Plenarprotokoll 5/46
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3734 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - <strong>Plenarprotokoll</strong> 5/<strong>46</strong> - 14. Dezember 2011<br />
Zum anderen tun Sie etwas, was wir nicht tun. Sie betreiben<br />
Haushaltspolitik ohne einen Sicherheitspuffer. Das sieht auf<br />
den ersten Blick ganz schick aus, der Haushalt ist im Planansatz<br />
konsolidiert. Doch wehe, es weht ein kalter Wind, die Zinsen<br />
steigen, die Konjunktur lahmt und die Einnahmen brechen<br />
weg. Dann ist es aus mit dem schönen Schein. Rot-Rot konsolidiert<br />
langfristig, nicht mit Blick auf die schnelle Schlagzeile.<br />
Wir wollen berechenbar sein und lange Linien in unserer Haushaltspolitik<br />
haben. Wir wollen einen Haushalt aufstellen, der<br />
auf Eventualitäten eingestellt ist und nicht beim ersten Zwischenfall<br />
auseinanderbricht.<br />
(Beifall SPD)<br />
Ich weiß, wir alle werden erst mit der Haushaltsrechnung 2012<br />
wissen, in welcher Höhe die Nettoneuverschuldung tatsächlich<br />
erfolgte bzw. ob überhaupt Kredite aufgenommen wurden. Das<br />
gibt in der Zeitung dann leider meist nur noch eine kleine Meldung.<br />
Aber das ist mir immer noch lieber als gemalte Zahlen<br />
und Pläne, die im ersten Wintersturm weggefegt werden. - So<br />
viel zur Nachhaltigkeit, die den Grünen ja auch immer am Herzen<br />
liegt.<br />
(Vogel [GRÜNE/B90]: Ja!)<br />
Nun einige Worte zur CDU. Liebe Saskia Ludwig, über Stilfragen<br />
soll man ja nicht diskutieren. Wortwahl ist auch Geschmackssache.<br />
Ich weiß, dass man als Opposition auch mal<br />
draufhauen muss. Rot-Rot ist für die CDU furchtbar. Alles andere<br />
wäre ja auch ziemlich verwunderlich.<br />
(Frau Schier [CDU]: Für die Brandenburger auch!)<br />
Doch unabhängig von aller Parteipolitik sollte man das Wohl<br />
unseres Gemeinwesens nicht unnötig gefährden. Wir leben<br />
mitten in einer Finanzmarktkrise. Die Geldmärkte sind nervös<br />
wie seit langem nicht mehr und wetten auf die Pleite von einem<br />
Land nach dem anderen. Sogar die stärksten Volkswirtschaften<br />
der Welt zittern vor den Ratingagenturen. Und was macht die<br />
Oppositionsführerin in Brandenburg?<br />
(Görke [DIE LINKE]: Druckt Geld!)<br />
Sie stellt sich vor den Landtag und zerschneidet eine riesige<br />
Kreditkarte. Super, Saskia! Morgen wirst du dadurch ein einziges<br />
starkes Bild produziert haben: „Brandenburg ist nicht kreditwürdig.“<br />
„Bankrott!“, „Zahlungsunfähig!“, „Kreditkarte gesperrt!“,<br />
„Seine Bonität ist dahin.“ - Das ist sicherlich ein PR-<br />
Gag, aber einer, dessen Folgen nicht absehbar sind. Das Rating<br />
Brandenburgs ist abhängig von der Einschätzung der Agenturen.<br />
Sie bestimmen über die Zinskosten, die unseren Landeshaushalt<br />
sehr belasten. Viele Bundesländer entwickeln extra<br />
Strategien, um die Ratingagenturen und ihre Einschätzung positiv<br />
zu begleiten. Die CDU unseres Landes hingegen leistet<br />
mit einem billigen PR-Gag einen Beitrag, der die Menschen in<br />
Brandenburg im Ernstfall viele Millionen Euro kosten kann.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Ich finde, das ist nicht nur billig, sondern auch verantwortungslos.<br />
Auch die Opposition trägt Verantwortung für dieses<br />
