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Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

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Was ist Heilpädagogik ? 36<br />

1959 in Kraft und beinhaltete den Leitgedanken in folgendem Wortlaut:<br />

„Normalisierung bedeutet: den geistig Behinderten ein so normales Leben wie<br />

möglich zu gestatten“ (BANK-MIKKELSEN, Dänisches Fürsorgegesetz 1959, zit. n.<br />

THIMM 1994 5 , 4; im Original: „letting the mentally retarded obtain an existance as<br />

close to normal as possible“, ebd., 18). Erst zehn Jahre später, 1969, wurde diese<br />

Maxime - inzwischen ‘Normalisierungsprinzip’ genannt - von dem Schweden NIRJE<br />

in der Fachliteratur verwendet, weitere drei Jahre später, 1972, von WOLFENSBERGER<br />

in Nordamerika weiterentwickelt und um theoretische Gesichtspunkte ergänzt (vgl.<br />

THIMM 1994 5 , 18 und SEIFERT 1997a, 29). Etwa zu dieser Zeit, also zu Beginn der<br />

70er Jahre, wurde das Normalisierungsprinzip auch in Deutschland bekannt. Doch<br />

erst seit den 80er Jahren wird es als Leitidee für das System der Behindertenhilfe<br />

angesehen und <strong>mit</strong> wachsendem Nachdruck umzusetzen beziehungsweise zu<br />

verwirklichen versucht (vgl. SEIFERT 1997a, 32 ff.).<br />

Auf das Wesentliche zusammengefaßt kann man die Intention des Normalisierungsprinzips<br />

als Bestreben bezeichnen, „allen <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger Behinderung<br />

Lebensmuster und Alltagsbedingungen zugänglich zu machen, die den üblichen<br />

Bedingungen und Lebensarten der Gesellschaft so weit als möglich entsprechen“<br />

(NIRJE 1991, 2). Das bedeutet, daß <strong>mit</strong> Normalisierung keineswegs ein ‘Normalmachen’<br />

von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistiger Behinderung im Sinn einer „unkritischen<br />

Anpassung an gesellschaftliche Standards des alltäglichen Lebens und Verhaltens“<br />

(SEIFERT 1997a, 37) gemeint ist, denn sie sind genauso ‘normal’ - oder ‘unnormal’ -<br />

wie jeder Mensch ohne zu definierende Behinderung auch. Es soll vielmehr die<br />

Absicht zum Ausdruck kommen, die Lebensbedingungen so zu gestalten, daß sie<br />

weitestgehend dem entsprechen, was innerhalb der jeweiligen Kultur als ‘normal’<br />

erachtet wird, das heißt was üblich ist. Anders ausgedrückt soll es Möglichkeiten und<br />

Hilfen geben, „um einen dem Leben anderer Mitglieder unserer Gesellschaft<br />

gleichwertigen Lebensstil zu erlauben, einschließlich gleicher Möglichkeiten zu<br />

individuellen Abweichungen und Entscheidungsmöglichkeiten“ (NIRJE /PERRIN<br />

1991, 28).

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