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40 SONNABEND/SONNTAG,28./29.DEZEMBER2013 apple www.taz.de | wahrheit@taz.de DIE WAHRHEIT | sonntaz<br />
DER BUNDESGEDÄCHTNISTRAINER EMPFIEHLT: ARSCH AUF EIMER<br />
DAS WETTER: AUFGEPASST!<br />
Gabrielfoto: reuters<br />
Wasesalles gibt! Sogar einen<br />
BundesverbandGedächtnistraining.<br />
Um die Merkfähigkeitzu<br />
steigern,empfehlendieBundesgedächtnistrainer<br />
Alten und<br />
Vergesslichen, „zehn Minuten<br />
Gedächtnistraining am Tag“ zu<br />
betreiben:„LesenSiedieZeitung<br />
und versuchen Sie anschließend,<br />
sich an die wichtigsten<br />
Themen zu erinnern. Dasselbe<br />
können Sie bei den Fernsehnachrichten<br />
ausprobieren. MachenSiesichfürsEinkaufeneine<br />
ListeundlernenSiesieauswendig.DabeihilfteinTrick:Ordnen<br />
SiejedesProdukteinemKörperteilzu.“GehtdasmitdenKörperteilen<br />
auch bei den Fernsehnachrichten?<br />
Dann versuchen<br />
wirdasmal:Inder„Tagesschau“<br />
tauchtSigmar Gabriel auf. Jetzt<br />
müssen wir uns ein passendes<br />
Körperteil denken … Moment<br />
mal! Das isteinfach. Zu Sigmar<br />
Gabrielpasstdiesesdicke,breite<br />
DinghintenuntermRücken.Wie<br />
heißtdasnochmal?Genau!Ein<br />
Arsch. Tatsächlich!DasfunktioniertwieArschaufEimer!Sovergessen<br />
wir Sigmar Gabriel nie<br />
mehr.WasfüreintollerTrickfür<br />
unserGedächtnis.Danke,werter<br />
BundesverbandGedächtnistraining.DaswerdenwirjetztmitallenFernsehnasenprobieren<br />
…<br />
Es warimmer dasselbe, es war<br />
unausweichlich,eswarzumKotzen.<br />
Dem 1. Januar stand es bis<br />
hier.364,manchmal365Tagekamennochnachihm,dochChinaböller,<br />
Knallfrösche, römische<br />
Lichter,Raketen, Bombenrohre<br />
undwasalles:Kaumhatteder1.<br />
Januarum0Uhr0seinenDienst<br />
angetreten, brach die Höllelos.<br />
Da knallte, knatterte, krachte,<br />
platzte, explodierte es wie ver-<br />
rückt, nirgends gabesein ruhigesPlätzchen.DazuderGestank,<br />
derNebel!Aberdiesmalsollteallesanders<br />
werden, der 1. Januar<br />
hattemiteinemanderenTaggetauscht.<br />
Mitwelchem, warsein<br />
großes Geheimnis. Nursoviel:<br />
Wer diesmal Pyrotechnik abbrennenwürde,würdedaswahreNeujahrgarnichtmitkriegen!<br />
InschadenfroherVorfreuderieb<br />
sichder1.JanuardieHände.<br />
TanteLola lebt<br />
NACHBARLÄDENDerkleineSexshopvonnebenanfeierteinComeback<br />
Alles wirkt so vertraut:<br />
Die Türglockebimmelt,<br />
bunte Plastikstreifen<br />
wehen mir entgegen.<br />
Schummriges Rotlichtfälltauf<br />
den schmuddeligen Tresen mit<br />
derWaage,anderder62-jährige<br />
HeinzP.geradegebrauchteVHS-<br />
Cassetten zum Kilopreis abwiegt.<br />
Alles weistauf einen guten<br />
alten Sexshop hin, wie ihn<br />
diemeistenvonunsnochausJugendtagenkennen,dochderEindruck<br />
täuscht: Keine zwei Wochen<br />
istesher,dass der Verein<br />
„Tante Lola e.V.“sein Ladenlokal<br />
eröffnet hat, um eine Tradition<br />
wiederzubeleben, die andernortslängstverlorengegangenist.<br />
GewisseinDutzendNeugieriger<br />
schiebt sich an mir vorbei,<br />
