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Heft 6 - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt

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durch den Hort frei. Er eröffnete für die Leunaer Schüler das Landschulheim<br />

Eisenberg aufgrund der negativen Umweltbedingungen am Standort Leuna.<br />

Der Winter 1946/47 war sehr hart. Die Stadt hatte kaum Brennstoffe, um die<br />

öffentlichen Gebäude wie Schulen und Kindereinrichtungen zu heizen. Die Stadt<br />

Leuna verfügte über kein eigenes Brennstoffkontingent. Sie musste ihren<br />

Brennstoff beim Werk beziehen und dieses hatte selbst zu wenig. Daraufhin ließ<br />

Mödersheim die Kohlenkeller der Einwohner überprüfen. Wer nach der<br />

Meinung des Bürgermeisters zu viel Kohle hatte, musste die überhöhte<br />

Brennstoffmenge der Stadt „schenken“. Die Schulkinder lagen Mördersheim<br />

besonders am Herzen. Da alle Nahrungsmittel rationiert waren, konnten die<br />

1000 Leunaer Schüler nicht im notwendigen Umfang über die Schulspeisung<br />

versorgt werden. Mödersheim beschaffte sich vom Werk einige 200-Liter-Fässer<br />

voll Benzin und Diesel und tauschte diese auf dem schwarzen Markt gegen<br />

Nahrungsmittel für die Schulspeisung ein.<br />

Im August 1947 verboten die Sowjets alle Vereine als letzte bürgerliche<br />

Rudimente. Um diese Regelung zu umgehen, ernannte Mödersheim die rund<br />

550 Einwohner, die in künstlerischen Vereinen organisiert waren, zu<br />

sachkundigen Einwohnern des Kultur- und Bildungsausschusses. Mödersheim<br />

machte sich mit seiner eigenwilligen Politik nicht nur Freunde. Zwischen ihm<br />

und seinem Stellvertreter Wagenbrenner (ehemals KPD) kam es zu ernsthaften<br />

Konflikten. Mödersheim tauschte Wagenbrenner gegen Günther (SED) aus. Die<br />

anderen Fraktionen sahen sich benachteiligt, da sie keine Berücksichtigung<br />

fanden.<br />

Um die Versorgungssituation in Leuna zu verbessern, übernahm die Stadt die<br />

Patenschaft über fünf Bauerngehöfte, d.h. der überdimensionierte Bauhof der<br />

Stadt Leuna errichtete Gehöfte und die Bauern zahlten mit landwirtschaftlichen<br />

Produkten, die in den Leunaer Geschäften veräußert wurden. 1948 strebte die<br />

SED eine Beseitigung der privaten Handwerksbetriebe an. Die Geschäftslokale<br />

sollten von KONSUM und HO übernommen werden. Mödersheim widersetzte<br />

sich dieser Festlegung, da er eine Verschlechterung der Versorgungssituation<br />

der Bevölkerung befürchtete.<br />

1948 fand auch in der SBZ eine Währungsreform statt. Damit verbunden war<br />

ein Kassensturz. Die eigenwillige Kommunalpolitik von Mödersheim hatte dazu<br />

geführt, dass die Kommune zwei Millionen Mark Schulden besaß. Als<br />

Instrument zum Schuldenabbau gründete er aus allen wirtschaftlich tätigen<br />

Bereichen der Stadtverwaltung das kommunale Wirtschaftsunternehmen<br />

(KWU).<br />

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