COO Insights "Nachhaltigkeit als Geschäftsprinzip" - Roland Berger

think: act BUSINESS S u s ta i n a b i l i t y 37
zu dem Punkt, wo es existenziell knirscht, werden
die Autohersteller die Schrauben anziehen.“
So brutal es klingt: Sie haben kaum eine andere
Wahl. Rücksichtsvoller Umgang hilft dem
Wettbewerber. Der verlässt sich dann darauf,
dass ein anderer Hersteller bessere Preise
bezahlt und drängt selbst auf immer höhere
Rabatte. Resultat: Für Investoren und Eigen -
tümer nimmt die Branche immer weiter an
Attraktivität ab.
Verborgene Schätze
DIE KRISE HAT DIE LIQUIDITÄT AUFGEZEHRT.
VIELE MITTELSTÄNDLER KLAGEN ÜBER DIE
KREDITKLEMME. SIE ÜBERSEHEN:
RESERVEN STECKEN IM UNTERNEHMEN SELBST
Die Studie kommt daher zu dem Schluss,
dass Zulieferer ihre operative Leistung weiter
verbessern, ihre Preisdisziplin steigern und
sich auf profitable Geschäfte konzentrieren
sollten, statt um jedes einzelne Projekt zu
kämpfen. Zudem müssen sie sich intensiv um
neue Finanzierungsquellen bemühen.
Berater Berret: "Autohersteller sollten außerdem
die Zusammenarbeit mit ihren
Zulieferern intensivieren und sich
verstärkt um eine Verbes -
60 Mrd.
Euro Cash für den
Aufschwung benötigt der
deutsche Mittelstand nach
einer neuen Studie von
Roland Berger
serung des Zustands strukturschwacher
Produktsegmente bemühen, indem sie eine
echte Konsolidierung zulassen und unter -
stützen."
120 Mrd.
an Liquiditätsreserven bleiben
nach Schätzungen von
Roland Berger
ungenutzt
Mittelstand auf Magerkur:
Rund 60 Milliarden Euro benötigen nach
Einschätzung von Roland Berger Strategy
Consultants die Unternehmen bis 2012 für
den Kauf von Rohstoffen, Betriebsmitteln
und Invest itionsgütern – Geld, das nicht da
ist. Die Krise hat die Liquiditätspolster auf -
gezehrt. Viele Unternehmen stecken in der
Kredit klemme. Ausgerechnet in der wieder
anziehenden Konjunktur blockiert die häufig
fehlende Finanzierung von Vorleistungen
den Aufschwung.
Häufig liegt das Geld auf der Straße. Roland
Berger und der Auskunfts- und Inkasso-
Dienstleister Creditreform haben in einer
über die vergangenen vier Jahre groß angelegten
Umfrage unter 2.500 Unternehmen
und 300 Führungskräften festgestellt:
Die ungenutzten Liquiditätsreserven sind
enorm. Working Capital, das Management
von Beständen, Forderungen und Verbind -
lich keiten, wird unterschätzt.
Zwar ging bei den befragten Unternehmen
die durchschnittliche Kapitalbindung zwischen
2006 und 2009 von 64 auf 56 Tage
zurück. Auch verringerte sich der Anteil
verspäteter Zahlungen. Doch noch immer
ist das Kapital großer Firmen im Schnitt nur
halb so lange gebunden wie im deutschen
Mittelstand.
Die gute Nachricht: „Die meisten Unterneh -
men haben ihr Liquiditäts manage ment in
der Krise deutlich verbessert", sagt Roland
Schwientek, Partner im Kompetenz zentrum
Operations Strategy bei Roland Berger
Strategy Consultants.
Die schlechte: „Der deutsche Mittelstand hat
noch viel nach zuholen.“ Auf der anderen
Seite bietet dieses ungenutzte Potenzial nun
Chancen, zur Finanzierung des Wachstums
beizutragen.
Working Capital steht bei jedem Unter n eh -
men mit mehr als 200 Millionen Euro
Jahresumsatz auf der Agenda. Kleinere
Firmen kümmern sich weniger darum –
oder gar nicht. Konzerne betreiben ihr
Liquiditätsmanagement professionell.
„Klassische Mittelständler“, so Schwientek,
„konzentrieren sich dagegen oft noch auf
Umsatz und Wachstum."
Nahrungsmittelhersteller (7 Tage) und
Handel (16 Tage) verzeichnen im Branchen -
vergleich die geringste Kapitalbindungs -
dauer, Bekleidungshersteller (57) die längste.
Im Maschinenbau arbeitet eine Reihe
von Unternehmen mit einer nur halb so
langen Kapitalbindung wie der Durchschnitt
der Branche, während andere den Schnitt
um 600 Prozent toppen. Über alle Branchen
hinweg bleiben nach Schätzungen von
Roland Berger rund 120 Milliarden Euro an
Liquiditätsreserven ungenutzt.