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Trucker

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TECHNIK EURO-TRUCK-TEST 2013<br />

T<br />

usch und Vorhang auf für<br />

den ersten europäischen Vergleichstest<br />

von Euro-6-Zugmaschinen!<br />

Die neue Schadstoffnorm<br />

beschäftigt viele Fuhrunternehmen<br />

– vor allem die Frage, ob<br />

man noch schnell Euro 5 oder EEV<br />

kaufen soll – oder doch schon auf<br />

die ab 1. Januar 2014 zwingend<br />

nötigen Saubermänner setzen soll.<br />

Eines schon mal vorweg: Wer<br />

Angst vor hohen Verbräuchen mit<br />

Euro 6 hat, kann beruhigt sein. Das<br />

Feintuning der letzten Monate<br />

zeigt Erfolg, die neuen Modelle<br />

verbrauchen nicht mehr! Sie sind<br />

allenfalls ein paar Kilo schwerer ...<br />

Zum Euro-Truck-Test traten<br />

an: Der neue DAF XF, der Iveco<br />

Stralis, der MAN TGX, der Actros<br />

von Mercedes-Benz sowie der neue<br />

Scania Streamline. Leider ereilte<br />

den Volvo FH, der sich erstmals<br />

überhaupt einem Test stellen sollte,<br />

ein Elektronik-Defekt. Er geht<br />

demnächst solo auf Testtour. Unser<br />

System, Einzel- und Vergleichstest<br />

nach gleichem Modus zu fahren,<br />

wird trotzdem vergleichbare<br />

Ergebnisse liefern. Alle Fahrzeuge<br />

kamen mit der jeweils größten<br />

Kabine (Super Space Cab, Hi-Way,<br />

XXL, GigaSpace, Topline), die zwischen<br />

440 und 462 PS leistenden<br />

Motoren waren sämtlich mit automatisierten<br />

Getrieben kombiniert.<br />

IVECO WÄHLT EINEN EIGENEN<br />

WEG, UM EURO 6 ZU SCHAFFEN<br />

Um Euro 6 zu erreichen, treiben die<br />

Hersteller ganz unterschiedlichen<br />

Aufwand. Eine eigenen Weg geht<br />

Iveco mit „SCR only“, also einer<br />

Lösung ohne Abgasrückführung.<br />

Zudem hat der in Spanien gebaute<br />

Italiener mit 11,1 Liter den kleinsten<br />

Hubraum. Mit sechs Zylindern<br />

in Reihe, vier Ventilen, Partikelfilter<br />

und SCR-System herrscht dagegen<br />

Einigkeit. Während DAF, Iveco und<br />

Scania auf variable VGT-Lader setzen,<br />

favorisiert Mercedes den asymmetrischen<br />

Turbo, MAN vertraut<br />

dem Druck von Registeraufladung<br />

per großem und kleinem Turbo.<br />

Genug der Technik, es ist doch<br />

viel spannender, „was hinten rauskommt“!<br />

Den besten Job haben<br />

nach Ansicht der acht Testfahrer<br />

die DAF-Ingenieure gemacht. Der<br />

MX-Motor bekommt durch die<br />

Bank sehr gute Kritiken, hängt gut<br />

Den Actros-Motor<br />

mit seinem<br />

niedrigen Drehzahlniveau<br />

finde<br />

ich gelungen.<br />

José Antonio Maroto,<br />

Truck, Spanien<br />

am Gas, dreht sahnig hoch und<br />

läuft harmonischer als zu Euro-<br />

5-Zeiten, als er schon mal Reifen<br />

malträtierte wegen seines ungebührlichen<br />

Drehmomentanstiegs<br />

beim Anfahren.<br />

Kompliment auch an Iveco.<br />

Sein Hubraummanko von wenigstens<br />

1,3 Liter gegenüber der Konkurrenz<br />

merkt man dem Stralis<br />

nicht an. Er powert schon bei niedrigen<br />

Drehzahlen, läuft leise und<br />

vibrationsarm und bietet ein weit<br />

nutzbares Drehzahlband. Dass er<br />

sich etwa doppelt so viel Adblue in<br />

den Abgasstrang zieht wie der<br />

Wettbewerb, war klar, das ist „SCR<br />

only“ geschuldet. Das Versprechen,<br />

dass er weniger Diesel verbraucht,<br />

kann Iveco aber nicht ganz einlösen.<br />

