gwf Wasser/Abwasser Trinkwasserkommission (Vorschau)
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FOKUS<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Herstellung von Olivenöl erzeugt giftiges <strong>Abwasser</strong><br />
Olivenöl ist gesund, doch bei der<br />
Herstellung entsteht giftiges<br />
<strong>Abwasser</strong>. Wissenschaftler des In -<br />
stituts für Umweltwissenschaften<br />
Landau an der Universität Koblenz-<br />
Landau untersuchen derzeit<br />
gemeinsam mit Kollegen aus Israel<br />
und dem Westjordanland in einem<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderten Projekt,<br />
wie sich das <strong>Abwasser</strong> als Dünger<br />
nutzen lässt – ohne schädliche<br />
Auswirkungen auf Boden und<br />
Umwelt.<br />
Jährlich werden weltweit etwa<br />
3 Mio. Tonnen Olivenöl produziert,<br />
vor allem in Griechenland, Italien<br />
und Spanien. Doch auch in anderen<br />
Ländern des Mittelmeerraums wie<br />
Kroatien, Israel und Tunesien steigt<br />
der Anbau überdurchschnittlich.<br />
Diese warmen, aber meist trockenen<br />
Gebiete sind häufig auf eine<br />
Bewässerung der Anbaufelder<br />
angewiesen.<br />
Bei der Herstellung des Olivenöls<br />
wird sehr viel <strong>Wasser</strong> verbraucht,<br />
etwa 500 bis 1000 Liter pro Tonne<br />
Öl, zudem fallen große Mengen an<br />
giftigem <strong>Abwasser</strong> an. Für jede<br />
Tonne Olivenöl sind dies etwa 500<br />
bis 1500 Liter <strong>Abwasser</strong>. Dieses entsteht<br />
insbesondere beim sogenannten<br />
Drei-Phasen-Prozess, der aus<br />
Kostengründen in den meisten<br />
Familienbetrieben Israels, Palästinas<br />
und anderer Mittelmeerländer eingesetzt<br />
wird. Sie geben dabei den<br />
zerkleinerten Früchten <strong>Wasser</strong> zu<br />
und verrühren es. Die Mischung<br />
wird in eine horizontale Zentrifuge<br />
eingebracht, in der sich die trennenden<br />
Phasen <strong>Abwasser</strong>, Öl und Feststoffe<br />
kontinuierlich über seitliche<br />
Öffnungen ableiten lassen.<br />
Bei der Olivenölproduktion anfallendes <strong>Abwasser</strong> wird in vielen Ländern häufig auf<br />
Äckern entsorgt. Hier ein Wissenschaftler bei der Probennahme im Wadi Qana im<br />
Westjordanland. © Jawad Hasan, AlQuds University<br />
Giftige Substanzen<br />
„Das <strong>Abwasser</strong> enthält jedoch giftige<br />
Substanzen“, erklärt Prof. Dr.<br />
Gabriele E. Schaumann vom Institut<br />
für Umweltwissenschaften Landau.<br />
Das Institut steht an der Spitze des<br />
trilateralen DFG-Projekts Oliveoil, in<br />
dem Wissenschaftler aus Israel,<br />
Palästina und Deutschland in<br />
gemeinsamen Feldexperimenten<br />
und Laborstudien eng zusammenarbeiten.<br />
„Vor allem die phenolischen<br />
Stoffe sind toxisch für Pflanzen<br />
und Mikroorganismen. Daher<br />
stören sie auch den Klärprozess,<br />
und das <strong>Abwasser</strong> wird daher in vielen<br />
Ländern von den Kläranlagen<br />
nicht mehr angenommen. Stattdessen<br />
wird es häufig auf Äckern entsorgt,<br />
wo es das Auskeimen der<br />
Samen hemmt und in Verdacht<br />
steht, die Böden wasserabweisend<br />
zu machen.“<br />
Aufgrund dieser Problematik<br />
sind die großen Industriebetriebe<br />
inzwischen auf den modernen<br />
Zwei-Phasen-Prozess umgestiegen.<br />
Dieser verbraucht deutlich weniger<br />
<strong>Wasser</strong> und erzeugt kein <strong>Abwasser</strong>,<br />
sondern neben dem Olivenöl nur<br />
Feststoffe als Schlamm. Zusätzlich<br />
setzen sie zahlreiche Technologien<br />
ein, um das in anderen Herstellungsphasen<br />
entstehende <strong>Abwasser</strong><br />
sowie den Schlamm aufzubereiten.<br />
Viele kleinere Betriebe können<br />
sich das teure Zwei-Phasen-System<br />
jedoch nicht leisten und arbeiten<br />
weiterhin, mit Sicherheit noch zehnbis<br />
fünfzehn Jahre, mit drei Phasen.<br />
<strong>Abwasser</strong> in Dünger<br />
umwandeln<br />
Am Institut für Umweltwissenschaften<br />
Landau untersuchen Wissenschaftler<br />
derzeit, wie sich das<br />
<strong>Abwasser</strong> als Dünger ohne schädliche<br />
Auswirkungen auf die Felder<br />
nutzen lässt. Dabei werden verschiedene<br />
Behandlungs- und Ausbringungsvarianten<br />
geprüft. Denn<br />
schon die ersten Wochen nach der<br />
Ausbringung entscheiden darüber,<br />
ob sich negative Auswirkungen einstellen.<br />
Der aktuelle Stand der noch laufenden<br />
Feldstudien deutet darauf<br />
hin, dass schon alleine eine Verschiebung<br />
des Ausbringungszeitpunktes<br />
in den Frühling hinein und<br />
gegebenenfalls eine Mengenbegrenzung<br />
das Problem lösen könnten.<br />
Bislang wird das <strong>Abwasser</strong> im<br />
Winter kurz nach der Ernte auf die<br />
Felder verteilt. Im kalten, feuchten<br />
Winter finden Mikroorganismen, die<br />
giftige Substanzen abbauen, aber<br />
sehr ungünstige Bedingungen vor.<br />
Zudem können die giftigen Stoffe<br />
kurz nach der Ausbringung durch<br />
die starken Winterregenfälle ins<br />
Juli/August 2013<br />
762 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>