Frechener Seniorenkurier Juni 2013 - Stadt Frechen
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ein. Meine Absicht war, nach Hause zu reiten, um meinem<br />
Freund Kicki das Pferd zu zeigen. Dann wollte ich über<br />
einen Feldweg, der bei uns begann, in Richtung Hücheln<br />
traben. Hannibal ging im Schritttempo. Seine Hufe klapperten<br />
über den Asphalt. Das machte einige Jungen aufmerksam,<br />
die auf dem Bürgersteig standen und miteinander<br />
sprachen. „Lur ens, do küt ne Jong met nem Päd!“ rief<br />
einer. Sie liefen hinter mir her, lachten und schrien: „Loss<br />
dat Päd ens loofe. Schneller!“ Hannibal wurde nervös und<br />
begann zu tänzeln.<br />
Ich rief zurück: „Lasst das. Ihr macht das Pferd scheu!“<br />
Ein Johlen war die Antwort. Sie warfen die Arme hoch<br />
und sangen: „Hopp, hopp, Pädche loof Jalopp!“ Das Pferd<br />
schnaubte, wandte den Kopf zurück und tanzte seitwärts<br />
Freude schenken<br />
Dieser Winter 2012/13 klingt immer noch nach:<br />
Alle Welt war krank, und auch mich erwischte es<br />
mehrmals, beim dritten Mal ausgerechnet zu Silvester,<br />
so dass mein Konzert in der Philharmonie ohne<br />
mich stattfinden musste. Aber meine Karte sollte<br />
im ausverkauften Haus einen Menschen glücklich<br />
machen, keinesfalls wollte ich sie verfallen lassen.<br />
Auftragsgemäß wurde dann ein einzelner Senior gefunden,<br />
der sich angesichts der „Freikarte“ sichtlich<br />
freute, wie mir berichtet wurde.<br />
Ich musste an die mir zuteil gewordenen Freikarten-Übergabe<br />
denken:<br />
Das erste Mal, als ich das Rachmaninov-Klavierkonzert,<br />
Solistin Frau Professor Else Schmitz-Gohr,<br />
auch am zweiten Abend hören wollte und plötzlich<br />
von einem Herrn eine Karte überreicht bekam, der<br />
mir wie einleibhaftiger Engel erschien. Viele Jahre<br />
später, auch in der Philharmonie, als ich verkehrsbedingt<br />
verspätet ankam, wurde mir eine Karte in<br />
die Hand gedrückt – auch geschenkt.<br />
Freude ist, die man weiterschenkt – man bekommt<br />
sie doch voll zurück!<br />
Ilona Müller-Schwedhelm<br />
11<br />
wie ein Zirkusgaul. Ich musste die Zügel anziehen, denn<br />
ich merkte, dass es ausbrechen wollte. „Nur nicht die<br />
Nerven verlieren“, dachte ich. Wenn das Pferd durchging,<br />
konnte das für mich und andere gefährlich werden. Ich<br />
versuchte zu wenden. Doch in diesem Augenblick warfen<br />
die Jungen wieder die Arme hoch und schrien. Das war für<br />
Hannibal zu viel. Er stieg hoch und schlug mit den Vorderbeinen.<br />
Die Jungen wichen erschrocken zurück. Ich hatte<br />
mich auf dem Rücken des Tieres halten können, spürte<br />
aber, dass weitere Belastungen es in Panik versetzen würden.<br />
Mit den Zügeln riss ich den Kopf des Pferdes nach<br />
vorn und gab ihn dann frei.<br />
Hannibal begann zu galoppieren. Wir ließen die Jungen<br />
hinter uns. Ich flog auf seinem Rücken wie ein Ball auf und<br />
nieder. Um mich zu halten, presste ich die Beine fest an<br />
den Leib des Tieres.<br />
Ich musste es unbedingt zu einer ruhigeren Gangart<br />
bringen. Deshalb zog ich vorsichtig die Zügel an und hoffte,<br />
dass es reagieren würde. Ich hatte Glück. Hannibal fiel<br />
in Trab und beruhigte sich. Nach kurzer Zeit konnten wir<br />
in eine gemächlichere Gangart wechseln.<br />
Mittlerweile war ich in die Nähe meines Elternhauses<br />
gekommen. Mein Freund Kicki stand auf dem Bürgersteig<br />
und sah mir erstaunt entgegen. „Komm mit!“ rief ich ihm<br />
zu. Ich lenkte das Pferd auf den Feldweg, gegenüber unserem<br />
Haus. Dann sprang ich ab, nahm ihm die Trense aus<br />
dem Maul und ließ es am Feldrain grasen. Kicki war inzwischen<br />
herangekommen. Wir setzten uns ins Gras, und ich<br />
erzählte ihm, was geschehen war. Er gab mir den Rat, nicht<br />
über die Hüchelner Straße zurückzureiten. Nachdem wir<br />
noch eine Weile miteinander gesprochen hatten, legte ich<br />
Hannibal die Trense wieder an. Kicki half mir aufzusteigen,<br />
und dann ritt ich über Feldwege nach Hücheln. Der letzte<br />
Teil meines Ausrittes verlief ohne Probleme. Den Rückweg<br />
nahm ich über die Bartmannstraße und die Rothkampgasse.<br />
Als ich Herrn Schumacher das Pferd übergab, war ich<br />
erleichtert, dass alles gut abgelaufen war.<br />
Günther Kraushaar<br />
Allein unter Fremden<br />
In einer der reichsten Nationen der Welt, in Deutschland,<br />
wird der Vorschlag gemacht, alte Menschen nach<br />
Osteuropa oder Thailand zu „verfrachten“, wo die Pflege<br />
billiger ist – ein Vorschlag von „christlicher“ Seite.<br />
Wie wäre es denn mit Italien? „Neapel sehen und<br />
sterben“ ist doch ein eingängiger Spruch. Aber Italien ist<br />
zu teuer, es muss schon die Ukraine, Weißrussland oder<br />
Thailand sein.<br />
Tatsächlich gibt es bereits in Thailand ein Heim, in<br />
dem Demente aus Deutschland versorgt werden. Wer