Plenarprotokoll 5/46
Plenarprotokoll 5/46
Plenarprotokoll 5/46
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3736 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - <strong>Plenarprotokoll</strong> 5/<strong>46</strong> - 14. Dezember 2011<br />
lionen Euro: Sie haben es gesagt, Frau Geywitz: Der Finanzminister<br />
hat noch einmal 80 Millionen Euro ins Körbchen gelegt.<br />
Die hat er gar nicht in den Haushaltsplan eingestellt, wird sie<br />
aber vereinnahmen müssen. Ich glaube nicht, dass er im Oktober<br />
eine Weisung an die Finanzämter herausgibt, keine Steuerbescheide<br />
mehr herauszuschicken, sondern wenn die kommen,<br />
werden sie auch vereinnahmt werden müssen. Von Konsolidierung<br />
kann da keine Rede sein.<br />
Und da las man im Sommer mit einigem Amüsement, dass es<br />
um das, was da im Haushalt passiert ist - da oder dort ist ein<br />
wenig abgeknappst worden -, einen heftigen Streit gegeben habe.<br />
Mit „Zoff im Kabinett“ wurde das an der einen oder anderen<br />
Stelle überschrieben. Wenn deswegen schon - bei dem, was<br />
da passiert - Zoff im Kabinett entsteht, würde ich gern einmal<br />
wissen wollen, was denn da abgeht, wenn die wirklich ernsthaft<br />
in die Konsolidierung einsteigen müssen - und diese Frage<br />
wird sich stellen.<br />
Kommen wir zum Thema Personal: Das ist sicher eine Leistung,<br />
was da abgebaut worden ist, aber auch eine schiere Notwendigkeit.<br />
Auch wir können nicht mehr Personal bezahlen,<br />
als wir Geld in der Kasse haben - selbst wenn wir 600 Millionen<br />
Euro Steuermehreinnahmen haben. Aber wie sehen denn<br />
die Personalplanung und deren Umsetzung tatsächlich aus?<br />
45 000 Stellen sollen es bis zum Jahr 2015 sein. Im Haushaltsjahr<br />
2012 werden 651 Stellen abgebaut. In den Jahren 2013<br />
und 2014 müssen Sie, wenn Sie das Ziel von 45 000 Stellen bis<br />
zum Jahr 2015 erreichen wollen, durchschnittlich noch einmal<br />
1 492, vereinfacht gesagt 1 500 Stellen - wenn Sie so wollen,<br />
das Zweieinhalbfache von dem, was Sie sich für 2012 vornehmen<br />
-, umsetzen. Dabei ist deutlich erkennbar: Die Aufgabe<br />
wird auf die nächste Legislaturperiode verschoben.<br />
Dabei kann man nicht behaupten, meine Damen und Herren,<br />
die Landesregierung verfolge in ihrer Haushaltspolitik keine<br />
Strategie. Der Konsum wächst, die Investitionen werden gekürzt,<br />
es gibt scharfe Einschnitte bei der Wirtschaftsförderung<br />
und auch bei der Infrastruktur - ohne S-Bahn Berlin. Die Hochschulen<br />
werden gerupft, beim Hochschulpakt werden nun die<br />
Mittel zur Weiterreichung der Mittel des Bundes vom Hochschulpakt<br />
aus der Hochschul-Baurücklage genommen. Das<br />
heißt, die Hochschulen bezahlen es selbst, und obendrein sind<br />
sie noch mit einer satten globalen Minderausgabe in Höhe von<br />
12 Millionen Euro versehen worden, von der in den Ausschussberatungen<br />
niemand sagen konnte, wie denn die von den Hochschulen<br />
erwirtschaftet werden soll.<br />
(Beifall CDU und GRÜNE/B90)<br />
Kommen wir zu den freien Schulen. Dazu fällt mir nur ein<br />
Wort ein: Die werden gewürgt, am langen Ende mit 18 Millionen<br />
Euro per anno auf der Basis der heutigen Zahlen - ich bin<br />
ja froh, dass Sie das ausreichend differenziert haben. Zu der<br />
platten Aussage „Die kriegen ja mehr im nächsten Jahr“ sage<br />
ich: Natürlich kriegen sie mehr, weil es mehr Schulen sind und<br />