mithochgeschlagenem Mantelkragen<br />
und ausgebeulter Hose.<br />
Schon jetzt übertrifft der Erfolg<br />
desungewöhnlichenProjektsalle<br />
Erwartungen. Die Registrierkasse<br />
klingeltimFünfminutentakt,<br />
während Videos, Strapse<br />
undasiatischeLustkugelnindiskret<br />
unbeschriftete Packpapiertütenwandern.<br />
„WirhabendenLadenalsNon-<br />
Profit-Organisation gegründet,<br />
wollten eigentlich nur Bürgersinnzeigen“,<br />
freutsichFrührentnerHeinzP.,dergemeinsammit<br />
Spätaussiedlerin Bianca Z. die<br />
Vielevermisstenden<br />
gepflegtenPlausch<br />
imLadenzwischen<br />
StrapsenundDildos<br />
Geschäftsleitung übernommen<br />
hat. „Gerade hier aufdem Land<br />
haben doch vielenur einen Videorecorder,aber<br />
nichts mehr,<br />
wassiereinsteckenkönnen.“<br />
Mit Hingabe kümmern sich<br />
die beiden Ehrenamtlichen um<br />
die Spezialwünsche ihrer Kundschaft.<br />
Wasnichtdaist,wirdbestellt:Hi-HeelsinGröße49,eine<br />
Eskimo-Gummipuppe, Kondome,<br />
die wie früher noch richtig<br />
nachKondomschmecken.<br />
Trotz des Andrangs lassen es<br />
sich die zwei nichtnehmen, jeden<br />
Neuankömmling namentlich<br />
zu begrüßen: „Gott zum<br />
Gruß,FrauDr.Pötter!“,ruftBianca<br />
Z. soeben. „Wie istdas Befinden<br />
der werten Geschlechtsteile?“<br />
Die Kunden danken es mit<br />
glutvollem Erröten und bedingungsloser<br />
Treue. Es scheint, als<br />
ob die kleine niedersächsische<br />
GemeindeihresozialeMittewiedergefundenhat.<br />
Früher nämlich gabessoeinenkleinenTante-Lola-Ladenan<br />
jeder Ecke. Für vieleältere MenschenwarerdieeinzigeMöglichkeit,sich<br />
mitdem täglichen Bedarfzuversorgen<br />
und malmit<br />
anderen ins Gespräch zu kommen<br />
–ein Ort, an dem mananschreiben<br />
lassen konnte, wenn<br />
der Druck am Monatsende zu<br />
groß wurde. In den letzten Jahrenjedochverschwandendieinhabergeführten<br />
Läden, wurden<br />
durch anonyme Kaufhallen mit<br />
steriler Beleuchtung und unfreundlichem<br />
Personal ersetzt.<br />
InScharenwandertendieKonsumenten<br />
erst zuden ErotikversandhäusernunddanninsInternetab,ganzeLandstrichehatten<br />
plötzlich keine funktionierende<br />
Pornoinfrastrukturmehr.<br />
Junge Leute verließen solche<br />
Gegenden, um ihr Glück woanders<br />
zu suchen. Zurück blieben<br />
die Alten, die Armen und die<br />
Technikverweigerer. Doch immermehrvonihnenvermissten<br />
denpersönlichenSchnackander<br />
Ausleihtheke, den gepflegten<br />
PlauschandenVitrinenmitden<br />
Handschellen, Gleitcremes und<br />
Muschikitzlern, das SchwätzchenüberGottunddieWelt.<br />
So ging es auch Heinz P. und<br />
Bianca Z. Voretwaeinem Jahr<br />
aberhattensieanderThekedes<br />
Dorfkrugs die rettende Idee<br />
gegenVereinzelungundEinsam-<br />
Im kleinen Sexshop nebenan kann man Nachbarschaft spüren Foto: imago<br />
keit:„WarumnehmenwirdieSache<br />
nicht selber in die Hand?<br />
Zum Beispiel den Superdildo<br />
‚Goliath‘ für 74,95 Euro?“ Statt<br />
endlos weiterzulamentieren,<br />
machten sich die beiden aufdie<br />
