Frechener Seniorenkurier Juni 2013 - Stadt Frechen

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Uns wird ein Plastiklöffel gereicht. Dann verlässt das Brautpaar den Saal. Der Vater des Bräutigams informiert uns: „Sie ziehen sich jetzt um.“ Das dauert zwei weitere Stunden. Ich treffe zwei mir bekannte Tamilen. Sie informieren mich, dass Zeit- und Ortsangaben bei den Tamilen völlig uninteressant sind. „Wir schreiben da nur irgendwas hin.“ Mir fällt ein, dass ich davon gehört habe, dass Asiaten einfach an einem Bahnhof auf einen Zug warten, ohne zu wissen, wann er abfährt. Sie warten einfach und sind völlig frei von unserer Ungeduld. Das habe ich heute am praktischen Beispiel gelernt. Das Ende der Veranstaltung: Irgendwann nimmt das Brautpaar wieder Platz auf dem „Thron“. Jetzt werden Geschenke überreicht. Die Schenkenden stehen in einer langen Schlange. Jeder, der ein Geschenk überreicht – offenbar in erster Linie Geldgeschenke – wird mit dem Brautpaar fotografiert. Da es immer wieder Kurzschlüsse gibt, bei denen eine Pause eintritt, dauert das schier endlos. Aber es entsteht dabei keinerlei Unruhe. Wir verlassen das Fest noch während der Geschenkübergabe. Die laute Musik vertreibt uns. Aber wir haben etwas gelernt: „Zeit“ ist für Asiaten offenbar etwas anderes als für uns. Eigentlich ist ihre Geduld bewundernswert. Dorothea Hach 18 Das Keramion präsentiert bis zum 25. 8. <strong>2013</strong> den Künstler Karl Fulle (*1950) aus Rheinsberg/Brandenburg Öffentliche Führungen durch die Ausstellungen: Jeden ersten Sonntag im Monat um 11.00 Uhr Stiftung KERAMION Zentrum für moderne+historische Keramik Museumsdirektorin: Gudrun Schmidt-Esters M.A. Bonnstraße 12 , 50226 <strong>Frechen</strong> Telefon: 02234-69769-0 E-Mail: info@keramion.de www.keramion.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag und Sonntag: 10 bis 17 Uhr; Samstag: 14 bis 17 Uhr Eintritt: 5,00/3,00 Euro, Familienkarte 10,00 Euro
Der Afrikaner Wie man im Leben manchmal zusammen kommt, ist oft kurios. Mein Vater begegnete auf einem „Sängerfest“ in Straßburg einer jungen Frau und verliebte sich in sie. Als er aber anklingen ließ, eine feste Bindung eingehen zu wollen, bauten sich so einige Hindernisse auf. Mein Vater hatte sich am damaligen Außenministerium zum Aufbau einer Behörde in Deutsch-Südwestafrika gemeldet. Als meine Großmutter davon hörte, dass ihre Tochter zu den „Schwarzen“ mit ihrem angehenden Verlobten gehen wollte, verweigerte sie ihre Erlaubnis. Zum einen war mein Vater ein „Evangelischer“, zum anderen konnte man kein Heiratsgut nach Deutschland transportieren. Und wie gesagt, dann noch in den „Schwarzen Kontinent“, abgesehen davon, dass es ja weit ab lag. 19 Mein Vater ging 1916 nach „Deutsch-Südwestafrika.“ Er war – solange die deutsche Verwaltung bestand – in Windhuk beim Aufbau einer deutschen Behörde tätig. Als er 1920 zurückkehrte, klopfte er noch einmal bei meiner Mutter an, ob sie ihm jetzt nicht folgen wollte? Meine Großmutter erklärte nochmals, dass es in Polen keine Trauung zwischen evangelisch und katholisch gebe. Heiratsgut ginge ja wohl auch nicht über die Grenze – aber da meine Großmutter eine Buchhandlung führte, hatte sie Verbindungen zu „Max Krauses Briefpapier“ in Leipzig, und siehe da, es bestand noch ein Konto, auf dem Geld lag, und das hat meine Mutter dann als „Heiratsgut“ ausgezahlt bekommen. Die Hochzeit konnte leider nicht in Löbau (das im jetzigen Polen lag) stattfinden. Meine Großmutter ist auch nicht zur Hochzeit ihrer Tochter nach Elbing (Ostpreußen) gekommen. Aber es gelang meinen Eltern, die Trauung in einer kleinen Kirche bei Elbing auszurichten. Meine Eltern mussten dann aber nach Hamburg zum Arbeitsplatz meines Vaters ziehen. Er hatte 7 Kisten mit Fellen und „Gehörnen“ aus Afrika mitgebracht. Es waren so viele Dinge, dass mein Vater Ausstellungen bestückt und Vorträge über Deutsch-Südwestafrika gehalten hat. Was mir in Erinnerung geblieben ist, war ein dreiteiliges längliches Bild von Kapstadt. Zahlreiche Aufnahmen, Masken und Speere waren in diesen Kisten verstaut. Aufnahmen von Windhuk und Swakopmund zeigten uns, wie schön dieses Land gewesen ist. Deutsche haben in Windhuk zahlreiche Gebäude errichtet, u. a. das Rathaus, die Christuskirche und das Kriegerdenkmal. Mein Vater brachte meiner Mutter zwei weiße Straußenfedern mit. Meine Mutter hielt es aber in Hamburg, wo mein Vater beschäftigt war, nicht lange aus. Dort regnet es ja bekanntlich sehr viel. Zur damaligen Zeit, der „Nachkriegszeit“, musste man nach Lebensmittel anstehen. Es war keine gute Zeit. Mein Vater ließ sich dann aber meiner Mutter zuliebe nach Elbing versetzen. Im Sommer trug er immer weiße Anzüge und einen Strohhut. So war er eine außergewöhnliche Erscheinung. Und da man hörte, dass er einige Jahre in „Deutsch- Südwestafrika“ gelebt hatte, gab man ihm den Namen „der Afrikaner.“ Gisela Haberkorn
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