2013-13 - beim LSO
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Praxis<br />
Die 49 Kinder fühlen sich wohl im grossen Verbund. Foto: cornelia thürlemann.<br />
Aus der Not eine tugend gemacht<br />
Kindergarten Wildegg-Möriken. aus<br />
Platzgründen mussten die zwei Kindergartenlehrpersonen<br />
Regula Nuttli und<br />
beatrice Kaspar von der Schule Möriken-Wildegg<br />
in ein leer stehendes<br />
Gewerbegebäude umziehen. Dabei ist<br />
eine neue unterrichtsform entstanden:<br />
Sie unterrichten zwei Klassen mit<br />
49 Kindergärtlern gemeinsam.<br />
Viel Zeit blieb Regula Nuttli und Beatrice<br />
Kaspar nicht, um das Konzept für den<br />
neuen Kindergarten am Badweg in Wildegg<br />
zu entwickeln. Während einer internen<br />
Weiterbildung erhielten sie Zeit für<br />
die Planung, bald schon war der Zügeltag<br />
da, für den die Schule ihre hilfe anbot.<br />
Sonst aber wurden die zwei erfahrenen<br />
Lehrpersonen ins kalte Wasser geworfen.<br />
Sie standen vor der Aufgabe, in einem Gewerbegebäude<br />
zwei Kindergärten einzurichten.<br />
Wie, darin waren sie frei. «Weil<br />
die Grundrisse der Räume sehr verschieden<br />
sind, war es unmöglich, zwei Klassen<br />
parallel zu führen», erzählt Kaspar. Wie<br />
immer auch die Aufteilung war, es ging<br />
nicht auf. Doch da hatten sie eine Idee:<br />
Warum nicht aus zwei Kindergärten einen<br />
grossen machen und diesen gemeinsam<br />
als Verbund und in Kleingruppen<br />
führen?<br />
heureka!<br />
Die Idee nahm Gestalt an. Doch dies<br />
brauchte Flexibilität, nicht nur für die<br />
Lehrpersonen, sondern auch für die Eltern.<br />
Nuttli und Kaspar tüftelten Raumnutzung<br />
und Konzepte aus. Pläne wurden<br />
gemacht, verworfen, umgesetzt, geändert<br />
und erprobt. «Zum Glück fand der umzug<br />
während und nicht zu Beginn des Schuljahres<br />
statt», erinnert sich Nuttli. «heute<br />
ist die Form klar, doch dahinter steckt<br />
harte Arbeit, ein stetiges umdenken, dazwischen<br />
tränen der Verzweiflung und<br />
der Freude», so Kaspar.<br />
Neun Jahre lang hatten Nuttli und Kaspar<br />
nebeneinander unterrichtet, oft im team.<br />
«Manche bezeichnen uns sogar schon als<br />
altes Ehepaar», meint Nuttli augenzwinkernd.<br />
trotzdem war nun vieles neu für<br />
sie. «Die Absprachen brauchen viel Zeit,<br />
dafür spart man Zeit bei der Vorbereitung,<br />
weil man jede Lektion viermal<br />
durchführt», erklärt Nuttli. Spannend sei,<br />
wie die gleiche Lektion bei jeder Gruppe<br />
anders ankomme.<br />
Kinder finden sich gut zurecht<br />
Jeder tag wird von den zwei Kindergärtnerinnen,<br />
einer Deutsch-Zusatz-Lehrerin,<br />
zwei unterstützenden Lehrerinnen und<br />
den 49 Kindern gemeinsam begonnen<br />
und beendet. Die Zeit dazwischen arbeiten<br />
sie in vier Gruppen. Seit Kurzem gehört<br />
auch ein Kind mit einer hörbehinderung<br />
zur Klasse. Anfangs war die<br />
Befürchtung gross, dass sich die Kindergärtler<br />
im grossen Verbund verlieren<br />
würden. Doch dies traf nicht zu. «Jedes<br />
Kind orientiert sich an seiner Gruppe»,<br />
sagt Nuttli. Auffallend sei, wie gut sich<br />
die grösseren Kinder um die kleinen<br />
kümmerten. Im Klassenverbund fände jedes<br />
Kind ein Gspänli. Keines werde ausgeschlossen.<br />
«Dazu findet jedes Kind sehr<br />
bald die Lehrperson, bei der es das bekommt,<br />
was es braucht», beobachtet Kaspar.<br />
Auch den Schulweg bewältigen sie<br />
gut. So viel Mehrarbeit der neue Kindergarten<br />
auch beinhaltete, er brachte auch<br />
Entlastung. «Bei Elterngesprächen können<br />
wir auch die Beobachtungen unserer<br />
Kolleginnen einbringen.»<br />
Raum für Entwicklung<br />
Nuttli und Kaspar haben diese neue unterrichtsform<br />
nicht von sich aus gesucht.<br />
Sie suchten eine Form, bei denen die<br />
Räumlichkeiten kindgerecht genutzt werden<br />
können – und sie haben sie gefunden.<br />
heute beschweren sich keine Eltern<br />
mehr über den nicht ganz konformen<br />
Kindergarten abseits der Schule, im Gegenteil.<br />
Kürzlich habe ein Vater gesagt:<br />
«In einem solchen Kindergarten wäre ich<br />
gerne wieder Kind.»<br />
cornelia thürlemann<br />
Schulblatt AG/SO · <strong>13</strong>/<strong>20<strong>13</strong></strong><br />
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