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Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen

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Sauerländer Heimatbund<br />

SAUERLAND<br />

39<br />

stadt, wo ich am 10. Mai 1945 nach der<br />

abenteuerlichsten Radtour meines Lebens<br />

wohlbehalten eintraf. Meine<br />

Marschverpflegung stammte ubrigens<br />

zum groBten Teil aus ..Abschiedsgeschenken"<br />

der serbischen und franzosischen<br />

Freunde. Auch das sei noch<br />

erwahnt: Zu einem Bauern. der mich mit<br />

einem Ruderboot iiber die Weser setzte,<br />

fiiiirte mich nach einer gemeinsamen Zigarette<br />

im StraSengraben ein polnischer<br />

..Fremdarbeiter" (Jeder Weg iiber eine<br />

BriJcke fuhrte ins Gefangeneniager).<br />

Fur das Gelingen meiner Fahrt schulde ich<br />

noch besonderen Dank einem amerikanischen<br />

Offizier und einem engiischen Korporai,<br />

die bei Rotenburg und Bad Oeynhausen<br />

meine Papiere und mein Gepack<br />

zu kontroiiieren hatten.<br />

Bernhard Neuwdhner<br />

Erinnerung an die letzten<br />

Bombenwochen in Arnsberg<br />

Als jene Jahre sich ganz langsam aber<br />

sicher dem bitteren Ende naherten und<br />

Frauen und Kinder sich um Vater, Manner<br />

und Sohne sorgten und ihre baldige<br />

Heimkehr ersehnten, begann die Zeit <strong>des</strong><br />

Grauens und Schreckens in der Heimat<br />

Ab Januar 1945 - so berichten zahireiche<br />

Aufzeichnungen aus jener Zeit - gab es<br />

im Arnsberger Raum fast taglich Fliegeralarm.<br />

immer wieder heulten die Sirenen<br />

auf und zwangen Frauen, Kinder, Kranke<br />

und alte Leute in die Luftschutzkeller, die<br />

ofter zum grausigen Grab wurden.<br />

Nach dem schweren Luftangriff vom<br />

9. Februar 1945 sowie vom Samstag,<br />

dem 12. Marz 1945 - als am anderen Tage<br />

in Arnsberg die Erstkommunion angesetzt<br />

war und die Kommunionkinder <strong>des</strong><br />

Eichholzvierteis iiber frisch von Bomben<br />

aufgerissene Graber von Toten, uber<br />

Sargsplitter und Kcirper Verblichener hastend<br />

und stoipernd hinwegklettern<br />

muBten - kam, nach fortwahrender<br />

Angst vor neuem Alarm, vor neuen<br />

Angriffen, jener grausame, aber von<br />

Schrecken erlosende 19. Marz 1945, im<br />

Friihlingserwachen <strong>des</strong> Kalenders. Eine<br />

200-Zentner-Bombe traf „endlich" den<br />

Arnsberger Eisenbahn-Viadukt.<br />

Fritz Schumacher schrieb:<br />

.,36 Flugzeuge griffen an diesem Tag Bahnhof<br />

und Eisenbahnviadukt an. Die Spezialbombe<br />

„Grand Slam" war eine Erfindung von Barnes<br />

<strong>Der</strong> Arnsberger Viadukt im Wiederaufbau. Ringsherum Bombentrichter und TriJmmer.<br />

(Foto: Archiv Propper)<br />

Wallis, derjahrelang an der Konstruktion gearbeitet<br />

hatte. Er hatte die groSte Bombe geschaffen,<br />

die je Tod und Verderben gebracht<br />

hat Er soil dafur eine Belohnung von 10000<br />

Pfund erhalten haben... Beim vierten Anflug<br />

(nachdem drei Angriffe zuvor die Umgebung<br />

in eine Krater-Landschaft verwandelt hatten)<br />

ri3 die Bombe ein breites Loch in den Viadukt".<br />

Helmut Euler („Als Deutschlands Damme<br />

brachen") berichtete u.a.:<br />

..Innerhalb von wenigen Minuten werfen die<br />

Manner in den Lancaster-Maschinen mehrere<br />

Bomben auf den Eisenbahnviadukt Nachfolgende<br />

Flugzeuge mussen ihr Bombardement<br />

unterbrechen, well sie durch die Rauch- und<br />

Staubentwicklung der explodierenden Ungeheuer<br />

nicht mehr ihre Ziele sehen konnen. Um<br />

10.S4 Uhr stellt die Besatzung der Lancaster<br />

PD 119 fest: ..Treffer! Viadukt zerstorti".<br />

Die „gro3en" Luftangriffe horten auf.<br />

<strong>Der</strong> Wunsch der gequalten Bevolkerung<br />

nach Ruhe - „Wenn er doch erst kaputt<br />

ware, der Viadukt!" - war in Erfullung gegangen.<br />

Zu allem Leid und zu allerTrauer<br />

kam endlich Erleichterung. Eine Frau, aus<br />

SicherheitsgriJnden vom Rheinland ins<br />

Ruhrtal evakuiert, entsann sich <strong>des</strong> guten<br />

heiligen Josefs und seines Namenstages:<br />

„Nun holen wir aber die Flasche aus<br />

dem Keller. Jetzt haben wir guten Grund,<br />

auf Omas Wohl - wegen <strong>des</strong> Namenstages<br />

- ein Glaschen zu nehmen".<br />

Bei zwolf Bombenangriffen starben in<br />

Arnsberg 140 Menschen, davon 20 Kinder<br />

und 56 Frauen. Es fielen rund 1800<br />

Bomben. 44 Hauser wurden teilweise<br />

und 102 vollig zerstort.<br />

Im gesamten (alten) Kreisgebiet hatte<br />

die Zivilbevolkerung 556 To<strong>des</strong>opfer<br />

durch Bomben, Artillerie-BeschuB und<br />

die Mohnekatastrophe zu beklagen.<br />

Klemens PrSpper<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund

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