Land.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Ich bitte daher die CDU-Fraktion in aller Ernsthaftigkeit: Kritisieren<br />
Sie diese Regierung, schimpfen Sie auf die SPD, aber<br />
gefährden Sie nicht leichtfertig den Ruf an den Kapitalmärkten!<br />
Brandenburgs Ruf an den Kapitalmärkten ist gut. Das<br />
Land Brandenburg besitzt ein Moody's Rating von Aa1. Erst<br />
am 1. Dezember hat der nationale Stabilitätsrat diese gute Grundeinschätzung<br />
bestätigt. Brandenburg hat derzeit und auch in<br />
der mittelfristigen Projektion keine Haushaltsnotlage. Alle vier<br />
Indikatoren - strukturelles Finanzierungssaldo, Kreditfinanzierungsquote,<br />
Zinssteuerquote und Schuldenstand - sind auch<br />
mit dem Haushalt 2012 im grünen Bereich. Die letzte große<br />
Anleihe des Landes Brandenburg über 1 Milliarde Euro mit einer<br />
Laufzeit von zehn Jahren war innerhalb sehr kurzer Zeit<br />
deutlich überzeichnet. - So viel zur Frage der Kreditwürdigkeit,<br />
liebe Saskia Ludwig.<br />
Ein Wort zur FDP. Sie senken im Bund die Einnahmen durch<br />
Steuergeschenke auf Pump. Wenn Sie sich damit durchsetzen<br />
und Wolfgang Schäuble das nicht wieder einkassiert, reißen Sie<br />
damit die nächsten Löcher in den Haushalt des Landes und der<br />
Kommunen. Zugleich wollen Sie in Brandenburg die Ausgaben<br />
erhöhen, zum Beispiel für Polizisten und freie Schulen. Das<br />
verstehen keine 3 % Brandenburger.<br />
Ich bedanke mich für eine rege Haushaltsdebatte und die intensiven<br />
Diskussionen in den Fachausschüssen. Die Haushaltspolitik<br />
ist jede Mühe wert, denn wie sagte vor kurzem Bundespräsident<br />
Christian Wulff so schön? - Wir haben die Wahl zwischen<br />
Sparsamkeit und Freiheit oder Überfluss und Knechtschaft.<br />
- Heute wissen wir: Anschaffungen ohne Geld oder auf<br />
Kredit machen jede Menge Ärger. - Danke schön.<br />
(Starker Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Während für die CDU-Fraktion der Abgeordnete Burkardt an<br />
das Pult tritt, begrüße ich unsere Gäste, Auszubildende der Bildungseinrichtung<br />
Buckow in der schönen Uckermark und ihre<br />
langjährige Patin, Frau Lutter, die sie begleitet. Herzlich willkommen<br />
im Landtag Brandenburg.<br />
(Allgemeiner Beifall)<br />
Burkardt (CDU):<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrte<br />
Frau Kollegin Geywitz, zunächst darf ich meinerseits den<br />
Dank für die durchaus fruchtbringende Beratung im Fachausschuss<br />
erwidern. Es war uns möglich, die Beratung in einem<br />
überschaubaren Zeitrahmen ohne übermäßige Erregung zu einem<br />
Ergebnis, dem die einen heute zustimmen, die anderen<br />
weniger zustimmen werden, zu führen. In den Dank möchte ich<br />
diejenigen einschließen, die dazu beigetragen haben, dass wir<br />
in dieser Form arbeiten konnten: zum einen das Ausschusssekretariat<br />
und zum anderen die Mitarbeiter unserer Fraktionen.<br />
Ich nehme an, in den anderen Fraktionen läuft es nicht anders<br />
als bei uns, dass ein wesentlicher Teil der Vorarbeit von ihnen<br />
geleistet wird.<br />
Wir haben mit Interesse vernommen, welche Bedeutung Sie<br />
der Opposition beigemessen haben: Moody's, Standard & Poor's<br />
und wer auch immer es sein will, werden jetzt das Rating von<br />
Brandenburg überprüfen, weil wir morgen einen PR-Gag lan-