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Plenarprotokoll 5/46

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3762 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - <strong>Plenarprotokoll</strong> 5/<strong>46</strong> - 14. Dezember 2011<br />

Es gibt einige Hinweise darauf, dass der Justizminister auch in<br />

dem speziellen Falle das von ihm sonst als modellhaft gepriesene<br />

Mediationsverfahren für sinnvoll erachtet. Aber er schwieg<br />

auch dazu.<br />

(Görke [DIE LINKE]: Wir sind beim Haushalt, Frau Kollegin!)<br />

Geredet hat ein anderes Mitglied der Landesregierung, offensichtlich<br />

bar jeder Sachkunde über solch ein Verfahren. Das<br />

war der Finanzminister.<br />

(Beifall FDP, CDU und GRÜNE/B90)<br />

Damit sind wir auch bei den Anmerkungen zum Haushalt. Der<br />

Sparhaushalt des Justizressorts ist ein beredtes Zeugnis dafür,<br />

dass der Minister zwar so manches Sinnvolle denkt und sagt,<br />

tatsächlich aber allzu oft übergangen wird. Es ist ein Zeichen<br />

der Schwäche eines Amtsinhabers, der keine Lobby unter den<br />

Ministerkollegen und unter den Abgeordneten zu haben scheint,<br />

die seinen Regierungschef gewählt haben.<br />

(Zuruf des Abgeordneten Schippel [SPD])<br />

Man merkt diesem Haushalt an, dass er von Beamten geschrieben<br />

wurde, die einiges von der Konsolidierung der öffentlichen<br />

Finanzen verstehen mögen, weniger aber von den Organen der<br />

Rechtspflege. Denn bei den Gerichten, dort, wo für unsere Bürger<br />

der Rechtsstaat erlebbar wird, da kann man nicht kürzen<br />

wie bei Dienstwagen oder Repräsentationsmitteln, wobei ich<br />

glaube, dass bei solchen Haushaltspositionen die Sparanstrengungen<br />

eher unterdurchschnittlich ausfallen.<br />

(Beifall FDP und CDU)<br />

Die Landesregierung sollte darauf achten, dass die dritte Gewalt<br />

das Notwendige zur Verfügung hat. In Brandenburg sollen<br />

von 2010 bis 2015 mindestens 645 Stellen wegfallen. Angesichts<br />

der Altersstruktur der Bediensteten ist dann natürlich<br />

auch kein Platz für eine vernünftige Nachwuchsgewinnung.<br />

Tatsächlich aber findet ein Personalabbau statt, der wenig zu<br />

tun hat mit dem Arbeitsanfall unserer Justiz. Es ginge, es geht<br />

auch anders. Andere Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern<br />

