Plenarprotokoll 5/46
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3750 Landtag Brandenburg - 5. Wahlperiode - <strong>Plenarprotokoll</strong> 5/<strong>46</strong> - 14. Dezember 2011<br />
Damit kann die vom Landtag geforderte Verordnung im nächsten<br />
Jahr in Kraft treten, denn sie braucht ja auch eine finanzielle<br />
Untersetzung.<br />
In einem zweiten Antrag hat sich die Koalition dafür eingesetzt,<br />
Spitzensportlern eine berufliche Perspektive bei der Polizei<br />
zu geben. Wir werden ja noch zu dem Antrag der CDU zu<br />
reden haben. Das ist doch etwas anderes, als in diesem Antrag<br />
gefordert worden ist. Denn mit dem Haushalt 2012 sollen für<br />
10 Spitzensportler die Voraussetzungen geschaffen werden, an<br />
der Fachhochschule der Polizei eine Polizeiausbildung zu absolvieren.<br />
Das schließt dann auch eine Anpassung der Lehrpläne<br />
an die speziellen Anforderungen des Spitzensports ein. Damit<br />
wird mehr Arbeit auf die Fachhochschule zukommen. Aber<br />
ich denke, wir gemeinsam wollen ja, dass es hier eine Entwicklung<br />
auch im Spitzensport gibt.<br />
Ich habe noch eine letzte Bemerkung zu machen: Auch in diesem<br />
Jahr gibt es die Diskussion um die Notwendigkeit eines<br />
Landespolizeiorchesters. Ich denke nicht, dass Herr Vogel damit<br />
vorhin einen herausragenden Änderungsantrag der Grünen<br />
gemeint hat, aber er wird ja im Plenum noch einmal gestellt.<br />
Wir stehen zu diesem landesweit beliebten Klangkörper und<br />
lehnen den Änderungsantrag zur Abwicklung des Orchesters<br />
ab.<br />
(Heiterkeit und Beifall SPD, DIE LINKE und FDP)<br />
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall SPD und DIE LINKE)<br />
Vizepräsidentin Große:<br />
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Scharfenberg. - Wir setzen die<br />
Aussprache mit dem Beitrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN fort. Frau Abgeordnete Nonnemacher hat das Wort.<br />
Frau Nonnemacher (GRÜNE/B90):<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Glanzlos<br />
in die zweite Halbzeit“ resümierte die Brandenburger Presse<br />
Anfang November nach zwei Jahren Rot-Rot. Das Innenministerium<br />
und namentlich der Minister erhielten - angesichts der<br />
immensen Problemfelder anderer Ressorts - vergleichsweise<br />
freundliche Beurteilungen.<br />
Die Megabaustelle des Innenministeriums - die Polizeireform<br />
Brandenburg 2020 - konnte mit Inkrafttreten des Polizeistrukturreformgesetzes<br />
zum 01.01.2011 mit einem hohen und hübsch<br />
bemalten Bauzaun eingefriedet werden. Hässlicher Baulärm<br />
drang allein noch im April von der Baustelle, als der Bericht<br />
der Aufbaukommission veröffentlicht wurde. Wer grundlegende<br />
Kurskorrekturen oder zumindest Konkretisierung bei der<br />
Ausgestaltung der Reviere erwartet hatte, sah sich enttäuscht.<br />
Lediglich die Zuordnung der künftigen Polizeiinspektion<br />
Uckermark zur Polizeidirektion Ost, zulasten der Norddirektion,<br />
verursachte über Wochen erhebliche Unruhe im Land.<br />
Ebenfalls im April 2011 entschied der Landtag über die Volksinitiative<br />
für den Erhalt einer leistungsfähigen und wahrnehmbaren<br />
Polizei in allen Regionen des Landes. Die absurde Situation,<br />
dass die Volksinitiative sowohl von Gegnern als auch von<br />
Unterstützern der Polizeireform angenommen und damit in ihrer<br />
