KULINARISCHE PHYSIK - AM BRG Kepler
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Was könnte man heute kochen? 38<br />
WAS PASSIERT BEIM BACKEN?<br />
Vor dem Backen werden die Brote geformt und auf der Oberseite<br />
eingeschnitten. Durch das Einschneiden entlastet man das Glutennetz,<br />
welches unter dem Druck des Kohlendioxides reißen würde – die Brotkruste<br />
bekommt Risse. Das Kohlendioxid und die beim Kneten hineingebrachte Luft<br />
ist auch für die Lockerheit und die Vergrößerung des Volumens<br />
verantwortlich.<br />
Durch die Erwärmung dehnen sich die Luft, die man in den Teig<br />
hineingeknetet hat, und das Kohlendioxid der Hefe aus. Dadurch hebt sich<br />
der Teig. Gleichzeitig legt die Hefe mit der steigenden Temperatur an<br />
Aktivität zu, aber bei 60°C stirbt sie ab. Ab einer Temperatur von 90°C<br />
beginnt sich die Kruste zu bilden. Das im Teig enthaltene Wasser verdampft<br />
nur im Bereich der Teigoberfläche, der restliche Wasserdampf breitet sich im<br />
Brotinneren aus. Nachdem die Proteine ihr Wasser verloren haben,<br />
denaturieren sie und bilden das feste Gerüst der Krume. Durch die Maillard-<br />
Reaktion (Erklärung siehe Seite 44) und diverser Karamellisierungsreaktionen<br />
entwickeln sich bei der Krustenbildung eine Vielzahl von<br />
Geschmacks- und Aromastoffen. Durch die Verdampfung des Wassers kann<br />
der Teig 10-15% seines ursprünglichen Gewichtes verlieren.<br />
� Bei welcher Temperatur soll das Brot backen?<br />
Die Temperatur darf nicht zu hoch sein, damit das Gas sich ausdehnen<br />
kann bevor das Proteingerüst zu fest wird. Sie darf aber auch nicht zu<br />
niedrig sein, sonst bleibt die Kruste feucht. In der Praxis arbeitet man bei<br />
200°C-250°C.<br />
� Warum wird ein altes Brot durch nochmaliges backen<br />
wieder knusprig?<br />
Eine altbackenes Brot ist nicht trocken, denn beim Älterwerden des Brotes<br />
bleibt die Wasserkonzentration zunächst konstant, aber die an das Wasser<br />
gebundenen Stärkemoleküle entquellen und kristallisieren, wodurch die<br />
Krume fester wird.<br />
Vor allem wird schlecht durchgebackenes Brot schnell altbacken. Es enthält<br />
nämlich zuviel ungebundenes Wasser, das nun zusätzliche Bindungen mit<br />
den Zellulosefasern eingehen kann. Durch erneutes Backen kann man<br />
dieses Bindungen auflösen und das Brot wird wieder knusprig.<br />
Um das Brot länger frisch zu halten sollte man es deshalb vor<br />
Luftfeuchtigkeit schützen.