gwf Wasser/Abwasser Trinkwasserkommission (Vorschau)
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Membrantechnik<br />
FACHBERICHTE<br />
verantwortlich. Dazu zählen u.a. Effekte, die auf Adsorption,<br />
Hydrophilie und Ladung beruhen. Dementsprechend<br />
können log K OW - oder pK S -Werte von Spurenstoffen<br />
weitere Hinweise hinsichtlich ihrer Entfernbarkeit<br />
mit NF/UO-Membranen liefern [10]. Das Rückhaltevermögen<br />
der NF/UO-Membranen wird jedoch maßgeblich<br />
von der molaren Masse bzw. Größe beeinflusst [11].<br />
Insbesondere für Substanzen mit molaren Massen im<br />
Bereich des MWCO-Wertes nimmt der Einfluss von Hy -<br />
drophilie und Ladung zu. Hydrophobe Substanzen (log<br />
K OW > 3) werden tendenziell schlechter zurückgehalten<br />
[12–13]. Allerdings trifft dies nicht bei jeder Substanz zu.<br />
Daher wird versucht, den Spurenstoffrückhalt an NFund<br />
UO-Membranen mit halbempirischen Modellen<br />
unter Einbeziehung einer Vielzahl von Stoffeigenschaften<br />
zu beschreiben [14]. Darüber hinaus beeinflussen<br />
die natürlich im <strong>Wasser</strong> vorkommenden Stoffe den Spurenstoffrückhalt.<br />
Dazu zählen beispielsweise Huminstoffe<br />
oder Calciumionen. Huminstoffe können den<br />
Spurenstoffrückhalt begünstigen, während bei erhöhten<br />
Calciumgehalten eine Verschlechterung beobachtet<br />
wurde [15].<br />
Umkehrosmosemembranen weisen im Vergleich zu<br />
Nanofiltrationsmembranen meist einen höheren Rückhalt<br />
für Spurenstoffe auf. Dies liegt im Wesentlichen an<br />
der höheren Trenngrenze für Nanofiltrationsmembranen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Einflussgrößen<br />
wurde im vorliegenden Fall im ersten Teilprojekt die<br />
Spurenstoffentfernung mittels Umkehrosmose unter<br />
praxisnahen Bedingungen untersucht.<br />
1.3 Entfernung von Spurenstoffen mittels<br />
Verfahrenskombination aus Nanofiltration und<br />
Adsorption an Aktivkohle<br />
Die Kombination von Aktivkohleadsorption und Nanofiltration<br />
ist bisher meist bei Verwendung von Nanofiltrations-Kissenmodulen<br />
[16] oder der kapillaren Nanofiltration<br />
[17] bekannt. Hierbei erlaubt der konstruktive<br />
Aufbau der Membranmodule eine Beaufschlagung mit<br />
partikelhaltigem <strong>Wasser</strong>. In diesen Fällen wird das aufzubereitende<br />
Rohwasser mit Pulverkohle in Kontakt ge -<br />
bracht und anschließend über die Nanofiltrationsanlage<br />
geführt. Als Vorteile resultieren hieraus u. a. eine Verbesserung<br />
der Permeatqualität sowie ein geringeres Membranfouling.<br />
Diese Technik kann bei den im Trinkwasserbereich<br />
üblichen Wickelmodulen nicht eingesetzt<br />
werden, da diese nicht für die Behandlung stark partikelhaltiger<br />
Wässer geeignet sind.<br />
Bei der Adsorption an Aktivkohle in Festbettadsorbern<br />
konkurrieren die Huminstoffe mit den zu entfernenden<br />
Spurenstoffen um die freien Adsorptionsplätze.<br />
Somit können Spurenstoffe aus huminstoffarmen Wässern<br />
mit einem höheren Wirkungsgrad adsorptiv entfernt<br />
werden [1]. Der hier gewählte Ansatz sieht den<br />
Betrieb einer Nanofiltrationsanlage vor einer Aktivkohlefilterstufe<br />
vor, um die im Rohwasser enthaltenen<br />
Tabelle 2. Übersicht über die Versuchsläufe bei Beaufschlagung einer<br />
Niederdruckumkehrosmoseanlage mit dem gering mineralisierten <strong>Wasser</strong> A<br />
(lt. Tabelle 1).<br />
Phase<br />
Versuchsdauer<br />
Ausbeute CO 2 -Dosis Antiscalant<br />
Dosis/Wirkstoff<br />
Wochen % mg/L mg/L / –<br />
A 4 80 0 0<br />
B 4 85 50 0<br />
F 20 80 0 0<br />
C 4 90 0 1 / Polycarboxylat<br />
D 4 90 0 0,5 / Polycarboxylat<br />
E 4 90 0 0,8 / Polyacrylsäure<br />
Huminstoffe vor der Adsorptionsstufe abzutrennen.<br />
Dadurch sollte eine längere Laufzeit der Aktivkohlefilter<br />
zu erreichen sein. Da hydrophobe Spurenstoffe, d.h.<br />
unpolare Stoffe durch Membrananlagen tendenziell<br />
schlechter eliminiert werden, jedoch bevorzugt an<br />
Aktivkohle adsorbieren, sollte die Verfahrenskombination<br />
Nanofiltration mit nachgeschalteter Aktivkohleadsorption<br />
in der Lage sein, Spurenstoffe weitergehend<br />
zu entfernen [18]. Das Verhalten polarer Spurenstoffe<br />
bei Anwendung dieser Verfahrenskombination wurde<br />
im zweiten Teil des Projektes untersucht.<br />
2. Durchführung<br />
2.1 Spurenstoffentfernung mittels<br />
Umkehrosmose<br />
Zur Ermittlung des Einflusses der Versuchsbedingungen<br />
auf den Spurenstoffrückhalt wurde eine Versuchsanlage<br />
im halbtechnischen Maßstab über einen Zeitraum von<br />
einem Jahr betrieben. Die Niederdruckumkehrosmoseanlage<br />
bestand aus vier Druckrohren der Dimension<br />
4 Zoll. Jedes Druckrohr war mit zwei Membranelementen<br />
vom Typ TMH10A, Firma Toray bestückt. Die Membranen<br />
wurden mit einem mittleren Flux von 25 L/m²/h<br />
betrieben. Die Versuchsanlage wurde vollautomatisch<br />
betrieben und gestattete eine Online-Erfassung aller<br />
relevanten Drücke und Durchflüsse sowie der elektrischen<br />
Leitfähigkeiten im Feed und im Gesamtpermeat.<br />
Entsprechend Tabelle 2 wurden sechs Versuchsläufe<br />
mit den Bezeichnungen A bis F durchgeführt. In Phase A<br />
wurde über den Versuchszeitraum von vier Wochen<br />
eine Ausbeute von 80 % eingestellt und auf die Zugabe<br />
von CO 2 oder Antiscalant verzichtet, da unter diesen<br />
Betriebsbedingungen gemäß Bild 1 ein LSI-Wert von<br />
etwa –0,1 resultiert. Phase F wurde in Analogie zur<br />
Phase A konzipiert, allerdings mit einer 20-wöchigen<br />
Versuchsdauer. Um in Phase B bei einer Ausbeute von<br />
85 % einen ähnlichen LSI-Wert zu erreichen, war die<br />
Zugabe von 50 mg/L CO 2 erforderlich. In den Phasen A,<br />
B und F wurden keine Antiscalants dosiert.<br />
Juli/August 2013<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 847