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Bildungsoffensive (PDF-Datei, 226 kB) - Ilse Wehrmann

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BILDUNGSOFFENSIVE DEUTSCHLAND<br />

nur solche Einrichtungen, die regelmäßig Evaluationen durchführen, idealerweise jährlich als<br />

Selbstevaluation und alle drei Jahre durch externe Prüfer. Die wichtigsten Kriterien für die<br />

Selbstevaluation werden im Folgenden beschrieben.<br />

Anmerkungen zum Gutscheinsystem<br />

Gutscheinsysteme wie oben beschrieben sind bereits praxiserprobt und werden in Berlin und<br />

Hamburg. Sie sollten auf das ganze Bundesgebiet übertragen werden, mittelfristig mit der<br />

Zielsetzung einer Ganztagsbetreuung über neun Stunden für alle Kinder im Alter von drei bis sechs<br />

Jahren. Die Finanzierung über Gutscheine birgt allerdings auch Gefahren, wie im Folgenden<br />

beschrieben.<br />

Das Finanzierungssystem für Kindertageseinrichtungen in Deutschland war traditionell starr und<br />

einrichtungs - bzw. gruppenbezogen nach Ist-Kosten berechnet. Der Trend geht seit einigen Jahren<br />

aufgrund der veränderten Rechtslage durch den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz<br />

verstärkt von der Objekt- zur Subjektfinanzierung, d. h. von der gruppenbezogenen Finanzierung<br />

weg hin zu Platzpauschalen nach Durchschnittswerten, ähnlich den Diagnosis Related Groups<br />

(DRGs) in den Krankenhäusern. Damit aber ging das Risiko bei sinkenden Kinderzahlen auf die<br />

Träger über, weil weniger belegte Plätze gleichbedeutend mit geringeren Einnahmen waren. Im Zuge<br />

dieser Entwicklung mussten die Leitungen zunehmend unternehmerische Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Die Finanzierung über Platzpauschalen wirk te sich insbesondere bei Trägern mit älteren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder mit tarifgebundenen Beschäftigungsverhältnissen negativ aus.<br />

Aufgrund solcher Sachzwänge besteht die Gefahr, dass Einrichtungen nur noch solche Kinder<br />

aufnehmen, die am meisten Geld bringen, beispielsweise weil sie besondere Öffnungszeiten,<br />

bestimmte Leistungen oder einen zusätzlichen Betreuungsbedarf benötigen.<br />

Da die Finanzierung über Gutscheine abhängig ist von der Anzahl der Kinder und von der<br />

Betreuungszeit, besteht die Gefahr, dass bei einseitiger Betrachtung dieser Kriterien Kindergärten zu<br />

Stundenhotels verkommen. Nicht ohne Grund sind immer mehr Beschäftigungsverhältnisse im Kita-<br />

Bereich auf Grundlage von befristeten oder Teilzeitverträgen. Von einem existenzsichernden Beruf<br />

kann nach unter solchen Bedingungen nicht die Rede sein. Es spricht für die Erzieherinnen und<br />

Erzieher, dass sie unter angesichts solcher Arbeitsbedingungen immer noch motiviert und engagiert<br />

ihre Aufgaben erfüllen. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, muss eine Basisfinanzierung über<br />

den Bund gesichert werden.<br />

Der Bund kann nicht auf der einen Seite Frühwarnsysteme zum Wohl des Kindes installieren,<br />

gleichzeitig aber das Betreuungsrisiko bei alleiniger Gutscheinfinanzierung auf die Träger<br />

DR. ILSE WEHRMANN<br />

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