Einführung in die Psychologie, Farbwahrnehmung - am Institut für ...
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vorgelegt werden konnte. Die Zahlen hatte<br />
bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong> des Num<strong>in</strong>osen umgeben,<br />
der noch 1960 e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der theoretischen<br />
und empirischen Forschung überaus<br />
erfolgreichen Physiker von e<strong>in</strong>er angeblich<br />
„unreasonable effectiveness of mathematics<br />
<strong>in</strong> the natural sciences“ (Wigner, 1960)<br />
sprechen ließ. Bis dah<strong>in</strong> hatte sich der e<strong>in</strong>fache<br />
Gedanke Hölders von 1901 offenbar<br />
noch nicht herumgesprochen, daß <strong>die</strong><br />
Arithmetik dann und nur dann sachlich<br />
richtige Rechenergebnisse liefert, wenn <strong>die</strong><br />
Struktur des betroffenen Sachbereichs im<br />
Kle<strong>in</strong>detail der Struktur der Zahlen entspricht.<br />
Um <strong>die</strong>s besser zu verstehen und <strong>in</strong><br />
der <strong>Psychologie</strong> anwenden zu können, ist<br />
e<strong>in</strong> Blich auf <strong>die</strong> Struktur der Zahlen erforderlich.<br />
Sachliche Richtigkeit (Erfülltheit) der<br />
Axiome der Arithmetik<br />
Man versteht sofort, warum <strong>die</strong> gleiche<br />
theoretische Summenbildung beim Zus<strong>am</strong>menschütten<br />
von Flüssigkeiten manchmal<br />
e<strong>in</strong> sachlich richtiges Ergebnis vorausberechnen<br />
läßt, <strong>in</strong> anderen Fällen nicht,<br />
etwa beim Zus<strong>am</strong>menschütten von Alkohol<br />
und Wasser. In e<strong>in</strong>em Falle s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Axiome der Addition empirisch erfüllt, im<br />
anderen Falle s<strong>in</strong>d sie empirisch verletzt:<br />
Theoretische Struktur: Arithmetik<br />
Seien <strong>die</strong> natürlichen Zahlen {0, 1, 2, ...}<br />
und s( ) <strong>die</strong> Nachfolger-Relation. Das Relativ<br />
< , s( ), + > ist e<strong>in</strong>e Struktur., weil<br />
s( ) und + Abbildungen s<strong>in</strong>d Ihre Eigenschaften<br />
lassen sich durch drei Annahmen<br />
(„Axiome“) beschreiben. Diese Axiome<br />
s<strong>in</strong>d dann brauchbar gewählt, wenn sich<br />
alle<strong>in</strong> mit ihnen alle Sätze der Arithmetik<br />
des + beweisen lassen.<br />
Die Axiome der Addition<br />
1. Für alle x : s(x) 0<br />
2. Für alle x,y : wenn s(x) s(y),<br />
dann x y<br />
3. Für alle x : x + 0 = x<br />
4. Für alle x,y : x + s(y) = s( x+y)<br />
Satz: Für alle x: s(x) = x + s(0).<br />
Beweis: Man setzt <strong>in</strong> 4. y = 0 und vertauscht<br />
<strong>die</strong> Seiten.<br />
Ist Anwendbarkeit auf Farbenmischung<br />
gegeben?<br />
Diese Theorie bezieht sich auf <strong>die</strong> Nachfolgerelation<br />
der Zahlen, also auf deren<br />
Anordnung. Farben s<strong>in</strong>d empirisch durch<br />
Versuchspersonen nicht wie e<strong>in</strong>e Perlenkette<br />
anordenbar. Sie erfüllen <strong>die</strong> Ordnungsaxiome<br />
nicht. D. h., Versuchspersonen<br />
können Farben nicht konnex, transitiv<br />
und antisymmetrisch anordnen. Deshalb ist<br />
<strong>die</strong> Theorie <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Formulierung nicht<br />
auf Farben anwendbar. Nicht jede Axiomatik<br />
e<strong>in</strong>er Theorie, hier also der natürlichen<br />
Zahlen, eignet sich für e<strong>in</strong>en empirischen<br />
Vergleich mit den im Experiment vorf<strong>in</strong>dbaren<br />
Gegebenheiten. Diese Schwierigkeit<br />
kannte Graßman (1853) nicht. Er fand e<strong>in</strong>e<br />
empirische Struktur und deren theoretische<br />
Entsprechung speziell für <strong>die</strong> Farben, <strong>die</strong><br />
später als Graßmannstruktur kanonisiert<br />
worden ist, weil sie auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unübersehbare<br />
Vielfalt von empirischen Strukturen<br />
andere Sachbereichen zu beobachten<br />
ist. Die psychologische Forschung hat historisch<br />
hier ausnahmsweise gegenüber der<br />
anderer Diszipl<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Vorreiterstellung<br />
e<strong>in</strong>genommen.<br />
Addition von Mehrkomponentigem<br />
Der Intention, Farbmischung durch arithmetische<br />
Addition zu repräsentieren steht<br />
zunächst der Umstand entgegen, daß<br />
Farbmischung e<strong>in</strong>e Angelegenheit von drei<br />
Komponenten ist. Andererseits ist <strong>in</strong> der<br />
Mechanik das Zus<strong>am</strong>menwirken mechanischer<br />
Kräfte <strong>in</strong> der Ebene ist durch Addition<br />
repräsentierbar. Diese „Vektoraddition“<br />
ist weiter nichts als <strong>die</strong> komponentenweise<br />
Ausführung der gewöhnlichen<br />
Arithmetik. E<strong>in</strong> Beispiel dafür liefert das<br />
Kräfteparallelogr<strong>am</strong>m. E<strong>in</strong> gewichtigeres<br />
H<strong>in</strong>dernis für <strong>die</strong> Benutzung der gewünschten<br />
Repräsentation stellt der Sachverhalt<br />
dar, daß <strong>die</strong> Mischungskomponenten<br />
als Energiewerte stets positiv