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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/42 Protokoll

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<strong>Landtag</strong> <strong>Brandenburg</strong> P-<strong>ABJS</strong> 5/<strong>42</strong> S. 37<br />

Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport 04.07.2013<br />

<strong>42</strong>. Sitzung Stenogr. Dienst/bo-ma<br />

Zu dem, was Sie, Herr Krause, wegen der Medikation angesprochen haben: Medikamente<br />

werden nicht von der Haasenburg GmbH verordnet, sondern von den behandelnden<br />

Ärzten. Eine Vergabe gegen den Willen des Jugendlichen und seiner Eltern<br />

kann ich mir nicht vorstellen. Wenn das so zuträfe, dann wäre das eine Körperverletzung<br />

und müsste auch als eine solche behandelt werden. Wenn es aber so ist,<br />

dass Medikamente verschrieben werden und der zuständige Vormund oder Erziehungsberechtigte<br />

damit einverstanden ist, hat die Haasenburg GmbH genauso wie<br />

jeder, bei dem Jugendliche privat wohnen, die Pflicht, ihm zu sagen: Du musst dieses<br />

Medikament nehmen, weil du es benötigst. Wenn es so wäre, dass Zwangsmedikation<br />

durchgeführt wird oder Injektionen gegeben werden, dann wären das ganz klare<br />

Straftatbestände.<br />

Abgeordnete Frau von Halem (GRÜNE/B90):<br />

Ich möchte gern vorweg sagen, dass mich das, was Frau Lehmann gerade gesagt<br />

hat, ziemlich erschüttert hat, weil das bedeutet: Wir haben alles gewusst oder wir hätten<br />

es zumindest wissen können, und zwar nicht erst seit 2007/2008, sondern schon<br />

seit dem Jahr 2000, wenn wir denn genauer hingeschaut hätten. Wenn wir uns überlegen,<br />

dass wir heute nicht deshalb hier sitzen, weil gerade irgendetwas besonderes<br />

vorgefallen ist, was uns aufgeschreckt hat, sondern nur deshalb, weil es eine Journalistin<br />

gegeben hat, die Dinge recherchiert und zusammengetragen hat, die im Detail<br />

schon bekannt waren, und letztendlich die Fülle dessen, was sie zusammengetragen<br />

hat, diese Erschütterung bei uns allen veranlasst hat, muss ich ehrlich sagen: Ich finde<br />

es für uns alle, wenn es tatsächlich so ist, reichlich beschämend, dass wir erst<br />

heute hier sitzen. Aber gut, so ist es, und besser heute als morgen.<br />

Ich würde gerne noch einmal auf diese Geschichte mit den Fixierliegen zurückkommen.<br />

Das hängt sehr eng mit dem zusammen, was wir gerade diskutiert haben. Vielleicht<br />

ist es auch als Frage von Seiten des Jugendamtes bereits beantwortet. Diese<br />

Fixierliegen sind im Jahr 2010 abgeschafft worden, aber es sind zuvor junge Menschen,<br />

Kinder und Jugendliche, über längere Zeit darauf festgeschnallt worden. Ich<br />

überlege mir: Wenn jemand ein pädagogisches Konzept verfolgt, das beinhaltet, den<br />

Willen eines Patienten, eines Kindes, eines Jugendlichen, so zu brechen, dass es<br />

nötig ist, diese Person über eine lange Zeit festzuschnallen, dann beseitige ich doch<br />

diesen Zustand nicht damit, dass ich die Fixierliege abschaffe. Wie kann man sich<br />

vorstellen - der kritikwürdige Zustand ist ja nicht die Fixierliege, sondern der kritikwürdige<br />

Zustand ist das Festschnallen, also die Methode -, das könne damit beendet<br />

werden, dass man die Fixierliegen abschafft? Auf jedem Bett kann man jemanden<br />

festschnallen, wenn man das für richtig hält, das ist überhaupt kein Problem. Ich verstehe<br />

bis jetzt noch nicht, wie man davon reden kann, das sei ja dann 2010 abgeschafft<br />

worden, und bin entsetzt, welche Haltung sich hier offenbart. Man muss auch<br />

fragen: Mit welchen Methoden, mit welchen Konzepten können wir diesen Kindern<br />

und Jugendlichen überhaupt begegnen? Wie können wir sie zu selbstverantwortlichen<br />

Menschen erziehen? Wie können wir Ihnen dabei helfen? Wir müssen davon<br />

ausgehen, dass das Personen sind, die langjährige Traumatisierungen hinter sich<br />

haben, in den meisten Fällen wahrscheinlich auch unter Anwendung von Gewalt.

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