gwf Wasser/Abwasser Trinkwasserkommission (Vorschau)
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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Verbraucherverhalten bei Trinkwasserentnahmen<br />
in Wohngebäuden<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>bedarf, <strong>Wasser</strong>verbrauch, <strong>Wasser</strong>zähler, Simulation, Modell,<br />
Sanitärinstallation, Haustechnik, DIN 1988, W 406, W 410<br />
Georg Hofmann<br />
Unter Verwendung von verfügbaren Daten von Durchflussmessungen<br />
werden Verbraucherverhalten quantitativ<br />
analysiert und in Grafiken dargestellt. Ausgangspunkte<br />
sind die aus Messdaten herausgefilterten<br />
Entnahmen, die Einzelverbrauchern zugeordnet<br />
werden können. Die Ergebnisse belegen, dass die<br />
weitaus häufigsten Vorgänge <strong>Wasser</strong>entnahmen mit<br />
kleinen Volumina sind. Beispielsweise beträgt unter<br />
den beschriebenen Voraussetzungen die Ereignishäufigkeit<br />
von <strong>Wasser</strong>entnahmen bis 3 Liter etwa 67 %<br />
aller Ereignisse, wobei als Ereignis das Öffnen einer<br />
Zapfstelle zu verstehen ist. Auf diese Entnahmen entfallen<br />
jedoch nur etwa 17 % des gesamten <strong>Wasser</strong>verbrauchs.<br />
Entnahmen von mehr als 10 Liter haben als<br />
Einzelereignisse nur einen Anteil von 7 %, wobei bei<br />
zunehmenden Volumina die Anteile asymptotisch<br />
gegen Null streben. Den größten Anteil des Verbrauchs<br />
mit 44 % geht auf Entnahmen zwischen<br />
3 und 10 Liter zurück mit einem Ereignisanteil von<br />
26 %.<br />
Das Verbraucherverhalten wird in Modellrechnungen<br />
eingesetzt und die Resultate mit Messeergebnissen<br />
verglichen. Die gute Übereinstimmung bestätigt die<br />
Praxistauglichkeit eines mathematischen Modells.<br />
Vergleiche von Modell-Simulationen mit den Vorgaben<br />
des Regelwerks DIN 1988 zeigen, dass wirklich<br />
auftretende Spitzendurchflüsse niedriger sind als im<br />
Regelwerk angegeben.<br />
People’s Behavior in Drinking Water Consumptions<br />
Domestic home water consumption is analyzed and<br />
the results are presented in diagrams of the acquired<br />
data. The basic of the findings are measured water<br />
consumptions that can be assigned to single consumers.<br />
The results demonstrate that the most frequent<br />
event (highest frequency) is the consumption of small<br />
quantities of water. For example, by using the<br />
described method, the consumption of quantities of<br />
up to 3 Liter takes nearly 67 % of all events where an<br />
event is the opening of water taps or switching on a<br />
dishwasher. On the other hand these consumptions<br />
are only 17 % of the consumption at all. Water portions<br />
of more than 10 Liters take only 7 % of events in<br />
total, while the event decreases and leads to zero by<br />
bigger portions. The biggest part with nearly 44 % of<br />
total consumption is caused by taking water portions<br />
between 3 and 10 Liters. But this takes only a part of<br />
26 % of all events described above.<br />
The consumers’ behavior is used in a mathematical<br />
model that is compared with measured data. The<br />
good fit of measured and modeled data demonstrates<br />
the usability of the mathematical model for practical<br />
applications. Results compared with German technical<br />
rules DIN 1988 indicate that the real top flow<br />
rates seem to be smaller than described in literature.<br />
1. Einleitung<br />
Unter Verbraucherverhalten versteht man die Gesamtheit<br />
der sich ununterbrochen ändernden Vorgänge von<br />
Trinkwasserentnahmen durch Bewohner in Wohngebäuden<br />
zur Deckung des täglichen Bedarfs. Man beobachtet<br />
scheinbar unübersichtliche Zeitfolgen der Entnahmen<br />
unterschiedlicher Volumina mit wechselnden<br />
Durchflüssen innerhalb von Streubreiten an beliebigen<br />
Zapfstellen. Allgemein bekannt sind Durchschnittswerte<br />
des täglichen Bedarfs, die als Pro-Kopf-Verbrauch<br />
bezeichnet werden. Diese sind regional unterschiedlich<br />
und im Vergleich mit früheren Jahren rückläufig.<br />
Die quantitative Bestimmung des Verbraucherverhaltens<br />
wurde in bisher durchgeführten Messprogrammen<br />
[1, 2, 3, 4] nicht ermittelt. Das Hauptaugenmerk<br />
wurde vielmehr auf die Bestimmung der Spitzenvolumendurchflüsse<br />
gelegt. Diese sind im DVGW-Regelwerk<br />
[5–8] die wichtigsten Parameter, wobei der Rückgang<br />
des Pro-Kopf-Verbrauchs bisher tendenziell nur in Neuausgaben<br />
[6, 7, 8] berücksichtigt wird. Der Pro-Kopf-<br />
Verbrauch ist für WVU hinsichtlich der Kapazitätsauslastung<br />
von <strong>Wasser</strong>werken wichtig. Die Verwendung des<br />
Trinkwassers für unterschiedliche Bedürfnisse in Haushalten<br />
ist vom Bundesverband der Energie- und <strong>Wasser</strong>-<br />
Juli/August 2013<br />
854 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>