Plenarprotokoll 5/46
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3760 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - <strong>Plenarprotokoll</strong> 5/<strong>46</strong> - 14. Dezember 2011<br />
Brandenburg eine landeseigene Anstalt für Sicherungsverwahrte<br />
benötigt.<br />
Siebtens, Fußfessel: Seltsam, dass im Haushalt 2012 Mittel für<br />
die Fußfessel eingeplant sind, nämlich die Erstattung der Aufwendungen<br />
für die im Länderverbund betriebenen technischen<br />
Mittel zur elektronischen Überwachung des Aufenthaltsortes,<br />
obwohl Brandenburg dem Staatsvertrag zur Länderkooperation<br />
bei elektronischer Aufenthaltsüberwachung gar nicht beigetreten<br />
ist. Hat Brandenburg das für das Jahr 2012 vor?<br />
Diese und viele weitere Fragen bleiben offen. - Danke.<br />
(Beifall GRÜNE/B90)<br />
Präsident Fritsch:<br />
Ich begrüße Gäste von der Bildungsakademie in Potsdam und<br />
wünsche ihnen einen interessanten und spannenden Aufenthalt<br />
im Landtag Brandenburg. Herzlich willkommen!<br />
(Allgemeiner Beifall)<br />
Der Abgeordnete Kuhnert spricht für die SPD-Fraktion.<br />
Kuhnert (SPD):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau von Halem, ich<br />
musste heute an Folgendes denken: Vor 30 Jahren haben die Abgeordneten<br />
der Grünen im Bundestag die Reden manchmal so<br />
begonnen: „Herr Präsident! Leeres Haus!“ Aber das haben Rituale<br />
so an sich, die auch eine gewisse Fragwürdigkeit haben.<br />
Wir stellen uns aber diesen Ritualen, und ich freue mich, von<br />
allen Fraktionen bisher gehört zu haben, dass wir die Judikative,<br />
wie wir wissen, die einzige wirklich unabhängige Größe im<br />
Staat - bei Legislative und Exekutive hat das seit 1949 noch nie<br />
geklappt - für so wichtig halten, dass sie auch hinreichend ausfinanziert<br />
sein sollte.<br />
Bei den Gerichten, Herr Eichelbaum, hatten wir dank Ihrer<br />
Initiative im Ausschuss die verschiedenen Anhörungen. Dabei<br />
haben wir erst einmal gehört, dass wir bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit<br />
und bei den Arbeitsgerichten richtig gut liegen -<br />
das ist schon einmal gut zu hören -, entsprechend dem, was die<br />
Landesverfassung auch vorgibt; Sie haben es zitiert. Sorgenkinder<br />
sind nach wie vor die Verwaltungsgerichtsbarkeit und<br />
die Sozialgerichtsbarkeit. Immerhin - da muss ich an das erinnern,<br />
was Frau Mächtig gesagt hat und was Sie wissen - können<br />
Sie sich gut aus der Verantwortung stehlen. Aber wir beide<br />
haben das zehn Jahre zu verantworten gehabt. Immerhin hat<br />
sich, wie wir im Ausschuss gehört haben, die Situation bei den<br />
Verwaltungsgerichten von „ganz schlecht“ auf „schlecht“ verbessert.<br />
Das ist nicht befriedigend, aber Sie können ja Ihre ehemalige<br />
Ministerin fragen, warum wir das nicht damals schon<br />
hingekriegt haben. Aber ein kleiner Fortschritt ist es.<br />
(Zuruf von der CDU)<br />
- Ja, es lag dann wahrscheinlich an uns, da wir die Gelder nicht<br />
bewilligt haben. Der Koalitionspartner ist immer schuld, völlig<br />
klar.<br />
Es ist nicht befriedigend, das ist überhaupt keine Frage, gerade<br />
weil bei den Verwaltungsgerichten Bürgerinnen und Bürger<br />
vorstellig werden, die Verwaltungsentscheidungen überprüft<br />
haben möchten. In Rheinland-Pfalz dauert das drei Monate.<br />