Suche nach toleranten Gleichgesinnten<br />
mit viel Tagesfreizeit.<br />
NachVereinsgründungwurdein<br />
Eigenleistung eine leerstehende<br />
Reinigungrenoviert,derKontakt<br />
zuchinesischenLieferantenaufgenommen,<br />
und als endlich die<br />
bürokratischen Hürden genom-<br />
menwaren,konntediegroßeEr-<br />
öffnunggefeiertwerden.<br />
„DerLadenschlugeinwieeine<br />
Bombe, eine Sexbombe gewissermaßen“,<br />
grinst Heinz P.<br />
schmierig. „Das halbeDorfkam<br />
angeschlichen, viele zwar mit<br />
hochgeschlagenemKragen,aber<br />
hier kenntjanun wirklich jeder<br />
jeden –nichtwahr,Herr Pfarrer?“Widerstrebendlöstsichder<br />
OrtsgeistlichevonderKlinkeder<br />
Videokabine und schmunzelt<br />
uns mitverstellter Stimme zu:<br />
„AlsderHeinzunddieBiancajedem<br />
vonuns ein Gläschen Sekt<br />
spendierthaben –Natursekt natürlich<br />
–, das hatunsere Nachbarschaft<br />
zusammengebracht.“<br />
SeithervergehtkeinTag,andem<br />
der Pfarrer die beiden nichtin<br />
seine einhändiges Nachtgebet<br />
einschließt.<br />
Und auch Heinz P. versteht<br />
langsam, welch unschätzbaren<br />
Diensterseinem Dorferwiesen<br />
hat. „Wenn die Tabusfallen, steigen<br />
Herzlichkeit und Wir-Gefühl“,<br />
brummterzufrieden und<br />
nimmtdie Hand ausder Hose<br />
des Geistlichen. Seine Beobachtung:<br />
Insbesondere das gemeinsame<br />
Granteln über die ständig<br />
steigenden Buttplug-Preise<br />
schweißeeineGemeinschaftzusammen.<br />
„Angeblich sind die<br />
erdölexportierenden Länder<br />
schuld –ja, ja, wer’s glaubt!“,<br />
schimpft er in die Menge, und<br />
derPfarrerwieauchalleanderen<br />
Anwesenden stimmen lautstark<br />
ein,ehesieunterderLadentheke<br />
verschwinden.<br />
Die ermutigenden Geräusche<br />
bürgerschaftlichen Engagements<br />
begleiten mich noch, als<br />
ichdenkleinenLadenlängstverlassen<br />
habe. MitSicherheitwird<br />
er anderswo bald Nachahmer<br />
finden –vielleichtsogar bei uns<br />
untenimHaus? MARK-STEFAN TIETZE<br />
WAHRES RÄTSEL 068<br />
VON RU<br />
GURKE DES TAGES<br />
Die Ziffern hinter den Fragen zeigen<br />
die Buchstabenanzahl.<br />
1 Kellners Dachkammer? Grauzellenzelle.<br />
(13); Viehischer Nachzügler wie Suppenwürzer.(13)<br />
2 Kopfschutz fürKaltes.(8)<br />
3 Wenn es bricht, kann ein Blutrettschal<br />
nichtschaden. (13)<br />
4 Verhalten in Vogelschwärmen. (13)<br />
5 Gefühlige Hardcoreunterabteilung. (3)<br />
6 Haarverlustgradangabe.(13)<br />
7 Warendie Zehn Gebotewirklich in Stein<br />
gemeißelt oder nichteher doch in das Material<br />
der Bundeslade geritzt? (9)<br />
8 Bevorergilt,gefragter Stand. (3)<br />
9 Nochkleiderschrank für2.(13)<br />
10BemuttertziemlichgroßeEllipsoide.(3)<br />
11 Überraschend noch zu vernehmendes<br />
Echo des Nikolausrufes.(3)<br />
12 Körbchenbefehl. (5)<br />
13Etwasleiser,s’ilvousplaît,Madame!(3)<br />
14 In drei Tagen nichtzuüberhören, der gesteigerte<br />
Heinrich. (7)<br />
15 So gehtder rohe Grobian lateinisch eine<br />
Sache an. (5)<br />
16 Mussdie zwei Cent Gebührenerhöhung<br />
