RegJo Suedniedersachsen 1/2013 - Polo+10 Das Polo-Magazin
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egjo südniedersachsen Lifestyle 91<br />
Darjeelings im Vergleich (die Ausschnitte von links nach rechts)<br />
Innovationskraft und der Wille, die Dinge besser zu machen,<br />
treiben uns an – und das seit über 50 Jahren.<br />
1. Beuteltee „Darjeeling“<br />
(Netto, 99<br />
Cent/43,75g, Ziehzeit<br />
laut Packung 3-5 Min.)<br />
3 Min. Ziehzeit: schon<br />
sehr bitter, Darjeeling-<br />
Charakter (fein, blumig)<br />
mit gutem Willen<br />
erahnbar, „billiger“<br />
Charakter<br />
5 Min. Ziehzeit: zu bitter,<br />
ungenießbar<br />
2. Loses Blatt, „Darjeeling<br />
1st flush“ (Rewe<br />
Hausmarke, 2,99<br />
Euro/100g, Ziehzeit laut<br />
Packung mind. 5 Min.)<br />
5 Min. Ziehzeit: ausgeprägte<br />
Bitterkeit,<br />
dezenter Brombeergeschmack,<br />
hinterlässt<br />
pelziges Gefühl<br />
im Mund<br />
Bei 2,5 Min. Ziehzeit:<br />
leichtes Zitrusaroma,<br />
kaum Darjeeling-Charakter,<br />
leicht bitter<br />
3. Loses Blatt, Gartentee<br />
Darjeeling „Steinthal<br />
2nd flush“ (Teehaus<br />
Karl Schmidt,<br />
Göttingen, ca. 3<br />
Euro/100g)<br />
2,5 Min. Ziehzeit: das<br />
typische Muskatell-<br />
Aroma der zweiten Ernte<br />
(„2nd flush“) fehlt,<br />
herber Geschmack,<br />
leichtes Waldhonig-<br />
Aroma, „gehobene<br />
Beuteltee-Klasse“<br />
4. Loses Blatt, Gartentee<br />
Darjeeling „Phoobsering<br />
1st flush“ (Teehaus<br />
Karl Schmidt,<br />
Göttingen, ca. 15<br />
Euro/100g)<br />
2,5 Min. Ziehzeit: trotz<br />
längerer Lagerung<br />
immer noch ein an<br />
Heu erinnerndes Aroma<br />
(typisch für frische,<br />
gute Darjeelings), charakteristische<br />
Darjeeling-Note,<br />
fruchtiger<br />
Geschmack schwarzer<br />
Johannisbeere, sehr<br />
weich und blumig<br />
5. Beuteltee „Darjeeling“<br />
siehe links außen)<br />
Diesmal mit 5 Min.<br />
Ziehzeit: zu bitter,<br />
ungenießbar<br />
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Wir hören zu<br />
und verstehen!<br />
nach Höhenlage, Pflanzentyp, Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung<br />
und Regenmenge alle ihr eigenes charakteristisches<br />
Aroma entfalten. Wer diese individuellen Noten<br />
genießen will, muss sich bei den sogenannten Gartentees<br />
im Teeladen umsehen – und steht zunächst vor einer<br />
unüberschaubaren Menge an Sorten mit großen Preisunterschieden:<br />
Da gibt es dann den Darjeeling für 2,95 Euro<br />
bis hin zu 15 Euro pro 100 Gramm. Und schielt man zum<br />
japanischen Grüntee rüber, kann man auch mal 25 Euro<br />
für 25 Gramm loswerden – im Prinzip ist die Preisskala<br />
aber nach oben offen, die Spitze wird vermutlich vom originalen<br />
chinesischen Da Hong Pao besetzt: Die letzten drei<br />
noch existierenden Büsche produzieren pro Jahr etwa 400<br />
Gramm Tee, für den um die $8.000 gezahlt werden – pro<br />
10 Gramm! Kein Witz. Bedeutet der Preis aber wirklich so<br />
einen Unterschied? Ein klares Jein, denn der Tee macht es<br />
einem nicht gerade leicht.<br />
Zunächst: Teurer heißt in aller Regel auch qualitativ<br />
besser. Wer aber als Newcomer mit regelmäßigem Teetrinken<br />
anfängt, wird die feinen Aroma-Abstufungen hochwertiger<br />
Schwarztees kaum wahrnehmen und schätzen<br />
können. Beim Grüntee sieht es noch schlimmer aus: Bitternis,<br />
Fisch-Geschmack, „radioaktiv“ leuchtende Wasserfarbe<br />
schrecken den Erst-Trinker allzuleicht ab. Von daher<br />
zum Einstieg am besten mit Tees der „Mittelklasse“ anfangen<br />
– billiger bedeutet keinen Genuss, teurer wäre sprichwörtlich<br />
Perlen vor die Säue zu werfen. Vom Darjeeling für<br />
weniger als 4-5 Euro/100g sollte man also eher die Finger<br />
lassen, günstigere Assams hingegen können auch durchaus<br />
gut sein. Im Grüntee-Bereich sollte man sich niemals<br />
Chun Mee, Gunpowder oder chinesischen Sencha (jeweils<br />
bei 1-3 Euro/100g) andrehen lassen – Massenware minderer<br />
Qualität, die überwiegend herb schmeckt und schnell<br />
bittert; im Grunde kann man Grüntees für weniger als 5<br />
Euro/100g ganz vergessen.<br />
Es dauert aber durchaus Jahre, bis man sich von Mittelklasse<br />
zu feinster Qualität sowie von schwarz zu grün zu<br />
weiß zu Oolong zu Pu-Erh-Tee einmal quer über die riesige<br />
Geschmackslandkarte des Tees getrunken hat. Und dann<br />
erst schaut man links und rechts und entdeckt in Nischen<br />
kleine Teeanbaugebiete oder besondere Herstellungsarten.<br />
Tee genießen zu lernen ist ein langwieriger Prozess<br />
und ihn schmackhaft zuzubereiten stellt ohnehin eine<br />
Wissenschaft für sich dar. Die Belohnung sind jedoch<br />
fortwährend aromatische Überraschungen, die modische<br />
Geschmackskompositionen wie „Grüntee und Zitronengras<br />
mit Holunderblüte und Lemon Myrtle“, am besten noch aus<br />
dem abgepackten Beutel, schlichtweg überflüssig machen.<br />
Gegen diese Geschmacksvielfalt sieht jeder Kaffee ziemlich<br />
blass aus.<br />
Nächstes Mal: Die hohe Kunst der Teezubereitung.<br />
melanie-funke.de