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Space-Rock<br />
<strong>AUDIO</strong> MUSIK:<br />
SO TESTEN WIR JEDEN<br />
MONAT die neuen CDs<br />
Musik › POP & ROCK<br />
Psychedelic-Rock-Pop<br />
Temples<br />
Sun Structures<br />
Heavenly / PIAS / Rough Trade (CD, 2 LPs+download)<br />
Es ist fast schon irritierend, wie stilsicher und<br />
routiniert sich die Temples aus Northamptonshire<br />
der Soundsprache der späten 60er<br />
bedienen. Jede Melodiewindung, jede<br />
Gesangsharmonie, jedes Drumfill oder<br />
Gitarrenlick ihres wuseligen Britrocks umweht<br />
die Aura der goldenen Ära der Gitarrenmusik,<br />
als sich Glam, R´n´B, Psychedelic und Soul<br />
gegenseitig anreicherten. Das Debüt „Sun<br />
Structures“ wirkt daher wie ein Klanggarten,<br />
in dem Saatgut der Byrds, Jefferson Airplane,<br />
Funkadelic und Pink Floyd im Humus des<br />
90er-Jahre-Dancerock (Stone Roses) zu einem<br />
kunstvoll arrangierten Bouquet aus Alt und<br />
Neu heranreifen durfte. Stets ansprechend,<br />
wenn auch nicht immer zwingend. Daniel Vujanic<br />
Peter Hammill & Gary Lucas<br />
Other World<br />
Esoteric Antenna / Cherry Red / Rough Trade (CD, LP)<br />
Kontakte gab‘s schon in den 70ern, doch erst<br />
jetzt, jenseits der 60, kamen Peter Hammill<br />
(Ex-Van-der-Graaf-Generator) und Gary Lucas<br />
(ehemals Captain Beefhearts Magic Band) in<br />
Hammills Studio in Bath zusammen. Den Stilrahmen<br />
für ihre Gitarren-Elektronik-Eskapaden<br />
fassten sie weit. Folky Pop („Spinning Coins“)<br />
passt da ebenso rein wie Flamenco-Flair (<br />
„Attar Of Roses“) und effektgeladener Blues-<br />
Rock („Black Ice“). „Built From Scratch“ lotet<br />
Zeit und Raum schwerelos aus, das sinistre<br />
„Some Kind Of Fracas“ spiegelt Echoes von<br />
Zappa / Captain Beefheart; der Lovesong „2<br />
Views“ stellt Hammills Vocals top heraus.<br />
Aufregende Abenteuer zweier Individualisten<br />
in kosmischen Sounddimension. Claus Böhm<br />
●● <strong>AUDIO</strong> Musik stellt jeden Monat die<br />
wichtigsten neuen Tonträger vor.<br />
Erfahrene Rezensenten bewerten nach<br />
den folgenden Kriterien:<br />
●● Musik (Pop, Oldies, Jazz) bzw. Interpretation<br />
(Klassik): für die künstlerische Leistung<br />
●● Klang für die Aufnahmequalität<br />
●● Bei DVDs nach Bild, Inhalt und Klang<br />
●● <strong>AUDIO</strong>-Musik-Tipp: stilistisch verwandtes<br />
Album von hoher Qualität oder Interpret mit<br />
ähnlichem Musikstil<br />
●● In allen Sparten vergibt <strong>AUDIO</strong> Musik<br />
null bis fünf Ohren.<br />
Das Raster:<br />
überragend<br />
sehr gut<br />
gut<br />
befriedigend<br />
ausreichend<br />
<strong>AUDIO</strong>-Musik-Tipp: stilistisch verwandtes<br />
Album von hoher Qualität oder Interpret<br />
mit ähnlichem Musikstil.<br />
Pink Floyd, Charlatans, Happy Mondays<br />
P. Hammill: Clutch; G. Lucas: Ordeal Of Civility; Van der Graaf Ge.<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Solo-Piano<br />
Hauschka<br />
Abandoned City<br />
City Slang / Universal (CD, LP)<br />
