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Lebenswertes Zusammenleben mit schwerstbehinderten Menschen

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Relevanz der (Nicht-) Verwirklichung der heilpädagogischen Leitideen 56<br />

Bei allen genannten Beweggründen geht die Motivation nicht vom <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />

schwer(st)er geistiger Behinderung aus, sondern von den Personen, auf deren Hilfe er<br />

angewiesen ist, wo<strong>mit</strong> im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorrangig das Personal<br />

einer Wohngruppe gemeint ist. Diese ‘professionellen Helfer’ verhalten sich gewiß<br />

nicht unbedingt aus Bosheit oder Niederträchtigkeit so, daß ihr Handeln den<br />

heilpädagogischen Leitideen und so<strong>mit</strong> dem Wohlbefinden und der subjektiv<br />

empfundenen Lebenszufriedenheit, also letztendlich humanem Wohnen und<br />

lebenswertem <strong>Zusammenleben</strong> im Wege stehen. Bequemlichkeit, aber vor allem<br />

Unkenntnis sowie unbewußtes, nicht reflektiertes Handeln, halte ich aufgrund meiner<br />

bisherigen Erfahrungen für die wesentlichen Ursachen. Als ein Argument, das diese<br />

These untermauert, erscheint mir die Tatsache, daß ausnahmslos alle mir bekannten<br />

Betreuer die Bewohner ‘ihrer’ Wohngruppe mögen und so<strong>mit</strong> wohl kaum ein<br />

Interesse daran haben, ihnen unnötig das (lebenswerte Zusammen-) Leben schwer zu<br />

machen. Dies äußert sich beispielsweise darin, daß sie <strong>mit</strong>unter auch in ihrer Freizeit,<br />

also privat zu Besuch kommen und <strong>mit</strong> den Bewohnern etwas unternehmen. An<br />

dieser Stelle möchte ich ein Erlebnis schildern, das sich während einer solchen<br />

Situation ereignet hat:<br />

Während eines Spaziergangs versuchte ein Bewohner mehrmals nachdrücklich, einer<br />

Betreuerin durch Lautäußerungen und Gesten etwas <strong>mit</strong>zuteilen, was diese entgegen<br />

ihrer Bemühungen nicht verstand und nach einer Weile aufgab. Dabei kam sie ihm<br />

ganz nah, sagte eindringlich „Ich versteh’ dich doch nicht, Purzelchen !“ und gab ihm<br />

trotz seines starken Speichelfluß’ und unangenehmen Mundgeruchs einen<br />

sogenannten ‘Eskimokuß’, bei dem man die Nasen aneinanderreibt. Diese Situation<br />

zeugt meines Erachtens von viel Empathie und läßt es daher um so fraglicher<br />

erscheinen, weshalb auch diese Betreuerin diesen Bewohner im Alltag nicht ‘normal’<br />

behandelt, nicht integriert und nicht selbst bestimmen läßt. Vermutlich ist ihr (ebenso<br />

wie den meisten Betreuern) nicht bewußt, daß sie <strong>mit</strong> ihrem Handeln maßgeblich auf<br />

das Empfinden von Wohlbefinden und so<strong>mit</strong> Lebenszufriedenheit einwirkt, positiv

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