Wir haben hier in der Tat ein Arbeitsgebiet, auf dem wir nach<br />
wie vor tätig werden müssen. Aber ich erinnere Sie, Frau Richstein<br />
und Frau Blechinger, daran, dass Herr Peter Macke, der<br />
damalige Oberlandesgerichtspräsident, immer wieder im<br />
Rechtsausschuss vorstellig geworden ist und genau das angemahnt<br />
hat, dass aber wir als Koalition es nicht geschafft haben,<br />
dies zu verbessern. Unter Rot-Rot ist es ein kleines Stück besser<br />
geworden; das soll wenigstens angemerkt werden. Auf der<br />
anderen Seite - das hat Frau Mächtig schon gesagt - müssten<br />
wir dann auch sagen, wo das Geld herkommen soll. Das ist<br />
eben immer die Frage. Wenn es nach mir ginge, könnten wir<br />
die Mitarbeiter und Richter alle einstellen.<br />
Was die Lage an den Sozial- und Finanzgerichten betrifft, haben<br />
Sie zwar auch Recht; das ist auch dramatisch dargestellt<br />
worden. Aber wir müssen dazu sagen, dass hier der Bundesgesetzgeber<br />
durch Gesetze immer zuständig ist, und durch schlechte<br />
oder problematische Gesetzgebung von Rot-Grün, Schwarz-<br />
Rot und Schwarz-Gelb haben wir bei den Sozialgerichten diesen<br />
Anstieg von Fällen, sodass man auch hier diese Korrespondenz<br />
zwischen Bundes- und Landesebene sehen muss. Ähnlich<br />
ist es bei den Finanzgerichten.<br />
Präsident Fritsch:<br />
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage?<br />
Kuhnert (SPD):<br />
Nein.<br />
Was die Zusammenarbeit der Gerichte betrifft, stimme ich Ihnen<br />
zu, Herr Eichelbaum. Es ist ja gut, wenn Sie einen solchen<br />
Vorschlag machen, den wir aufnehmen und gemeinsam umsetzen<br />
können. Das halte ich in der Tat auch für wichtig. Da ist Ihr<br />
Vorschlag gut und hilfreich, jedenfalls vom Grundsatz her. Wir<br />
müssen sehen, welche Gerichte in welcher Weise zusammenarbeiten<br />
und sich gegenseitig entlasten können. Aber notwendig<br />
ist das auf jeden Fall in unserem dünnbesiedelten Land und bei<br />
der Aufsplitterung der Gerichtsstrukturen in sechs oder sieben<br />
Bereiche.<br />
Ein weiterer Punkt, den auch die Vorrednerinnen und Vorredner<br />
angesprochen haben, betrifft die Justizvollzugseinrichtungen.<br />
Wir haben da einen Überhang, das wissen wir, und wir<br />
müssen Plätze einsparen. Ich meine, das Konzept - es ist erst<br />
einmal ein Konzept, das jetzt breit diskutiert werden soll -, das<br />
der Minister vorgestellt hat, einmal eine ganze JVA zu schließen,<br />
nicht einzelne Abteilungen, weil ein Haus immer Grundkosten<br />
verursacht, egal, wie viele Strafgefangene darin sind, ist<br />
vom Grundsatz her richtig und hat jedenfalls meine volle<br />
Unterstützung. Insofern ist es am meisten kostensparend, wenn<br />
man eine ganze JVA schließt. Der Vorschlag Frankfurt (Oder) -<br />
auch wenn sich mein Kollege Wolfgang Pohl schon an mich<br />
gewandt hat, er hat damals als Oberbürgermeister die JVA eingeweiht<br />
- erscheint mir im Moment jedenfalls als der richtige.<br />
Wir werden hören, was die Diskussion ergibt.<br />
Aber das Zweite halte ich für genauso wichtig: dass wir jetzt<br />
die Möglichkeit nutzen, die Resozialisierung im Laufe der<br />
nächsten drei Jahre zu stärken. Resozialisierung heißt einmal,<br />
wenn sie denn gelingt, mehr Opferschutz, und das ist etwas,<br />
was wir alle immer wollen und einfordern. Es spart perspekti-