sind dafür Beispiel.<br />

Wie beim Personal so wird auch bei den Gerichtsbaumaßnahmen<br />

willkürlich entschieden. 2012 ist gerade genug Geld für<br />

das unzumutbar beherbergte Amtsgericht Königs Wusterhausen<br />

da. Luckenwalde, Senftenberg, Zossen oder Eisenhüttenstadt<br />

- und dies ist bei weitem nicht die ganze Liste aller dringenden<br />

Baumaßnahmen -, diese Gerichtsstandorte werden wohl<br />

wieder leer ausgehen. Deswegen auch stellen wir einen Änderungsantrag,<br />

der dafür Haushaltsmittel freimacht.<br />

Beim Justizvollzug haben wir jetzt einen Standortvorschlag auf<br />

den Tisch bekommen, über den die Abgeordneten diskutieren<br />

dürfen, immerhin nach Nachfragen sogar gleichzeitig mit den<br />

Gewerkschaften. Ein vollständiges, zumal schriftlich nachlesbares<br />

Konzept fehlt leider noch immer, und dies aus gutem Grund.<br />

(Beifall FDP und CDU)<br />

Denn die vom Justizminister erwünschten Qualifizierungen,<br />

insbesondere im Bereich des offenen Vollzugs, sind nur schwer<br />

mit den Haushaltsvorstellungen des Finanzministers vereinbar.<br />

Aber dieser Konflikt löst sich nicht durch Abwarten in Wohlgefallen<br />

auf. Resozialisierung und ein effektiver Strafvollzug erfordern<br />

Investitionen.<br />

Ich will hier nicht noch einmal ausführlich auf die Diskussion<br />

zur Gerichtsstruktur eingehen. Sie konnten sich in diesem Bereich<br />

profilieren, weil jetzt zusammen mit einem früheren Finanz-<br />

und Innenminister wenigstens die völlig überzogenen<br />

Umbaupläne in den vorgezogenen Ruhestand getreten sind. Sie<br />

haben die Amtsgerichte vor Rainer Speer gerettet, das ist gut<br />

so, aber kein Grund zum Feiern.<br />

(Beifall FDP und CDU)<br />

Das Ganze wurde dann als Reformprojekt verkauft, obwohl<br />

keiner weiß, wie lange es dabei bleibt. Angesichts der Debatte<br />

um die Veränderung der Gebietskörperschaften ist sowieso<br />

bald wieder alles in der Schwebe. Dass also dieses Projekt tatsächlich<br />

die Anstrengungen und damit auch die Haushaltsmittel<br />

wert ist, darf bezweifelt werden.<br />

Meine Damen und Herren, es geht heute nicht so sehr um Kreditkarten,<br />

sondern um den Kredit, den unsere Justiz genießt,<br />

und zwar bei der Landesregierung und bei unserer Bevölkerung.<br />

Deshalb möchte ich zum Schluss noch auf etwas hinweisen,<br />

das niemanden unbeeindruckt lassen kann, dem unser<br />

Rechtsstaat am Herzen liegt. Das Vertrauen in die Gerichte unseres<br />

Landes ist bei denen, die sich in einer am Freitag von forsa<br />

vorgestellten Meinungsumfrage äußerten, erschreckend gering,<br />

deutlich geringer als in der Bundesrepublik insgesamt und<br />

auch wesentlich weniger ausgeprägt als in anderen neuen Bundesländern.<br />

Da tröstet es wenig, dass die Brandenburger auch beim Zutrauen<br />

zu anderen Institutionen, zu politischen Parteien oder dem<br />

Landtag ebenfalls weit hinter den Werten, die sonst in der Republik<br />

gemessen werden, zurückbleiben. Wenn aber noch nicht<br />

einmal die Hälfte aller, die Angaben gemacht haben, unserer<br />

Richterschaft vertraut, so ist dies ein Alarmsignal. Auch deswegen<br />

wäre es gut, wenn wir einen Justizminister hätten, der<br />

sich nicht so oft genötigt sieht, zu schweigen und andere Kabinettskollegen<br />

über relevante Fragen seines Ressorts daherreden<br />

zu lassen.<br />

(Beifall FDP und vereinzelt CDU)<br />

Das Erfreuliche an Herrn Schöneburg ist, dass ich als Oppositionsabgeordnete<br />

in so mancher Frage keinen Grund sehe, zu<br />

widersprechen, wenn er sich äußert. Das leider Unerfreuliche,<br />

vielmehr Inakzeptable ist indes, dass ihm selbst dann noch zu oft<br />

aus den eigenen Reihen widersprochen wird, wenn er vernünftige<br />

Vorschläge macht. Wir brauchen aber einen Minister, der gelernt<br />

hat, die Interessen der Justiz mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen<br />

zu vertreten. Den haben wir leider nicht. Folgerichtig<br />

präsentiert er uns auch einen Haushalt, den meine Fraktion<br />

nicht gutheißen kann. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

(Frau Lehmann [SPD]: Es geht heute um den Haushalt<br />

und nicht um Personaldebatten!)<br />

Präsident Fritsch:<br />

Jetzt hat der Justizminister Gelegenheit, zu reden.

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