Wie gestalten Akademikerinnen Elternzeit und - ifb - Bayern
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4 Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />
4.3 Präferenztheorie<br />
Gr<strong>und</strong>annahmen<br />
Ein vergleichsweise junger Ansatz ist die Präferenztheorie (Lifestyle Preference<br />
Theory) von Catherine Hakim (2000; 2002; 2003), welche Entscheidungen von<br />
Frauen auf der Mikroebene ergründet. Im Spezifischen erhebt sie den Anspruch<br />
Erwerbsmuster, Fertilitätserhalten <strong>und</strong> Berufs- bzw. Arbeitsplatzwahl von Frauen zu<br />
erklären. Die Präferenztheorie verspricht insofern eine neue Sichtweise, indem sie<br />
individuelle Einstellungen <strong>und</strong> Werte ins Zentrum kausaler Erklärungen stellt. Ein<br />
gr<strong>und</strong>legender Unterschied zu ökonomischen Ansätzen, aber auch zu Theorien, bei<br />
welchen ideelle Faktoren eine wichtige Rolle spielen, ist die Gr<strong>und</strong>annahme, dass<br />
Frauen eben nicht homogen in ihren Lebensstil-Präferenzen sind <strong>und</strong> diese nicht bei<br />
allen stabil sind (Hakim 2003: 350).<br />
Dabei bettet Hakim (ebd.) ihre Theorie in den historischen Kontext ein <strong>und</strong> berücksichtigt<br />
so gesellschaftlichen Wandel <strong>und</strong> gesellschaftliche Rahmenbedingungen.<br />
Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es nach ihrer Ansicht fünf weitreichende gesellschaftliche<br />
<strong>und</strong> ökonomische Veränderungen: Die „kontrazeptive Revolution“ seit 1965,<br />
die Gleichstellung der Geschlechter, die Expansion des Dienstleistungssektors <strong>und</strong><br />
die Individualisierung (siehe dazu Kapitel 2). Dadurch hat sich der Möglichkeitsraum<br />
für Frauen im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert stark erweitert, innerhalb dessen sich unterschiedliche<br />
Präferenzen in der Erwerbs- <strong>und</strong> Familienarbeit realisieren lassen. (ebd.: 2-11).<br />
Hakim unterscheidet drei idealtypische Kategorien von Frauen: berufsorientierte,<br />
familien- <strong>und</strong> haushaltsorientierte sowie adaptive Frauen, die einen Mischtypus<br />
zwischen den beiden Extremtypen bilden. Diese Unterschiedlichkeit von Präferenzen<br />
erzeugt verschiedene weibliche Erwerbsmuster <strong>und</strong> -verläufe 18 . Sie nimmt also im<br />
Gegensatz zur gängigen Meinung in den Sozialwissenschaften nicht im Vorhinein<br />
an, dass alle Frauen Familie <strong>und</strong> Beruf vereinbaren wollen. (Hakim 2000: 6). <strong>Wie</strong><br />
groß diese drei Gruppen von Frauen im Verhältnis zueinander sind, variiert zwischen<br />
den verschiedenen westlich-modernen Gesellschaften <strong>und</strong> ist abhängig von den<br />
länderspezifischen historischen, ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> institutionellen Kontexten.<br />
Unterschiedliche Wohlfahrtsstaatspolitiken determinieren ebenso, wie stark sich<br />
18 Hingegen ist die überwiegende Mehrheit der Männer in ihren Präferenzen homogen: Sie sind berufszentriert<br />
(Hakim 2000: 6).<br />
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