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Ausder taz<br />
34 SONNABEND/SONNTAG,28./29.DEZEMBER2013 apple www.taz.de | ausdertaz@taz.de UNSERE COMMUNITY | sonntaz<br />
Aus der taz<br />
DasMedienhausanderRudi-Dutschke-Straße:Analysen,<br />
Lob,Renovierungen–undeinBlickaufAusbildungslagen<br />
ONLINEDietazsuchtefüreinVolontariatimOnline-BereichBewerberInnen–<br />
undbekamsehr,sehrvielPostvonallerhöchstgeeignetenKandidatInnen<br />
MITARBEITER DER WOCHE: JOCHEN RONIG<br />
Der Graswurzelmeister der taz<br />
EineAusbildungfürdieZukunft<br />
Journalismus ist wie die Sichtung von Bewerbungen auch ein –Auswahlprozess Foto: Boris Geilert/Gaff<br />
VON FRAUKE BÖGER<br />
Die Zukunft des Journalismus<br />
soll ja in Gefahr sein, hörtman.<br />
DasscheintdieZukunftdesJournalismusabernichtzujucken.Jedenfallssinddadraußenhaufenweise<br />
junge Menschen, die sich<br />
nichts anderes wünschen, als<br />
denBerufdesJournalistenzuergreifen.<br />
Nichteinfach als Selbstbehauptung,<br />
sondern so richtig<br />
mitAusbildungundso.<br />
AufunsereAusschreibungfür<br />
einVolontariatmitSchwerpunkt<br />
Online haben sich gut150 Menschen<br />
beworben. Mindestens<br />
zweiDrittelvonihnenhättenwir<br />
sofortnehmenkönnen.Wasman<br />
mitMitte 20 schon alles hinter<br />
sich gebracht haben kann, ist<br />
durchaus beachtlich: Drei<br />
Fremdsprachensindmittlerweilenormal(undSpanischistkeine<br />
besondereSprachemehr),Studium<br />
istkeine Frage(die klassischen<br />
Laberfächer), gutorganisierte<br />
Auslandsaufenthalte auch<br />
nicht–und dann natürlich ein<br />
Praktikumnachdemnächsten.<br />
Vielleicht kratzt es die Zukunft<br />
auch nicht, dass niemand<br />
ERFRISCHTES TAZ CAFÉ<br />
Warme Küche<br />
Die KollegInnen des taz Cafés<br />
hatten ihre Feiertag-und-zwischen-den-Jahren-Ferien<br />
ja verdient–wer<br />
so gutserviertund<br />
kocht, soll auch tüchtig urlauben.<br />
Donnerstag ist der Laden<br />
wieder offen –dann öffnet der<br />
Gastrotempel im taz-Haus wieder.<br />
Die Pause war nötig, weil<br />
nachJahrendasstylisheRestaurantcaférenoviertwerdenmusste<br />
–als Akt der Erfrischung. Was<br />
mittags gekocht werden wird?<br />
Küchenchef Christoph überlegt<br />
noch:SollesFischgebenoderVegetarisches?<br />
Kuchen, Tapas und<br />
Keksegibt es aufjeden Fall. Und<br />
dieKollegInnen,dieausihrenFerienzurücksind!<br />
■ Endlich wieder speisen im taz-<br />
Haus? Hier die Karte fürden 2. und<br />
3. Januar: www.taz.de/tazcafe<br />
Neulich habe er den neuen Film<br />
der Coen-Brüder gesehen, „InsideLlewynDavis“.Ihmleuchten<br />
ein wenig die Augen, als er dies<br />
aufdemWeginstazCaféerwähnte:DieGeschichtederLiedermacherei<br />
im VillageNew Yorksvor<br />
der Entdeckung des Folks als<br />
marktgängig, hat<br />
ihm gefallen. Das<br />
musste bei diesem<br />
Film wohl auch so<br />
sein: Für Jochen Ronig<br />
istesauch eine<br />
Story der eigenen<br />
Generation beziehungsweise<br />
jener,<br />
die sich in dieser<br />
Kultur gern wiedererkennenwollten.<br />
Geboren 1957 in<br />
Duisburg, drei Geschwister,Gymnasium<br />
mit Lieblingsfach<br />
Mathe, Ausbildung<br />
im Kaufhaus,<br />
Bundeswehr, Fahnenflucht–und<br />
ab<br />
ins damals noch insulare und<br />
nichtvon Bundeswehrpflichten<br />
eingenommene Westberlin. Typisch<br />
für einen wie ihn, der von<br />
einer besseren Welt schon<br />
träumte, als er noch im Ruhrgebiet<br />
lebte und hoffte, dass der<br />
hippieske,derfriedlicheWegder<br />
Illustration: Christian Specht<br />
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weiß,wielangesichechterJournalismus<br />
nach klassischem Pa-<br />
einem sofortrausrutscht, wenn richtigeseinwürde.<br />
