Göttgens, Astrid - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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5. Fazit<br />
Die im theoretischen Teil beschriebenen familiären Risikofaktoren, die auf das elterliche<br />
Erziehungsverhalten fokussieren, konnten in der vorliegenden Untersuchung für die gesamte<br />
Stichprobe zunächst nicht bestätigt werden.<br />
Allerdings ergaben sich im internen Gruppenvergleich bei den Befragten Effekte mit elterlicher<br />
Alkoholbelastung und im Geschlechtervergleich.<br />
Diejenigen mit elterlicher Alkoholbelastung erinnerten ihre Mutter als signifikant ablehnender<br />
und strafender. Beim Vater ergab sich neben einer Tendenz für eine höhere Strafintensität<br />
und Ablehnung auch ein signifikant weniger emotional warmes Erziehungsverhalten in der<br />
Erinnerung der Befragten.<br />
Im Geschlechtervergleich ergab sich, dass die befragten Frauen ihre Mutter als tendenziell<br />
ablehnender u. strafender und sowohl Mutter und Vater als signifikant weniger emotional<br />
warm erinnern als die männlichen Befragten.<br />
Hingegen ergaben sich im Vergleich der Behandlungshälften keine signifikanten Unterschiede<br />
und es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen elterlicher Alkoholbelastung und<br />
Beginn der Suchtmittelabhängigkeit ermittelt werden.<br />
Welche Schlussfolgerungen lassen sich nun für die weitere Forschung ziehen?<br />
Insgesamt sollten zukünftige Forschungsdesgins aufgrund des multifaktoriellen Modells für<br />
Suchtstörungen und den zahlreichen mit dem elterlichen Erziehungsverhalten interagierenden<br />
Faktoren zusätzliche Parameter erheben. Hierzu zählen vor allem eine mögliche Komorbidität<br />
der Befragten selbst oder deren Eltern, Inkonsistenz im Erziehungsverhalten, zusätzliche<br />
Items, die vor allem auf die Bereiche Vernachlässigung und Verwöhnung abheben. Zusätzlich<br />
könnte untersucht werden, wie oder ob Erziehungsvariablen mit Variablen aus dem Bereich<br />
der Peergruppe miteinander in Zusammenhang stehen. Hierzu müssten weitere Items<br />
erhoben werden. Ein Kontrollgruppendesgin könnte insgesamt zu aussagekräftigeren<br />
Ergebnissen führen.<br />
Auch wenn es nicht um eine isolierte Betrachtung ausschließlich familiärer Risikofaktoren und<br />
hier vor allem dem subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten gehen kann und diese immer nur<br />
eine Teilmenge innerhalb eines multifaktoriellen Bedingungsgefüges darstellen, könnten<br />
weitere Untersuchungen zu dem Thema zu einem erweiterten Verständnis zur Ätiologie von<br />
Suchtstörungen beitragen.<br />
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