,sodass man<br />

meinen könnte, es passierte was im<br />

Land.DieseQuelleinformativerUnterhaltung<br />

istfastsobreitwie das Haus,<br />

aufdemsiethront,undals„Laufband“<br />

nurunkorrekt beschrieben. Es isteine<br />

Reklametafel,dieausvielengroßenPixeln<br />

besteht, die unterschiedliche Farbenannehmenkönnen,wennsienicht<br />

geradekaputtsind.WirhieraufdemRasenzwischenRilke,Haschischundfrei<br />

schweifendem Umherdenken finden<br />

das gut, der psychedelischen Effekte<br />

wegen. Springer strebt nach Start-up-<br />

Tugenden,sagendieExperten.Wiraber<br />

sehen,dasssichbeimContentseit1967<br />

so viel nicht geändert hat. „Chaoten<br />

werfen Pflastersteine aufSPD-Zentrale“,<br />

heißtesauf Springers Display. Die<br />

Veränderungen kündigen sich unten<br />

an.Immerhäufigersehenwirsehrbärtige<br />

Männer in Kapuzenpullis auf<br />

Skateboards durch die Rudi-Dutschke-<br />

StraßeRichtungSpringer-Zentralerollen,solchermaßenstummdenSpirit<br />

FOTO DER WOCHE<br />

„Der Dicke“<br />

sorgtfür<br />

Freude<br />

SeitachtMonatenist<br />

Alfonso(links)aus<br />

LeganesbeiMadrid<br />

arbeitslos.Jetztaber<br />

hatteerGrundzum<br />

Feiern.Wie160andere<br />

Hauptgewinnertrug<br />

seinLosbeider<br />

Weihnachtslotteriedie<br />

Nummer62246.Für„El<br />

Gordo“(denDicken)<br />

gabesvierMillionen<br />

Euro–dieerstmals<br />

versteuertwerden<br />

müssen.<br />

Foto: Pablo B. Dominguez/Getty Images<br />

RUSSLANDDieausderHaftentlassenenPunk-Musikerinnenwollensichkünftigfüreinen<br />

humanerenStrafvollzugengagieren.SieverlangenweitereinEndederPutin-Herrschaft<br />