vertrauten,etwassteifenTon,der<br />
........................................................................................................................................................................................................<br />
Qualifiziertinder taz<br />
■ Nur in individuell geeigneten<br />
Ausnahmefällen bietetdie taz<br />
AusbildungsplätzeinLehrberufen<br />
wie fürVerlagskaufleute oder Mediengestalter<br />
an. Dassesklappen<br />
kann, davonkönnen in 35 Betriebsjahren<br />
eine Handvoll Mitarbeitende<br />
piermuster noch finanzieren<br />
lässt,weilsiesonstkeineIdeehat,<br />
wassie machen will? Könnte ja<br />
sein.InallenanderenBereichen,<br />
in denen Geisteswissenschaftler<br />
wirken könnten, siehtesjaauch<br />
nichtsosuper ausmit unbefris-<br />
mandas Wort Bewerbung auch<br />
nurdenkt.Dahatsichalsonichts<br />
geändertundwirdeswohlnie.<br />
Dass es sich um ein Online-<br />
Volontariathandelt,hattenallerdings<br />
die wenigsten so richtig<br />
aufdemSchirm.WaszweiGrün-<br />
Mitte der achtziger Jahre begannereinStudiumanderheutigen<br />
Universität der Künste,<br />
Fachbereich Gesellschafts- und<br />
Wirtschaftskommunikation.<br />
Wasauchimmererdortlernte–<br />
das Graswurzelige, das Lieder-<br />
berichten. tetenStellenundAltersvorsorge. de haben kann: Sie haben darüpiermuster<br />
■ Anders in der Redaktion. Gut 20 Denndasistihrbestimmtwichtig,<br />
ber nicht weiter nachgedacht,<br />
PraktikantInnenbevölkerntäglich<br />
dieser Zukunft. Sie machtes weil es für sie nicht überraber<br />
die verschiedenen Ressorts.Für ordentlich: kaum Brüche im Lebenslauf,<br />
schendist.Oderesistihnenegal,<br />
mindestens zwei Monate,denn<br />
geradeaus aufdas Vo-<br />
HauptsacheeineAusbildung.<br />
darunter lohnte sich der Aufwand lontariatzuundschondieFrage Die Entscheidung, werdenn<br />
fürdie Betreuung nicht. Werdabei aufdenLippen,obmandenndanachauchübernommenwird.<br />
nundas Volontariatbekommen<br />
das geforderte und förderliche<br />
soll,istunsjedenfallsnichtleicht<br />
Selbstbewusstsein mitbringt, Man würde dieser Zukunft gefallen. Und nunzusagen, um<br />
kann sich sehr schnell als Mitglied gerne sagen: Mach dich locker, all diese Menschen müsse man<br />
eines journalistischen Netzwerks fahrdochmalraus,verfahrdich sich aber keine Sorgen machen,<br />
fühlen. Entsprechend lang istdie und schau, wie du zurückkommst–wenn<br />
würdevermutlichEmpörungbei<br />
Liste der Bewerbungen.<br />
du dann noch eben diesen auslösen: Denn nur<br />
■ Darüber hinaus werden durch zurück willst. Aber das wäre weil jemand bisher alles so ge-<br />
die taz-Redaktion systematisch furchtbar altklug, und die jungen<br />
machthat,wieeseinBerufsbera-<br />
drei bis vier VolontärInnen ausgebildet,<br />
Leute würden es wohl nicht tervorschlagenwürde,heißtdas<br />
einige stammen aus den annehmen, sie sind viel zu entschieden.Oderzuunsicher?Das<br />
nochlangenicht,dasserodersie<br />
Journalistikfachbereichen der<br />
selbstbewusst wäre. Wie auch?<br />
Universitäten Leipzig und Dortmund.<br />
lässtsich nichtsorichtig rausle-<br />
Die Zukunft des Journalismus<br />
Anderebewerben sich aus senausdenhübschenLebensläu-<br />
solljainGefahrsein,hörtman.<br />
Journalistenschulen oder auch fen. Diese sehen übrigens noch<br />
über Ausschreibungen der taz immer sehr klassisch aus, auch ■ Frauke Böger, 31, leitet –mit Julia<br />
Panter Stiftung ins Haus. (abu) die Anschreiben haben diesen<br />
Niemann –taz.de<br />
macherische haterwahrscheinlich<br />
schon immer draufgehabt.<br />
Kommunikationauf die direkte<br />
Weise,ohnevielinstrumentelles<br />
Gewese, betreibt er seitJahren<br />
auch in der taz. Jochen Ronig ist<br />
in der Marketingabteilung für<br />
