Heft 6 - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt
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Magdeburg verdiente, in Berlin und unterhielt dort enge Kontakte zu Theodor<br />
Haubach (1896-1945), Carlo Mierendorff (1897-1943) und Adolf Reichwein<br />
(1898-1944). Durch diese persönlichen und schriftlichen Kontakte ist Brundert<br />
zum engen Umfeld von wesentlichen Persönlichkeiten des "Kreisauer Kreises"<br />
zu zählen, auch wenn er sich nicht an der aktiven Widerstandsarbeit desselben<br />
beteiligte. 37<br />
1941 wurde er zum Wehrdienst bei der Kriegsmarine eingezogen, recht schnell<br />
zum Leutnant befördert und brachte es mutmaßlich sogar bis zum Major. 38 1944<br />
geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Seit März 1946 war er im<br />
Sonderlager Wilton Park bei Beaconsfield interniert, dessen Aufgabe in der<br />
Umerziehung deutscher Kriegsgefangener mit Blick auf ein demokratisches<br />
Nachkriegsdeutschland bestand. Aus diesem wurde er am 3. August entlassen.<br />
Im Jahre 1949 schließlich geriet Brundert in die Mühlen eines der ersten<br />
Schauprozesse in der jungen DDR: 39 Als Ministerialdirektor im sachsenanhaltischen<br />
Wirtschaftsministerium unter Willi Dieker (SED) tätig, war er an<br />
der Überführung der in Dessau ansässigen Deutschen Continental-Gas-<br />
Gesellschaft (Contigas, auch DCGG), eines bedeutenden privatwirtschaftlichen<br />
Versorgungsunternehmens, in Volkseigentum gemäß dem so genannten<br />
Sequesterbefehls der sowjetischen Militäradministration (SMAD) - und seiner<br />
Bestätigung durch Enteignungsbeschluss 1946 - beteiligt. Das kurz nach<br />
Kriegsende herrschende Chaos vermochte nicht zu verhüten, dass die Contigas<br />
weiterhin privatwirtschaftlich arbeitete und 1946 sogar Mehrheitseignerin der<br />
Provinzialen Energieversorgungs-Aktiengesellschaft (PREVAG) wurde - mit<br />
Brundert als Aufsichtsratsvorsitzendem bei letzterer.<br />
Mischwirtschaftliche Geburtsschmerzen dieser Art waren für sich genommen<br />
keine Seltenheit in den Nachkriegswirren in der Sowjetischen Besatzungszone.<br />
Sie wurden für Brundert allerdings zum Verhängnis, weil er im Jahre 1948<br />
Details bei einer Transaktion von Aktienvermögen der Contigas zugunsten einer<br />
in den Westzonen (wo die Contigas ebenfalls Betriebe hatte) 1947 in Hagen<br />
gegründeten Parallelfirma regelrecht verschlafen hatte.<br />
Seit Beginn des Jahres 1949 wurde deswegen gegen ihn, Dieker und den CDU-<br />
Minister für Arbeit und Sozialpolitik, Leo Herwegen (1886-1972, der im<br />
DCGG-Aufsichtsrat saß), durch die Zentrale Kommission für staatliche<br />
Kontrolle (ZKK bzw. ZKSK) unter Fritz Lange (1898-1981) ermittelt. Brundert<br />
37 Vgl. Kurt Finker, Graf Moltke und der Kreisauer Kreis, Berlin 1993, S. 128.<br />
38 Siehe zu diesem Detail und in groben Zügen zur Familiengeschichte der Brunderts (Willis Vater Hermann war<br />
nach 1945 unter anderem Präsident der sächsischen Volkssolidarität) ohne Autor, Und nun diese Schande, in:<br />
Der Spiegel 53/1949 vom 29. Dezember 1949, S. 29-31.<br />
39 Vgl. zum Folgenden, falls nicht anders angegeben, Nils Klawitter, Die Rolle der ZKK bei der<br />
Inszenierung von Schauprozessen in der SBZ/DDR: Die Verfahren gegen die "Textilschieber" von<br />
Glauchau-Meerane und die "Wirtschaftssaboteure" der Deutschen Continental-Gas-AG, in: Jutta<br />
Braun / Nils Klawitter / Falco Werkentin, Die Hinterbühne politischer Strafjustiz in den frühen Jahren<br />
der SBZ/DDR, Berlin 2006 4 , S.23-56.<br />
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