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Trucker

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Tatort Parkplatz: Unbewachte LKW sind<br />

begehrtes Objekt von Planenschlitzern<br />

Kravag-Experte Salzmann. Jedem<br />

Mitarbeiter muss klar sein, dass<br />

berufliche Informationen in öffentlich<br />

zugänglichen Medien nichts zu<br />

suchen haben, dasselbe gilt für jeden<br />

Subunternehmer.<br />

AM BESTEN IMMER DEN<br />

FORDERUNGEN NACHGEBEN<br />

Auf der Straße muss die Prävention<br />

weitergehen. Es gelten die üblichen<br />

Vorsichtsmaßnahmen: Vollgetankt<br />

starten, unnötige Stopps vermeiden,<br />

keine Anhalter mitnehmen,<br />

das Fahrzeug immer abschließen<br />

und den Schlüssel abziehen. Steht<br />

eine Fahrt ins Ausland an, sollte<br />

vorab ermittelt werden, wo Kriminalitätsschwerpunkte<br />

liegen. Entsprechende<br />

Risikokarten bietet zum<br />

Beispiel die TAPA im Internet an:<br />

www.tapaemea.com. Kommt es dennoch<br />

zu einem Diebstahl, geraten<br />

Fahrer oft in die Schusslinie. „Drei<br />

Drittel der Täter sind gewaltbereit“,<br />

schätzt Alex Kotsiwos von der<br />

Schutz- und Aktionsgesellschaft für<br />

die Entwicklung von Sicherheitskonzepten<br />

in der Spedition (SAFE),<br />

Willich. Die Organisation, eine<br />

Initiative des DSLV, berät und zertifiziert<br />

Speditionen in Sicherheitsfragen.<br />

Die Methoden der Diebe<br />

reichen von der Betäubungsgas-<br />

Attacke über das vorgehaltene<br />

Schrotgewehr bis hin zur fingierter<br />

Polizeikontrolle, bei der sich die<br />

Diebe als Zivilbeamte ausgeben<br />

oder falsche Uniformen tragen.<br />

Auf kritische Situationen sollte<br />

man als Fahrer vorbereitet sein.<br />

„Wichtig ist, zu deeskalieren“, betont<br />

Kotsiwos. Sprich: den Forderungen<br />

der Täter nachgeben. Bemerkt<br />

er in der Kabine, dass ein<br />

Überfall im Gange ist, sollte er<br />

nicht aussteigen, sondern direkt die<br />

Polizei oder eine Alarmzentrale<br />

benachrichtigen. „Das Leben geht<br />

immer vor“, beschwört Kotsiwos.<br />

Eine zusätzliche Versicherung<br />

gegen Ladungsdiebstahl abzuschließen,<br />

ist für die Firma im<br />

Normalfall nicht möglich. Der<br />

Versender schützt sich durch eine<br />

Warentransportversicherung, die<br />

im Schadensfall Rückgriff auf die<br />

Haftungsversicherung des Spediteurs<br />

nimmt. Sie kommt – bis zum<br />

Höchstbetrag – für den Schaden<br />

auf. „Auch wenn der Frachtführer<br />

grob fahrlässig gehandelt hat“,<br />

erklärt Hans Kuckels, Prokurist für<br />

Verkehr und Logistik bei der<br />

Schunck Group, einem Versicherungsmakler.<br />

Selbst wenn der Spediteur einen<br />

externen Frachtführer beauftragt<br />

hat und dieser mit der Ladung<br />

verschwindet, kommt die Versicherung<br />

dafür auf. Nur, wenn ein<br />

Betrieb häufiger beraubt wird,<br />

kann es sein, dass die Versicherung<br />

Präventionsmaßnahmen vorschreibt,<br />

die dann umgesetzt werden<br />

müssen. „Sonst kann dem<br />

Kunden der Versicherungsschutz<br />

versagt werden“, warnt Kuckels.<br />

VIEL TECHNIK GARANTIERT<br />

NOCH KEINE SICHERHEIT<br />

Finanzielle Folgen hat ein Diebstahl<br />

auf jeden Fall, denn üblicherweise<br />

zahlt die Spedition eine Selbstbeteiligung<br />

von 15 Prozent an der Schadenssumme,<br />

die allerdings in den<br />

meisten Fällen begrenzt ist (zum<br />

Beispiel auf maximal 2500 Euro).<br />

Sollte eine Versicherungspolice neu<br />

ausgehandelt werden, rät Jurist<br />

Kuckels zur Vorsicht: „Manchmal<br />

werden Obliegenheiten reingeschrieben,<br />

die in der Realität nicht<br />

oder nur schwer einzuhalten sind.“<br />

Beispiel für so eine Klausel: „Fahrzeuge<br />

dürfen ausschließlich auf<br />

bewachten Parkplätzen abgestellt<br />

werden.“ Diese Forderung dürfte<br />

angesichts der geringen Anzahl dieser<br />

Plätze in Deutschland unmöglich<br />

zu erfüllen sein.<br />

Technische Vorkehrungen gegen<br />

Diebstahl gibt es natürlich<br />

reichlich: Verstärkte Planen und<br />

der Einsatz von Kofferfahrzeugen<br />

schrecken Planenschlitzer ab,<br />

Alarmanlage und GPS-Verfolgung<br />

sichern den Auflieger. Experten<br />

warnen allerdings davor, sich zu<br />

sehr auf die Technik zu verlassen.<br />

„Hier wird nur ein subjektives Sicherheitsgefühl<br />

erzeugt“, meint<br />

Desa-Experte Baier.<br />

Dass die beste Technik nichts<br />

bringt, wenn es beim Faktor<br />

Mensch hapert, zeigt ein Fall aus<br />

seiner Praxis: Ein alarmgesicherter<br />

LKW steht nachts auf einem Autobahnparkplatz.<br />

Die Täter lösen<br />

kurzzeitig die Kupplungsstecker<br />

des GPS-Alarmsystems und ziehen<br />

sich sofort wieder zurück. Der Fahrer,<br />

geweckt vom Alarm, inspiziert<br />

die Bordwand am Hänger und meldet<br />

der Zentrale „Ladetür verschlossen“.<br />

Die Täter warten noch<br />

einige Zeit ab, dann brechen sie die<br />

Tür auf. Doch diesmal reagieren<br />

weder Fahrer noch Zentrale – weil<br />

alle annehmen, dass es sich wieder<br />

um einen Fehlalarm handelt. Fazit:<br />

Nicht bessere Technik, sondern<br />

eine bessere Organisation in der<br />

Firma verhindert Ladungsdiebstahl.<br />

„Man muss Sicherheit als Teil<br />

des Logistikprozesses verstehen“,<br />

fasst Insider Baier zusammen.<br />

Constantin Gillies,<br />

freier Journalist<br />

Teil 3 im TRUCKER 10:<br />

Dieseldiebstahl<br />

9/2013 <strong>Trucker</strong> 77

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