den wöchentlichen Newsletter<br />
der taz, der Le Monde<br />
diplomatique,<br />
für Briefaktionen<br />
und Briefe an die<br />
AbonnentInnen zuständig.<br />
Seine Spracheistdirekt,unverblümtund<br />
freundlich<br />
–KundInnen<br />
von Medien aus<br />
demtaz-Hausschätzen<br />
seine Rundbriefe.<br />
Immer in seinen<br />
Jahren seit der<br />
Fluchtvor den Feldjägern<br />
hat erin<br />
Kreuzberg gelebt –<br />
traditionell so eine<br />
Art Village Berlin.<br />
Mal in eheänlichen Verhältnissen,malinMini-WGs,malallein.<br />
Und vorwenigen Wochen hat<br />
Jochen Ronig mitdem Gitarre<br />
spielen angefangen. Er sagt:<br />
„Nach35JahrenPause.Alsersten<br />
Song habe ich mir ‚Buffalo<br />
Springfield‘ vonNeil Young vorgenommen.<br />
Klingt auch nach<br />
zwei Wochen Überei noch<br />
schräg.“ Als ob es aufPerfektion<br />
ankäme!<br />
JAF<br />
■ Fragen zu taz-MitarbeiterInnen<br />
der Woche? Mailen Sie uns:<br />
ausdertaz@taz.de<br />
Springer in Transformation<br />
DIGIZUKUNFTDenangeschlagenenRufzubessern,ist<br />
vielschwierigeralsjederKampfumMarktanteile<br />
NachdenInsolvenzenderFrankfurter<br />
Rundschau, der Financial<br />
Times Deutschland und der<br />
Nachrichtenagenturdapdvoreinem<br />
Jahr fuhr ein Schrecken<br />
durch die Zeitungsredaktionen.<br />
WardasnunderAnfangvomUntergangvonGewerbeundBeruf?<br />
Inzwischen weiß man, es waren<br />
Fälleverfehlter Unternehmensstrategien,<br />
bei denen nach langem<br />
Hinhalten die Reißleinen<br />
gezogen wurden. Der<br />
Satz vom Schuss,<br />
den man gehört<br />
habe, gehört<br />
aber seither<br />
zumVokabular<br />
der Veränderung<br />
in jedem<br />
Verlag, so viel<br />
Bewegung wie<br />
heutewarnie.<br />
Einen Verlag<br />
gibt es jedoch,<br />
der einem das<br />
Foto: Anja Weber<br />
telschonverlassenundsitztjetzt<br />
irgendwoamKu’damm.<br />
EinDezemberabendimDeutschen<br />
Architekturzentrum. Präsentiertwerden<br />
drei vorläufige<br />
GewinnereinesWettbewerbsfür<br />
einen Springer-Campus neben<br />
dem Axel-Springer Haus. Vorstandsvorsitzender<br />
Mathias<br />
Döpfner beschreibt seltsam<br />
nachdenklich, fast zurückhaltenddieIdeedesProjekts,Räume<br />
für die neuen digitalen<br />
Unternehmungen<br />
des Konzerns mit<br />
Beziehungen zur<br />
altenZentralezu<br />
schaffen.Diedigitale<br />
Zukunft<br />
istkeinesichere<br />
Bank. Ganz und<br />
garnichtzurückhaltend<br />
sind die<br />
Gefühl gibt, es<br />
hätte dieses Schusses nichtbedurft.<br />
Axel Springer istpermanentinBewegungundVorreiter<br />
der Transformation, weg von<br />
Print,hinzumDigitalen,wasangesichts<br />
der Auflagen-Fallhöhe<br />
der Kernmarke Bild nurzuverständlichist.ÜberBezahlmodelle<br />
im Internet redet mannicht<br />
lange,sondernprobiertsieinder<br />
Realität des Internets aus. Ein<br />
PrintpaketausregionalenTageszeitungen<br />
und sämtlichen Zeitschriften<br />
wirdgleich im Milliardenumfang<br />
geschnürtund zum<br />
Verkaufgestellt. Die traditionsreiche<br />
Berliner Morgenpost hat<br />
ihrenSitzimaltenZeitungsvier-<br />
vorgestellten<br />
Entwürfe. So<br />
wie einst der<br />
Bau des Springer-Hochhauses<br />
direkt an der<br />
Mauer senden sie vorallem ein<br />
Signal der Überlegenheit aus.<br />
Aberanwen?<br />
InkeinerOrganisation,keiner<br />
Partei, keiner Redaktion sitzen<br />
heutesovielealteAchtundsech-<br />
zigerzusammenwieinderAxel-<br />
Springer-Straße, beschäftigt mit<br />
demeinenProjekt,derTransformation<br />
des Images des Verlags.<br />
Das istein noch schwierigeres<br />
VorhabenalsdieDigitalisierung.<br />
DasAltewilleinfachnichtweg.<br />
■ Karl-Heinz Ruch, 59, taz-<br />
Geschäftsführer, liest gern auf<br />
Papier, längst auch auf eFlächen