Göttgens, Astrid - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Kandel (1996) unterscheidet drei elterliche Faktoren, die Einfluss auf den späteren<br />
Substanzgebrauch haben: den elterlichen Konsum, elterliche Einstellungen zum<br />
Substanzkonsum (vermittelt über soziale Bekräftigung) und die allgemeine Qualität der Eltern-<br />
Kind-Beziehung, wobei sie dies nicht nur auf den Substanzkonsum bezieht, sondern auf<br />
insgesamt normabweichendes Verhalten (worunter sie auch Substanzkonsum versteht). Auf<br />
den Zusammenhang zwischen normabweichendem Verhalten im Jugendalter und<br />
Suchtmittelkonsum wurde im vorangegangenen Unterkapitel hingewiesen.<br />
Basierend auf mehreren Studien resümiert Kandel (1996), dass sich die direkten elterlichen<br />
Effekte über die Rollenmodelle der Eltern, über die elterlichen Einstellungen und die Qualität<br />
der Eltern- Kind- Beziehung - hier vor allem die elterliche Kontrolle über die Aktivitäten des<br />
Kindes- und fehlende Bindung in der Eltern- Kind- Beziehung ergeben.<br />
Einen indirekten elterlichen Einfluss auf die Kinder hinsichtlich eines möglichen<br />
normabweichenden Verhaltens sieht sie darin, welcher Peergruppe sich die Kinder<br />
anschließen. Eine geringe elterliche Kontrolle, eine geringe Nähe in der Eltern-Kind<br />
Beziehung, normabweichendes Verhalten der Eltern sowie unangebrachte Disziplinierung<br />
durch die Eltern seien damit assoziiert, dass sich Jugendliche Peergruppen anschließen, die<br />
zu normabweichenden Verhalten tendierten.<br />
Allen et al. (2003) sieht auch einen Zusammenhang bei älteren Jugendlichen zwischen<br />
Elternvariablen und einem Konsum von Alkohol, Zigaretten und Marihuana, entgegen der<br />
geläufigen Annahme, dass der elterliche Einfluss auf das Verhalten mit wachsendem Alter der<br />
Kinder abnehme.<br />
Nach Patton (1995) können ein inkonsistenter Erziehungsstil, eine geringe mütterliche<br />
Beteiligung an den Aktivitäten der Kinder und ein Mangel oder eine inkonsistente elterliche<br />
Kontrolle den Drogen- und Alkoholkonsum von Kindern begünstigen. Zusätzlich könne ein<br />
hohes Ausmaß an familiären Konflikten den Substanzkonsum begünstigen. Dabei sei das<br />
Ausmaß der Konflikte wichtiger als die familiäre Struktur per se.<br />
Thomasius (2005) weist darauf hin, dass Jugendliche aus unvollständigen Familien (brokenhome)<br />
häufiger Alkohol und Zigaretten konsumierten als Jugendliche aus vollständigen<br />
Familien.<br />
Hornung, Schmidtchen u. Scholl-Schaaf (1983) fand in einer repräsentativen Untersuchung in<br />
der Schweiz, dass insbesondere die Konsumenten illegaler Drogen mit extremem Konsum<br />
deutlich häufiger aus so genannten „broken home“ Situationen stammen als<br />
Nichtkonsumenten, wobei insgesamt alle Konsumenten von Drogen in dieser Untersuchung<br />
häufiger aus unvollständigen Familien stammten. Dabei scheine die familiäre Struktur einen<br />
eher indirekten Einfluss zu haben, insofern sie einen Rahmen für mögliche Interaktionen<br />
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