Aktionsplan Tabak 2003 - und Gesundheitswesen

3 Vorbemerkung zum Begriff Tabakkontrollpolitik
Angesichts der enormen gesundheitlichen
und volkswirtschaftlichen Schäden, die
durch das Rauchen jährlich entstehen, sind
umfassende Maßnahmen der Tabakkontrolle
dringend erforderlich. Das Ziel einer
wirksamen Tabakkontrolle ist die Verringerung
der Raucherquote und der damit
einhergehenden tabakbedingten negativen
Folgen für Individuum und Gesellschaft.
Internationale Erfahrungen der letzten Jahrzehnte
zeigen, dass dieses Ziel nur mit
wirksamen Maßnahmen – die politisches
Handeln voraussetzen – auf zugleich unterschiedlichen
Handlungsfeldern zu erreichen
ist.
In Deutschland erweist sich die Implementierung
wirksamer Maßnahmen der
Tabakkontrolle als äußerst langwierig und
schwierig. Traditionell wird die bundesdeutsche
Tabakkontrollpolitik nicht zuletzt
durch finanzielle Erwägungen der involvierten
Industriezweige und Gewerbe geprägt.
Hieran sind neben der Tabakindustrie
die Werbewirtschaft, der Handel, die Automatenhersteller,
die Verleger, die Tabakanbauer
und das Gastronomiegewerbe beteiligt.
Die Tabaklobby hat es in Deutschland mehr
und länger als in vergleichbaren Ländern
verstanden, ihre Interessen durch- und
umzusetzen. Allerdings wächst in den letzten
Jahren auch die internationale Aufmerksamkeit
für deutsche Tabakkontrollpolitik. So
stellten z. B. die WHO Rahmenkonvention
zur weltweiten Tabakkontrolle sowie die
Tabakprodukt- und Tabakwerberichtlinien
der EU die Weichen für eine international
umfassende Tabakkontrollpolitik durch Maßnahmen
auf folgenden Handlungsfeldern:
a) Preiserhöhungen
Den Tabakkonsum über Preiserhöhungen
zu reduzieren, erwies sich bisher als
wirksamstes Mittel in der Tabakkontrolle.
Preiserhöhungen führen immer zu einem
Nachfragerückgang. Allerdings sind Dauer
und Dimension dieses Rückgangs vom
Einkommen der Bevölkerung eines Landes
abhängig. Raucherinnen und Raucher in
Hocheinkommensländern reagieren nicht so
sensibel auf Preiserhöhungen wie in Niedrigeinkommensländern.
Außerdem gilt es
hierbei zu berücksichtigen, in welcher Höhe
eine Preiserhöhung vorgenommen wird (vgl.
Kap. 5.1).
In Deutschland dienen Tabaksteuern traditionell
und erklärtermaßen mehr dem
Staatshaushalt als der Konsumreduktion.
b) Tabakwerbeverbot und Verbot von
Sponsoring
Tabakwerbung und Sponsoring sind für die
Tabakindustrie ein bedeutendes Element
ihrer Verkaufsstrategie, das letztlich dazu
eingesetzt wird, neue Käuferschichten – insbesondere
Jugendliche – zu gewinnen. So
erweisen sich umfassende Tabakwerbeverbote
als eine wirksame Maßnahme zur
Reduzierung des Tabakkonsums (siehe
Kap. 5.2).
In 60 % der EU-Mitgliedsländer bestehen
solch umfassende Tabakwerbeverbote, die
sich über Radio und TV bis zu den Printmedien
erstrecken (siehe Abb. 3). Vor diesem
Hintergrund wurde im Sommer 2002 im
EU-Parlament eine Tabakwerberichtlinie
verabschiedet, um eine Harmonisierung des
europäischen Marktes für Tabakwerbung zu
erreichen. Hierin werden Tabakwerbung in
Printmedien und Internet sowie Sponsoring
von Großveranstaltungen reglementiert. In
10 DHS-Aktionsplan Tabak 2003