Vor ihm ist nichts sicher: <strong>Der</strong> Pianist Volker<br />
Bertelmann entführt sein Instrument regelmäßig<br />
aus seinem gewohnten Alltag. Wo<br />
der Düsseldorfer auftaucht, ist ein Piano nicht<br />
länger nur ein simples Tasteninstrument. Als<br />
Hauschka präpariert er die Saiten mit Klebeband,<br />
Plastikfolie oder Tischtennisbällen – und<br />
allem, was ihm sonst so in die Finger kommt.<br />
Auf diese Weise entstehen überraschende<br />
Delay-Effekte, perkussives Klappern oder<br />
exotische, selten gehörte Sounds. Ganz ohne<br />
weitere Instrumente: Mehr als ein paar Beats<br />
oder eine Bassline musste der Klangforscher<br />
nicht hinzufügen, um ein psychedelisch dichtes,<br />
mystisch schönes, klar klingendes Piano-/<br />
Ambient-Album zu kreieren. Michael Sohn<br />
Nicolas Jaar, Pantha Du Prince, Steve Reich<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Afro-Psychedelic-Rock<br />
Dirtmusic<br />
Lion City<br />
Glitterbeat/Indigo (CD, LP)<br />
Ergiebig waren die Sessions, für die das<br />
Dirtmusic-Kollektiv 2012 inmitten der Bürgerkriegsunruhen<br />
in Bamako zusammentraf.<br />
So ergiebig, dass Material für gleich zwei<br />
Alben entstand. Im Gegensatz zum treibendtanzbaren<br />
„Troubles“ (<strong>AUDIO</strong> 7/13) betonen<br />
Walkabouts-Leader Chris Eckman, Hugo Race<br />
(von Nick Caves Bad Seeds) und ihre malischen<br />
Mitstreiter auf „Lion City“ vermehrt<br />
die spirituelle Seite ihrer Musik. Afrikanisches<br />
verdichtet sich mit Blues, Rock oder HipHop<br />
zu jamartigen, aber nie ausfransenden<br />
Soundscapes. Ein psychedelischer Trip voll<br />
handgespielter Saitensounds und ambientartiger<br />
Elektronik, komplex oszillierend in dunklen<br />
Schatten und raunenden Echos. Christof Hammer<br />
BMK (2010), Tamikrest, Samba Touré, Rokia Traoré<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
... und läuft!<br />
Was zu Hause so rauf- und runterläuft:<br />
<strong>AUDIO</strong>-Redakteur Christof Hammer<br />
erinnert an vergessene Perlen und verrät<br />
Dauerbrenner sowie Platten für die Insel.<br />
Luna: The Days Of Our Nights (Beggars)<br />
Jenseits von Giganten wie Sonic<br />
Youth oder den Pixies blüh(t)en im US-<br />
Underground noch jede Menge weiterer<br />
bezaubernder Nachtschattengewächse.<br />
Etwa diese New Yorker Band, mit der<br />
Dean Wareham fortsetzte, was er zuvor<br />
bei den ebenfalls tollen Galaxie<br />
500 begonnen hatte: unaufgeregten,<br />
fast selbstversunkenen<br />
Indierock voll Zartheit und Lakonie<br />
– wie auf diesem 99er-Album<br />
(mit „Superfreaky Memories“,<br />
einem Song für die Ewigkeit).<br />
Rupert Hine: Waving Not Drowning<br />
(A&M) Als Produzent (u. a. für The Fixx<br />
oder Rush) war er eine Ikone, als Solokünstler<br />
wurde der Brite indes<br />
krass unterschätzt. Dabei bot<br />
sein Werk zwischen Synthiepop<br />
und Art-Rock Spannung pur. Fast<br />
Peter-Gabriel-artig komplex: diese<br />
1982er-Disc (mit „The Set Up“<br />
– noch ein Song für die Ewigkeit).<br />
www.audio.de ›04/2014 79