Intention nicht ernst genommen wurde, sorgte nochmals für<br />
Diskussionen.<br />
Seit dem Sommer hat sich die Lage beruhigt. Die Direktionen<br />
wurden geräuscharm zum 01.07.2011 eingerichtet; die 16 Inspektionen<br />
gingen am 01.11.2011 an den Start.<br />
Ähnlich wie nach seiner Amtsübernahme im Herbst 2010 übernahm<br />
der Minister im Herbst 2011 eine ausgedehnte Tournee:<br />
Er besuchte diesmal alle vier Polizeidirektionen und die 16 Inspektionen.<br />
Er hatte die Notwendigkeit umfangreicher Kommunikation<br />
mit den Betroffenen vor Ort erkannt und ließ immer<br />
wieder in der Presse mitteilen: Ohne transparente Kommunikation<br />
kann eine solche Reform heute nicht mehr durchgesetzt<br />
werden. - Oder auch: Es gibt derzeit kein wichtigeres Thema<br />
als die weitere Umsetzung der Polizeireform.<br />
Frau Kollegin Stark, wie Sie dazu kommen, dass die Polizeireform<br />
bereits abgehakt und umgesetzt sei, ist mir ein Rätsel; wir<br />
stehen noch ganz am Anfang, und es knirscht ganz schön hinter<br />
den Zäunen.<br />
(Beifall GRÜNE/B90, CDU sowie FDP)<br />
Auch wenn jetzt die Proteste im Land professionell wegmoderiert<br />
werden und über allen Wipfeln Ruh ist, was passiert hinter<br />
den Kulissen? An vielen Stellen wie in Brandenburg an der Havel,<br />
in Ludwigsfelde und Falkensee gibt es massive Probleme<br />
mit den Liegenschaften und baulichen Herausforderungen, um<br />
die neuen Strukturen auch adäquat zu beherbergen.<br />
Haben sich die verschiedenen Aufgabengebiete in den neuen<br />
Formationen schon arbeitsfähig sortiert? Kann die Präventionsarbeit<br />
in den nächsten Jahren überhaupt noch wahrgenommen<br />
werden? Kann durch eine zentrale Anzeigenbearbeitung<br />
ausschließlich vom Büro aus noch eine verantwortliche Aufklärung<br />
und Bearbeitung erfolgen? Wird das Verfahren ZEN-<br />
TRAB, welches für 50 % aller Fälle angewendet werden soll,<br />
überhaupt noch den Geschädigten und Opfern einer Straftat gerecht?<br />
Werden ohne Ermittlungsarbeit vor Ort und ohne Vernehmungen<br />
Straftaten künftig nur noch verwaltet, aber nicht<br />
mehr aufgeklärt und verfolgt? Viele Fragen.<br />
Über Grenzkriminalität darf in letzter Zeit wieder gesprochen<br />
werden. Insbesondere, wenn sie zur Begründung für die Neukonfektionierung<br />
der Direktionen herhalten muss. Wird sie<br />
aber auch erfolgreich bekämpft? Wo findet sich in den neuen<br />
Strukturen die Bearbeitung der Jugendkriminalität wieder? Und<br />
ist die Polizei in Brandenburg auch nach der Strukturreform<br />
noch ausreichend gerüstet, um die massiv ansteigende Internetkriminalität<br />
fachgerecht abzuarbeiten?<br />
Wenn die Zahl der Polizeibediensteten wie vorgesehen drastisch<br />
reduziert werden soll, ist eine Erhöhung der Qualität in<br />
Aus- und Fortbildung unerlässlich. Wir begrüßen sehr, dass der<br />
Einstellungskorridor jetzt doch auf 150 Stellen für Polizeianwärter<br />
erhöht worden ist. Um einen adäquaten Ersatz in den<br />
kommenden Jahren für ausscheidende Beamtinnen und Beamte<br />
zu gewährleisten, reicht dies aber nicht aus - Herr Goetz hat<br />
das vorgerechnet. Auch wird sich die Qualifizierung der vorhandenen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum vermitteln<br />
lassen, wenn der immense Beförderungsstau, der jegliche Motivation<br />
abtötet, nicht abgebaut wird.