AUDIO Der perfekte Amp (Vorschau)

Analog › Plattenspieler
Fazit
Bernhard Rietschel
AUDIO-Chefredakteur
We ride skeletal lightning: Eine versteifte Brücke zwischen
Arm und Tellerlager, Ausleger für die höhenverstellbaren Füße und den
Motor – der RP10 ist auf minimale Energiespeicherung und kleinstmögliche
Angriffsfläche für Luftschall gezüchtet.
bezieht. Durch peniblen Abgleich der beiden
Antriebsphasen in diesem DSP-gesteuerten
Netzteil läuft der Motor so ruhig,
dass die Reganer auch mit der sonst üblichen
elastischen Aufhängung das machen
können, was sie mit mechanisch verlustbehafteten
Bauteilen ohnehin am
liebsten tun: weglassen.
Für Lustgewinn im täglichen Umgang
sorgt der Arm, denn Vinyl-Fans entwickeln,
ähnlich wie Rennradschrauber, ein
untrügliches Gefühl für Lagerqualität. Fassen
Sie den Arm einfach mal an, führen
Sie ihn auf seinem Kreisbogen über die
Platte: Unser Tastsinn erkennt sofort, dass
sich hier Leichtlauf und Spielfreiheit auf einem
phänomenal hohen Niveau treffen.
Und das, obwohl die Kugellager im RB-
2000 Rega-typisch üppig dimensioniert
und damit außerhalb der erlaubten Drehbewegung
kompromisslos steif sind.
Eine Höhenverstellung hat der Arm nach
wie vor nicht. Rega-Systeme passen ab
Werk perfekt, etwa das überragende,
auch als Set mit dem RP10 vormontiert
erhältliche MC Apheta. Fast alle anderen
Abtaster bauen etwas höher als die Regas,
lassen sich also durch passende Distanzstücke
unter der Armbasis auf den korrekten
vertikalen Abtastwinkel bringen. Die
Mühe sollte man sich ruhig machen und
getrost mit einem preiswerten und vielleicht
schon vorhandenen Fremd-MC anfangen.
Beim Tester lag zufällig die neue
Quintet-Serie von Ortofon parat, um sich
für einen Test im nächsten Heft einzuspielen
– ein besseres Entrée als am Headshell
des RB-2000 hätten sich die dänischen
MC nicht wünschen können: Schon
das kleine Red spielte blitzsauber und auf
Platten, die noch Dynamik haben (etwa
der Originalpressung von Jeff Buckleys
„Grace“) mit entfesseltem Antritt.
Je größer und teurer das MC-Modell desto
mehr Details und Klangfarben lieferte
es – mehr dazu im nächsten Heft. Grundsätzlich
aber, in der Struktur, Dynamik und
Stabilität der Musik, hört man nicht primär
das System, sondern die Bedingungen,
unter denen es arbeitet – sprich das Laufwerk
und die Qualität des Arms. In diesem
Fall also: samtige, dunkle Hintergründe,
explosive Impulse ohne eine Spur von
Stress, ein Bass wie gemauert und Konturen
wie vom Reißbrett. Nach oben sind
keine Grenzen gesetzt: Es gibt kein System,
dessen der beste Rega aller Zeiten
nicht würdig wäre.
Der gute alte P9 wirkte neben den
quirligen kleineren Regas manchmal
schon fast zu nüchtern und abgeklärt.
Am Teller lag's nicht, wie
der RP-10 eindrucksvoll beweist:
Ruhe und Neutralität sind voll erhalten
geblieben, Bassdynamik und
Spielfreude haben enorm zugelegt.
Vinylfans (Tonabnehmer-Tester
vielleicht ausgenommen) finden im
RP10 einen wunderbar unkomplizierten
Weltklasse-Spieler.
StecKBRIEF
empfehlung
Rega
Dynamik / Praxisnah
RP10
Vertrieb
TAD
08052 / 9573273
www.
tad-audiovertrieb.de
Listenpreis
4500 Euro
Garantiezeit
2 Jahre
Maße B x H x T
44 x 10 x 36 cm
Gewicht
6 kg
Antrieb
2 Rundriemen
Geschwindigkeiten
33, 45 U/min
Drehzahlumschaltung elektronisch
Arm-Höhenverstellung –
Füße höhenverstellbar •
Pitch-Regelung –
Vollautomat / Endabschaltung. – / –
Besonderheiten –
AUDIOGRAMM
ÅHohe Dynamik, extrem
kompetenter Arm.
ÍArm-Höhenanpassung
umständlich.
Klang 110
Ausstattung
ausreichend
Bedienung
gut
Verarbeitung
überragend
klangurteil
Preis/Leistung
110 Punkte
sehr gut
04/14
18
www.audio.de › 04/2014