nächste Woche nichtfürchten. (5)<br />
17 Sind in dessenGeltungsbereich Linkseigentlich<br />
erlaubt? (5)<br />
18 Auch dieser papierene Untergrund verdankt<br />
sich womöglich einem solchen. (3)<br />
19 Gemüsekommtdoppelt vomBeet. (4)<br />
20 Dertauchtundrührtin1senkrechtsflüssigem<br />
Ambiente.(13)<br />
21 Hallo,Robert! Wie geht’sinIndien? (5)<br />
22 So sind derzeit die Nächte.(3)<br />
23 Buchstabe vomStockwerk drüber oder<br />
drunter. (3)<br />
24 Dramatische Wasserstandsmeldung<br />
aus deutscher Literaturpersonalie.(4)<br />
25 Hottehü im Land des 10.(5)<br />
26 Hallo,Dienstmann! Der Franzmussgeschwind<br />
ins SchwarzeRössl! (5)<br />
27 Der sprechende Löwe?Eher nachgesagt.<br />
(3)<br />
28Dasgibtsvom10nurimXXL-Format.(2)<br />
29 Hellwegstation nichtnur fürEsel. (4)<br />
30 Ohne Fleiß kein Preis,ohne das kein<br />
Bloggen. (6)<br />
31 Die vorige Tätigkeit istauf jeden Fall so<br />
eine.(7)<br />
32Musserstsosein,wenn’sbesserwerden<br />
soll. (3)<br />
33 MedienverwaltungsgehilfeimTaschenformat.<br />
(5)<br />
34 FerienanschriftimInternet? (3)<br />
35 Einmal wär schon oft. (3)<br />
36 Rille fern des 38.(3)<br />
37WenndieReiheeineArtReiseantritt.(5)<br />
38 Vorne Essbares,hintenauf dem Tisch,<br />
zusammen wasfür die Ohren. (13)<br />
Die Buchstaben in den eingekreistenZahlenfeldern<br />
ergeben in geänderterReihenfolge<br />
das Lösungswort:Wallensteins bekannteste<br />
Bekannte warenKlomänner in<br />
Nürnberg.<br />
Auflösung vom21. 12. 2013<br />
RUPRECHT<br />
1ZWEISTROMLAND,ZWIEBELKUCHEN; 2<br />
WACH; 3ER; 4ISS; 5SCHEINRIESE; 6THE;<br />
7RAEUBERSCHACH; 8OUTLAW; 9ASSIAC;<br />
10DEMONSTRATION;11WARSCHAU;12IC;<br />
13 SHEETS; 14 EHE; 15 UL; 16 BIBO,BRENN-<br />
PUNKT; 17 BIH; 18 PI, PEENE; 19 BAHRAIN;<br />
20 HA; 21 EIGENGEWAECHS; 22 GAEREN;<br />
23GAG;24AERAR;25KOENIGSKINDER;26<br />
KONG; 27 ILSE; 28 DOCS; 29 REE; 30 COL-<br />
PO; 31 CIE; 32 IATA;33SEHNSUCHT; 34<br />
HANSE; 35 SAH; 36 AGENS; 37 ET; 38<br />
NACHSCHWATZEN<br />
Gewinner: Oliver Glindemann, Darmstadt;<br />
GabyRohr,Oebisfelde-Weferlingen;<br />
Frank Liepold, Rheinstetten.<br />
Zu gewinnen gibtesjeein Buch eines taz-<br />
Autors oder einer taz-Autorin. Schicken Sie<br />
das Lösungswort bittebis zumEinsendeschlussam2.<br />
1. 2014 (Datum des Poststempels)<br />
per Postkartean: taz, Rudi-<br />
Dutschke-Straße 23,10969 BERLIN, oder<br />
per E-Mail an: raetsel@taz.de.Der Rechtswegist<br />
wie immer ausgeschlossen.<br />
Pferde,ihrfaulenSocken!„TrabrenntagamSonntaginMönchengladbachfälltaus“,meldete<br />
dpa. Nach Veranstalterangaben<br />
wurden „nicht genügend<br />
Pferde“gemeldet. Ja,habt ihr<br />
nochalleandenHufen,ihrGäule!DahängtihrüberWeihnachtenvollgefressenaufderCouch,<br />
glotzt Actionfilme und schiebt<br />
euch zwischen den sowieso<br />
schon fetten Mahlzeiten einen<br />
Dominosteinnachdemanderen<br />
zwischen die Zähne –und dann<br />
das! Jetzt flott die Pfunde wiederruntertraben,aberhottehü!<br />
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