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Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

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Der Bereich Wohnen 18<br />

Daß Wohnräume multifunktional sind, d.h. mehreren Zwecken zugleich dienen, und<br />

Wohnen kein Zustand ist, sondern Lebenstätigkeit und Lebensäußerung, veranschaulicht<br />

die folgende Auflistung einiger Aspekte, die nach FISCHER die Bedeutung von<br />

Wohnen konkretisieren:<br />

„Essen; schlafen; ausruhen; sich erholen; Besuche empfangen;<br />

arbeiten; feiern; seine Farben einbringen; seine ‘Duftmarken’ setzen;<br />

sein Maß an Hygiene entwickeln; sich und anderen intim begegnen;<br />

Besitz sammeln und ordnen; Hobbies nachgehen; sich zurückziehen;<br />

Musik machen und Musik hören; lesen und vorgelesen bekommen;<br />

Grundverhältnisse zur Kunst, Natur, Religion, Technik, oder auch<br />

Geschichte dokumentieren; <strong>mit</strong> dem Zeitgeist gehen; sich sportlich<br />

ertüchtigen; sich qualifizieren“<br />

(FISCHER 1990, 10).<br />

Bereits diese kurze Zusammenstellung nur einiger aus dem Leben gegriffener<br />

Aspekte macht meines Erachtens den sehr privaten Charakter von Wohnen<br />

anschaulich. Es wird deutlich, daß der eigene Wohnraum viel Inti<strong>mit</strong>ät birgt. Ihn<br />

einzurichten und alles so zu arrangieren, daß er dem eigenen Stil und den eigenen<br />

Neigungen entspricht, ist eine aufregende, wenn auch nicht minder schwierige<br />

Aufgabe. Genaugenommen handelt es sich um einen Prozeß, der nie abgeschlossen<br />

ist, sondern entsprechend dem Wandel der eigenen Persönlichkeit im Laufe des<br />

Lebens immer weiter fortschreitet. So ist ein Kinderzimmer den Bedürfnissen, der<br />

Lebenserfahrung und der Reife eines Erwachsenen im allgemeinen nicht mehr<br />

angemessen, er ist ihm ‘entwachsen’. Ebenso, wie man also aus einem Wohnraum<br />

herauswachsen kann, muß man zunächst in ihn hineinwachsen „wie in seine Kleider“<br />

(FISCHER 1990, 12). Da es, wie FISCHER darlegt, kein von anderen „stellvertretend<br />

vorbereitetes und inhaltlich gefülltes Wohnen“ gibt, bedürfe es „der persönlichen<br />

Inbesitznahme und der lebensgeschichtlichen ‘Ergänzung und Ausgestaltung’ <strong>mit</strong><br />

‘Erinnerungsstücken’ an Begegnungen in und <strong>mit</strong> der nicht-eigenen fremden Welt“<br />

(ebd.). Mit anderen Worten wächst der Wohnraum in der Regel kontinuierlich <strong>mit</strong><br />

der Entwicklung der Lebensgeschichte seines Bewohners, er entspricht dessen<br />

subjektiver Eigenheit und repräsentiert seine Einzigartigkeit.

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