DIPLOMARBEIT - Institut Kutschera
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LEBENSWELT VON VOLKSSCHULKINDERN<br />
2.4.5 Sprachliche Neuorientierung<br />
„Typisch ist zum Beispiel, wenn ich in Jugoslawien<br />
beim Onkel lebe, dann sind da sehr viele Leute;<br />
mit diesen Leuten muss ich jugoslawisch sprechen<br />
und das tut mir nicht gut.<br />
Ich bin es nicht mehr so gewohnt.“<br />
Samuel, 10 Jahre<br />
Da Sprache ein wichtiger Faktor in der zwischenmenschlichen Kommunikation ist,<br />
verändert der Erwerb einer neuen, zweiten Sprache auch die bisher bestehenden<br />
sozialen Beziehungen. Die Kultur der neuen Sprachen wird in die Familie hinein<br />
getragen. Es entsteht eine Kluft zwischen der sprachlichen Kompetenz der Eltern<br />
und der Kinder. Meist sind es die Kinder, die dann den Eltern in Bezug auf die<br />
deutsche Sprache zu Hilfe kommen. Einerseits lernen Kinder sehr schnell eine<br />
Zweitsprache vor allem, wenn sie in ihrem sozialen Umfeld ständig damit<br />
konfrontiert sind, wie das bei Migrationskindern der Fall ist, andererseits kann es<br />
zu Schuldgefühlen kommen, wenn sie ihre Herkunftssprache nach Ansicht ihrer<br />
Eltern vernachlässigen.<br />
Ein wichtiges Kriterium für den Besuch einer weiterführenden Schule sind<br />
„ausreichende“ Kenntnisse der deutschen Sprache sowohl mündlich als auch<br />
schriftlich. Dieses Kriterium erfüllten 80% der Kinder der 4. Klasse nicht. Als Folge<br />
sollten sie in eine Sonderschule gehen. Abgesehen von dem fehlenden fachlichen<br />
Wissen der 10jährigen fehlte es bei diesem Kindern auch an der Kompetenz sich<br />
in der Sprache des Aufnahmelandes auszudrücken. Die Aufgabe der neuen<br />
Lehrerin und der Trainerin waren neben dem fachlichen Unterricht einer 4. Klasse<br />
Volksschule auch das Erlernen der Deutschen Sprache. Laut Protokoll der<br />
Trainerin vom September 1996 „lernen diese Kinder ohne österreichische<br />
KlassenkollegInnen sehr wenig über Kultur und Verhalten in Österreich. Die<br />
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