Bildungsoffensive (PDF-Datei, 226 kB) - Ilse Wehrmann
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BILDUNGSOFFENSIVE DEUTSCHLAND<br />
gebracht wird immer wieder die Einführung eines „Elternführerscheins“, der bislang kinderlose<br />
Männer und Frauen, bevor sie Mütter und Väter werden, auf ihre Elternrolle vorbereiten. Fürsprecher<br />
für die Einführung dieses Führerscheins sind insbesondere der Sozialwissenschaftler Klaus<br />
Hurrelmann und der Kriminologe Christian Pfeiffer. Die Idee ist nicht neu, wurde sie doch auch schon<br />
von Reformpädagoginnen und -pädagogen um 1900 vertreten. Die gängigen Modelle sehen eine<br />
verbindliche Teilnahme vor, die – falls rechtlich durchsetzbar – an das Kindergeld gekoppelt werden<br />
sollte, d.h. der Bezug von Kindergeld setzt die Teilnahme an diesen Kursen voraussetzt.<br />
Diesem Modell vorzuziehen wäre ein Angebot zur freiwilligen Teilnahme an Beratungs - und<br />
Vorbereitungskursen, die sich für die Eltern im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt. Für die<br />
Teilnahme an solchen Kursen, die in Kindertageseinrichtungen angeboten werden, erhalten sie<br />
einen „Elternpass“, der einem Gutschein entspricht für die spätere Inanspruchnahme von<br />
Elternberatungsgesprächen in einer Kindertageseinrichtung ihrer Wahl. Denkbar ist auch die<br />
Aushändigung eines Welcome-Pakets an die Eltern nach Geburt des Kindes u. Ä. Vorteile dieses<br />
freiwilligen Angebots wären unter anderem:<br />
< die Kindertageseinrichtung bekommt bereits vor Geburt des Kindes Kontakt zu Eltern in<br />
ihrem Betreuungsbereich, sie empfiehlt sich bereits vor Geburt des Kindes kompetenter<br />
Partner für Kindes - und Erziehungsfragen und kann ein Vertrauensverhältnis für die<br />
nächsten Jahre zu den Eltern schaffen,<br />
< bei freiwilliger Teilnahme mit „Belohnung“ sind keine Widerstände oder Blockaden seitens<br />
der Eltern zu erwarten,<br />
< die mit der „Belohnung“ einhergehende Gegenwert (Gutschein) ist zweckgebunden<br />
Das inhaltliche Angebot für die einzulösenden Gutscheine ist als Kombination aus Erziehungs - und<br />
Gesundheitsberatung, zum Beispiel zu Ernährungsfragen zu konzipieren. Diese Kurse sollten in<br />
Kindertageseinrichtungen, aber auch in Volkshochschulen, Mütterzentren, Familien- oder<br />
Mehrgenerationenhäusern u. a. angeboten werden.<br />
Die freiwillige Teilnahme würde dem Eindruck entgegentreten, man traue jungen Eltern nicht zu, ihre<br />
Kinder ohne Weisung „von oben“ liebevoll und kindgerecht zu erziehen. Viele Eltern sind nach wie<br />
vor in der Lage, auch ohne Elternpass das Beste für ihre Kinder zu wollen und zu tun. Zu bedenken<br />
wäre auch, dass die Einrichtungen bislang die nötige erwachsenenpädagogische und -didaktische<br />
Kompetenz für die Durchführung solcher Kurse vielfach erst noch erlangen müssen.<br />
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DR. ILSE WEHRMANN