weil es mehr Schüler sind. In der Spitze wird bei einzelnen Positionen<br />
bis zu ein Drittel gestrichen. Mit Sparen hat das, was<br />
da passiert, allerdings überhaupt nichts zu tun; denn das, was<br />
die freien Schulen nicht leisten, müssen die staatlichen Schulen<br />
leisten.<br />
Da hilft es auch nicht weiter, wenn der Staatssekretär in einer<br />
Podiumsdiskussion - im Umkreis von 2 Kilometern befanden<br />
sich eine internationale Schule, eine Waldorfschule, ein privates<br />
Gymnasium und eine Grundschule - sagt: Na und? Was<br />
macht das schon, wenn die Schüler dort nicht mehr zur Schule<br />
gehen können? Wir haben in der Uckermark noch einige freie<br />
Plätze. Damit entstehen uns keine Mehrkosten.<br />
Meine Damen und Herren, auf dieser Argumentationsebene<br />
wird man die Schulen und die Bürger in unserem Land nicht<br />
davon überzeugen können, dass hier eine sinnvolle Veranstaltung<br />
stattfindet.<br />
Fazit: So sieht die angebliche Priorität dieser Koalition für Bildung<br />
und Wissenschaft aus.<br />
Das eigentliche strategische Ziel der Koalition wird deutlich,<br />
wenn sie heute Geld aufnimmt - was wir eigentlich gar nicht<br />
brauchten, wenn wir unsere Sparziele tatsächlich realisieren<br />
würden -, um Reserven für das Jahr 2014 anzulegen. 2013 gibt<br />
es noch einmal eine Nettoneuverschuldung, und 2014 will man<br />
sich für die Nettoneuverschuldung von null feiern lassen. Dann<br />
hat man üppige Rücklagen zur Verfügung, mit denen man das<br />
tun kann, was man zu Wahlzeiten immer gern tut: reichlich<br />
Wahlgeschenke spendieren.<br />
(Frau Melior [SPD]: Sie reden aus eigener Erfahrung?)<br />
Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit aus einer Zeitschrift zitieren,<br />
in der auch der Justizminister mit bemerkenswerten<br />
Ausführungen zur Resozialisierung jugendlicher Straftäter zu<br />
Wort gekommen ist; das fand ich sehr interessant. Der „Spiegel“-Journalist<br />
Jan Fleischhauer schreibt zu dem Thema „Was<br />
wir aus der Krise lernen können“ - er meint die Euro-Krise -:<br />
„Griechenland ist ja nur das prominenteste Beispiel, wohin<br />
einen der Stimmenkauf durch politische Wohltaten<br />
führen kann. Auch den Deutschen ist die Bestechungspolitik<br />
nicht fremd, wie ein Blick in den Katalog wohlfahrtsstaatlicher<br />
Leistungen zeigt, der verbilligte Opernbillets“<br />
- man könnte auch sagen: Rockkonzertkarten; das haben wir<br />
hier auch schon gehört -<br />
„ebenso einschließt wie sozial gestaffelte Tarife und<br />
Sprachreisen in die Levante.“<br />
An anderer Stelle fährt er fort - das ist das Fazit, das wir alle,<br />
ich sage ausdrücklich: wir alle, bedenken sollten -:<br />
„Man sollte Freigebigkeit nicht mit Gerechtigkeit verwechseln.<br />
Ein Staat kann, wie man sieht, nicht nur zu<br />
kleinlich, er kann auch zu großzügig sein. Nur weil er alles<br />
finanziert, heißt das noch lange nicht, dass er besonders<br />
sozial wäre. Manchmal ist sogar das Gegenteil<br />
der Fall, weil für diejenigen, die wirklich auf seine Hilfe<br />
angewiesen sind, bei einem eventuellen Kassensturz nicht<br />
mehr viel übrig ist.“<br />
Dem ist kaum etwas hinzufügen.<br />
Damit wir die Finanzsituation unseres Landes und die Herausforderungen,<br />
vor denen wir stehen, nicht missverstehen: Die<br />
Nettoneuverschuldung null im Jahr 2012 - die möglich und nötig<br />
ist, die aber meinetwegen auch 2014 kommen kann - ist nur