Aktionsplan Tabak 2003 - und Gesundheitswesen
Aktionsplan Tabak 2003 - und Gesundheitswesen
Aktionsplan Tabak 2003 - und Gesundheitswesen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6 Ökonomische Effekte der <strong>Tabak</strong>kontrollpolitik<br />
Bislang wurden in Deutschland keine umfassenden<br />
Maßnahmen zur <strong>Tabak</strong>kontrolle<br />
umgesetzt. Unter anderem wurde befürchtet,<br />
dass dies zu unerwünschten ökonomischen<br />
Effekten (wie z. B. Arbeitsplatzverluste) führen<br />
könnte. Die <strong>Tabak</strong>industrie versteht es,<br />
in Zeiten geringen Wirtschaftswachstums<br />
<strong>und</strong> hoher Arbeitslosigkeit mit diesen negativen<br />
Konsequenzen zu drohen, um damit<br />
politische Entscheidungen in ihrem Interesse<br />
zu beeinflussen.<br />
6.1 Arbeitsplatzverluste<br />
Bei näherer Betrachtung der Daten zu den<br />
Arbeitsplatzverlusten wird deutlich, dass die<br />
negativen Effekte einer umfassenden <strong>Tabak</strong>kontrolle<br />
von der <strong>Tabak</strong>industrie stark übertrieben<br />
werden, zumal für sie im Jahr 2000<br />
lediglich ein Anteil von 0,1% am Bruttoinlandsprodukt<br />
ermittelt wurde. In Deutschland<br />
verschweigt sie, dass seit 1960 70 000<br />
Arbeitsplätze abgebaut wurden, obwohl sich<br />
die Produktionsmengen ständig erhöhten.<br />
Ende 2002 zählte man in den alten <strong>und</strong><br />
neuen B<strong>und</strong>esländern 10 314 Beschäftigte<br />
in der <strong>Tabak</strong>industrie. Seit 1970 wurden kontinuierlich<br />
pro Jahr 2 000 Arbeitsplätze abgebaut.<br />
Die zunehmende Rationalisierung<br />
der Zigarettenherstellung führte trotz ständig<br />
steigender Absätze zu einem für die deutsche<br />
Wirtschaft beispiellosen Arbeitsplatzabbau.<br />
Die <strong>Tabak</strong>industrie verstand es,<br />
durch eine geschickte Informationspolitik<br />
<strong>und</strong> großzügige Abfindungen der entlassenen<br />
Beschäftigten, diese Entwicklung vor<br />
der Öffentlichkeit zu verbergen.<br />
Im Weltbankbericht kommen die Wirtschaftsexperten<br />
zu dem Schluss, dass ein<br />
Rückgang des <strong>Tabak</strong>verbrauchs nur äußerst<br />
geringe negative Auswirkungen auf die<br />
Gesamtbeschäftigung eines Landes hat, da<br />
er zu einer Verlagerung der Nachfrage führe.<br />
Das durch die <strong>Tabak</strong>abstinenz eingesparte<br />
Geld wird nun für andere Waren oder<br />
Dienstleistungen ausgegeben.<br />
6.2 Abnahme der Staatseinnahmen<br />
durch höhere <strong>Tabak</strong>steuern<br />
Finanzexperten sind sich einig, dass <strong>Tabak</strong>steuererhöhungen<br />
kurz- bis mittelfristig<br />
einen starken Anstieg der Staatseinnahmen<br />
bewirken, obwohl die Nachfrage nach <strong>Tabak</strong>waren<br />
nachlassen wird. Dabei ist davon<br />
auszugehen, dass einzelne Gruppen unterschiedlich<br />
auf Preissteigerungen reagieren<br />
(siehe Kap. 5.1). Letztlich sollte es das Ziel<br />
von Preiserhöhungen sein, den <strong>Tabak</strong>konsum<br />
in der Bevölkerung langfristig zu senken,<br />
auch wenn dadurch Steuermindereinnahmen<br />
entstehen. Dies wäre aus ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />
Sicht ein Erfolg, zumal das<br />
Ges<strong>und</strong>heitssystem von erheblichen Kosten,<br />
die durch die ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen des<br />
Rauchens entstehen, entlastet würde.<br />
Adams führt an, dass das in diesem Zusammenhang<br />
häufig angeführte Argument<br />
der mit der Übersterblichkeit der Raucherinnen<br />
<strong>und</strong> Raucher verb<strong>und</strong>enen Einsparungen<br />
in der Sozialversicherung nicht zutrifft,<br />
da die bereits absehbaren Fortschritte in der<br />
Medizin diese Einsparungen aufzehren <strong>und</strong><br />
in zusätzliche Kosten verwandeln werden.<br />
Die beschriebene Argumentationslinie ignoriert<br />
zudem die nicht-monetären Kosten des<br />
menschlichen Leides bei Krankheit <strong>und</strong> Tod<br />
<strong>und</strong> wird in der Wissenschaft bei Kosten-<br />
Nutzen-Rechnungen nicht anerkannt.<br />
24 DHS-<strong>Aktionsplan</strong> <strong>Tabak</strong> <strong>2003</strong>