Doch wie häufig zuvor hat die<br />

italie nische Testmannschaft weniger<br />

Aufwand betrieben, auf eine<br />

adäquate Abstimmung verzichtet<br />

und ein Serienauto gesandt.<br />

Ein wenig enttäuschend ist die<br />

Leistung des MAN-Motors. Der<br />

kommt irgendwie nicht so recht<br />

„aus dem Quark“ und wirkt beim<br />

Anfahren, als müsste man 150 der<br />

440 Pferdchen erst zur Arbeit überreden.<br />

Im Vergleich zum D20 in<br />

Euro 5 bietet der aktuelle D26<br />

trotzdem mehr Drehmoment, und<br />

das zu einem früheren Zeitpunkt.<br />

Mit 2100 Nm steht er nicht wirklich<br />

gut im Futter. Da gefällt der<br />

Scania-Antrieb mit serienmäßig<br />

2350 Nm einfach besser. Vielleicht<br />

sollte MAN auch so etwas machen<br />

wie Mercedes: „TopTorque“ mit<br />

2400 Nm, also 200 Nm mehr im<br />

höchsten Gang. Im Vergleich zum<br />

▶<br />

SERVICE UND WARTUNG „TÜV-GEPRÜFT“<br />

Ein Service pro Jahr sollte genügen<br />

„Grundsätzlich überzeugen alle fünf Fahrzeuge durch<br />

ein praxistaugliches Wartungskonzept und Bordcomputer,<br />

die dem Fuhrparkleiter helfen, die vorausschauende<br />

Wartung zu planen und Streckenausfällen vorzubeugen“,<br />

so das Urteil von Dipl.-Ing. Rolf Otten vom<br />

TÜV SÜD. Größere Unterschiede ergeben sich vor allem<br />

durch differierende Wartungsintervalle. Der Iveco<br />

muss grundsätzlich nur alle 150.000 km zum Service.<br />

Beim DAF muss der Kunde für das lange Intervall zumindest<br />

bessere Öle verwenden. Auch Mercedes gibt<br />

das lange Intervall an. Der Bordcomputer treibt trotzdem<br />

manchmal quer und beordert den Actros früher<br />

in die Werkstatt. MAN schreibt 120.000 km fix vor,<br />

Scania ist am konservativsten und geht von 90.000<br />

km aus – dafür reichen dann Standardöle, was den<br />

Service wiederum günstiger macht.<br />

Die Partikelfilter sorgen bei solch neuen Fahrzeugen<br />

noch nicht für Ärger. Bis dato liegen aber auch kaum<br />

Hiobsbotschaften aus der Praxis vor. Allerdings sind<br />

außer von Mercedes und Scania kaum Euro-6-LKW unterwegs.<br />

Trotzdem erscheint das System von Mercedes,<br />

neue Partikelfilter gleich als Austauschteile zu bevorraten,<br />

als sinnvoll. Alle Hersteller<br />

geben übrigens an, dass die Wartungsverträge<br />

von Euro 5 auf Euro<br />

6 nicht teurer geworden seien –<br />

und das trotz deutlich aufwändigerer<br />

Kat- und Filtersysteme und teurerer<br />

Turbolader. Nur MAN setzt<br />

statt auf einen VGT-Lader lieber auf<br />

zwei günstigere (und vermeintlich<br />

robustere) Standardturbinen.<br />

HILFE BEIM TEST<br />

TRUCKER<br />

sagt Danke!<br />

Hinter einem Vergleichstest<br />

steckt viel Aufwand. Den<br />

Herstellern gilt unser Dank<br />

in erster Linie, denn sie<br />

müssen für den Euro-Truck-<br />

Test kräftig investieren. Zudem<br />

haben sich ARAL und<br />

Krone als Partner etabliert,<br />

die uns mit gutem Kraftstoff<br />

– ARAL Truck Diesel –<br />

und Trailern unterstützen.<br />

Als Basis unserer Tests dient<br />

schon lange der Autohof<br />

Schweitenkirchen. Dank an<br />

dessen Team für die stets<br />

freundliche Aufnahme. Und<br />

Dank auch an unsere internationalen<br />

Gäste für Mithilfe<br />

und kritisches Urteil!<br />

22 <strong>Trucker</strong> 9/2013

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