Pussy Riot gegen Lagerhaft<br />

VON BARBARA OERTEL<br />

BERLIN taz | Die zwei AktivistinnenderrussischenFrauen-Punkband<br />

Pussy Riot, Nadeschda Tolokonnikowaund<br />

Maria Alechina,wollensichkünftigfüreinen<br />

humaneren Strafvollzug einsetzen.<br />

Das kündigten die beiden<br />

FrauenamFreitagbeieinerPressekonferenz<br />

in Moskau an. „In<br />

den Straflagern gibt es Menschen,diesichamRandesdesTodes<br />

befinden“, sagte die 25-jährigeAlechina.<br />

Für ihre geplante Nichtregierungsorganisation<br />

„Rechtszone“<br />

gebeesnochkeineFinanzierung,<br />

esseiabereineZusammenarbeit<br />

mitdem oppositionellen BloggerAlexejNawalnygeplant.Dieser<br />

hatte im vergangenen September<br />

erfolglosfür den Posten<br />

des Moskauer Bürgermeisters<br />

kandidiert. Den kürzlich freigelassenen<br />

Ex-Ölmagnaten<br />

Michail Chodorkowski wolle<br />

mannichtumfinanzielleUnterstützung<br />

bitten. Auf die Frage<br />

nachihrerHaltungzuRusslands<br />

PräsidentenWladimirPutinsagtedie24-jährigeTolokonnikowa,<br />

diese habe sich nichtgeändert.<br />

„Wirwollenweiter,dassergeht.“<br />

DiebeidenMusikerinnen,die<br />

beideeinkleinesKindhaben,waren<br />

im Februar 2012 nach einer<br />

ProtestaktiongegenPutininder<br />

Moskauer Christi-Erlöser-Kathedralefestgenommenundwegen<br />

RowdytumsausHassaufGläubige<br />

angeklagt worden. Im August<br />

2012warensiezuzweiJahrenLagerhaft<br />

verurteilt worden. Der<br />

UrteilsspruchlösteinternationaleProtesteaus.DieHaftstrafefür<br />

ein weiteres Mitglied vonPussy<br />

Riot, Jekaterina Samuzewitsch,<br />

setzte ein Moskauer BerufungsgerichtimOktober<br />

2012 zurBewährungaus.<br />

Während AlechinainNischni<br />

Nowgorod, rund 450 Kilometer<br />

vonMoskau,einsaß, warTolokonnikowa<br />

erst kürzlich ins<br />

4.400 Kilometer vonder Hauptstadt<br />

entfernte ostsibirische<br />

Krasnojarsk verlegt worden. Am<br />

23. Dezember waren die beiden<br />

aufgrund einer Amnestie von<br />

PräsidentPutinfreigekommen.<br />

In ersten Stellungnahmen<br />

nach ihrer Freilassung gaben<br />

sich die beiden Musikerinnen<br />

kämpferisch. Gegenüber dem<br />

russischen TV-Sender Doschd<br />

bezeichnete Alechina die Amnestieals„PR-Trick“.Hättesiedie<br />

Wahlgehabt,dieAmnestieabzulehnen,<br />

so hätte sie dies getan.<br />

Tolokonnikowa, die während ihrer<br />

Haftzeitzweimal in einem<br />

Hungerstreik getreten war,<br />

nannte ganz Russland „ein großes<br />

Straflager“. „Russland ist<br />

nach dem Modell einer Strafkolonieaufgebaut“,sagtesie.„Straflager<br />

und Gefängnisse sind das<br />

GesichtdesLandes.“<br />

Derzeit sitzen in Russland<br />

rund700.000PersoneninHaft,<br />

davon600.000 in sogenannten<br />

Straflagern. Für die derzeit<br />

knapp60.000inhaftiertenFrauensehendieGesetzenureineArt<br />

vonLagervor.DieKomplexeaus<br />

Verwaltungsgebäuden, Schlafräumen<br />

für die Gefangenen so-<br />

Ungebrochen von der Haft in Ostsibirien:<br />

Nadeschda Tolokonnikowa<br />

von Pussy Riot Foto: dpa<br />

„Russlandistnach<br />

demModelleiner<br />

Strafkolonieaufgebaut.Straflagerund<br />

Gefängnissesinddas<br />

GesichtdesLandes“<br />

NADESCHDA TOLOKONNIKOWA<br />

wie einem Arbeitsbereich sind<br />

mit Zäunen, Stacheldraht und<br />

WachtürmenvonderAußenwelt<br />

abgeriegelt. Die Frauen sind in<br />

derRegelinBarackenmit100bis<br />

130 Gefangenen untergebracht.<br />

Jeder Insassin stehen mindestensdreiQuadratmeterPlatzzu.<br />

Je nach Schwere des Verbrechens<br />

gibt es drei Unterbringungsformen:<br />

normal, erleichtertund<br />

streng. Unter normaler<br />

Lagerhaft dürfen die Frauen pro<br />

Jahr sechs kurze (bis vier Stunden)<br />

und vier lange (bis zu drei<br />

Tage) Besuch bekommen. Das<br />

strenge Regime, das bei Regelverstößen<br />

verhängt wird, sieht<br />

zunächsteine Isolationszeitvon<br />

drei Monaten vor. Besuche sind<br />

verboten.<br />

ImGegensatzzudenPussy-Riot-Aktivistinnen<br />

bleibt den Mitgliedern<br />

der Umweltschutzorganisation<br />

Greenpeace eine Lagerhaft<br />

erspart. Nach dem Erhalt<br />

vonAusreisepapieren haben inzwischenmindestens7derrund<br />

30 Aktivisten Russland verlassen.„Dierestlichenfolgeninden<br />

kommenden Tagen“, sagte der<br />

Direktor vonGreenpeace Russland,IwanBlokow.TrotzderHaft<br />

wollten alleAktivisten aber weiter<br />

gegen Umweltzerstörung<br />

kämpfen.<br />

Die Justiz hatte im Zuge von<br />

Putins Amnestie auch die VerfahrenwegenRowdytumsgegen<br />

die Aktivisten eingestellt. Die<br />

Crewhatte an einer Ölplattform<br />

des russischen Staatskonzerns<br />

Gazprom gegen UmweltzerstörunginderArktisprotestiert.<br />

Ostafrika-Gipfel vermeldet<br />

guten Willen und setzt Frist<br />

SÜDSUDANHauptkontrahentenbleibenGipfelfern.<br />

DortdrohenNachbarstaatenMaßnahmenan<br />

NAIROBI/BERLIN rtr/taz | Südsudans<br />

Regierung hat nach<br />

knappzweiWochenBürgerkrieg<br />

angeblich in eine sofortige Einstellung<br />

der Kämpfe eingewilligt.Diesvermeldetenjedenfalls<br />

am Freitagnachmittagdie Teilnehmer<br />

eines Sondergipfels der<br />

Regionalorganisation Igad (Intergovernmental<br />

Authority on<br />

Development) in Kenias HauptstadtNairobi.<br />

„Igad begrüßtdie<br />

VerpflichtungderRegierungder<br />

Republik Südsudan zu einer sofortigenEinstellungderFeindseligkeiten“,hießes.SüdsudansEx-<br />

Vizepräsident Riek Machar,<br />

Hauptwidersacher der Regierung,seiebensowieandereParteien<br />

„aufgefordert, ähnliche<br />

Verpflichtungeneinzugehen“.<br />

Die Tragweite dieser Erklärungbleibtunklar,dawederRiek<br />

Machar noch Südsudans Präsi-<br />

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Spendenkonto: 1020100<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

BLZ: 10020500<br />

Kennwort: Vietnam<br />

dentSalvaKiiramGipfelteilnah-<br />

men. Machar fordertvon Südsudans<br />

Regierung bedingungslose<br />

Direktverhandlungen und<br />

hat dafür eine Delegation benannt,<br />

die die wichtigsten verhafteten<br />

Oppositionspolitiker<br />

einschließt. Kiir hatimPrinzip<br />

Gespräche zugesagt, will jedoch<br />

offenbar erstdie vonmeuternden<br />

Soldaten besetzten Städte<br />

Südsudans zurückerobern. Eine<br />

TeilnahmeamTreffeninNairobi<br />

sagteerkurzfristigunterVerweis<br />

aufdieLageimLandab.<br />

Die Igad-Gipfelteilnehmer in<br />

NairobigabendenKontrahenten<br />

vier Tage Zeit–also bis Jahresende–umdieKämpfeeinzustellen.Andernfallswerdemanüber<br />

weitereSchrittenachdenken.Die<br />

Kämpfe im Südsudan dauerten<br />

derweil an und konzentrierten<br />

sichaufdieStadtMalakal. D. J.<br />

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