Frechener Seniorenkurier Juni 2013 - Stadt Frechen
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Seit 1982<br />
im Haus am<br />
Bahndamm<br />
THEATERENSEM BLE<br />
Harlekin<br />
Erleben Sie unsere 1.<br />
HARLEKINALE<br />
Ein bunter<br />
Veranstaltungsstrauß<br />
erwartet Sie!<br />
Karten: 10,– Euro / 6,– Euro (Senioren)<br />
Vorverkauf: Lotto-Toto Werner in der Marktkaufpassage<br />
Vorverkauf: Bücherstube Brauweiler 02234.83202<br />
Vorbestellung: Horst und Sylvia Lange 02234.17591<br />
www.harlekin-theater.de Infotelefon 02234.14570<br />
Theater Harlekin, Rosmarstraße 113, 50226 <strong>Frechen</strong><br />
schon einmal mit einem altersdementen Menschen zu<br />
tun hatte, weiß, dass diese immer einmal „lichte“ Augenblicke<br />
haben, in denen sie sich plötzlich ihrer Umgebung<br />
und – manchmal – auch ihres Zustandes bewusst<br />
werden.<br />
Ein grauenvoller Gedanke: Aufzuwachen in fremder<br />
Umgebung, mit Menschen, die mich nicht verstehen und<br />
die ich nicht verstehe. Denen meine Kindheit, meine Jugend,<br />
mein Arbeits- und Familienleben vollkommen fremd<br />
ist, die meine persönliche Vorgeschichte nicht nachvollziehen<br />
können, weil sie in einer anderen Kultur aufgewachsen<br />
sind.<br />
Ist natürlich praktisch: Opa kriegt ja eh nichts mehr<br />
mit, warum ihn besuchen? Thailand soll ja schön sein,<br />
also mal reingucken ins Heim – er schläft – also auf zum<br />
Badeurlaub.<br />
Die Ukraine ist nun<br />
nicht unbedingt als<br />
Urlaubsland geeignet,<br />
und Opa wird ja gut<br />
versorgt.<br />
Die Krankenkassen<br />
waren übrigens von der<br />
Idee begeistert.<br />
12<br />
Nun kümmert sich ja bei uns die Heimaufsicht darum,<br />
wie die Unterbringung pflegebedürftiger Menschen aussieht<br />
– und das ist auch gut so. Die Familien leben weit<br />
verstreut, wer soll sich darum kümmern, dass die kinderlose<br />
Tante gut versorgt wird?<br />
Wer also soll diese Heime im Ausland überwachen?<br />
Strukturen wie bei uns mit Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten<br />
wird es wohl kaum geben.<br />
Die heutigen „Hochbetagten“ sind in den Zwanziger<br />
Jahren geboren und, ja, sie waren vermutlich im<br />
BDM und in der Hitlerjugend. Ihre Freunde wurden als<br />
Flakhelfer verheizt so wie ihre Väter beim Volkssturm,<br />
ihre Freundinnen nach Sibirien verschleppt, meine damals<br />
22jährige Mutter ist mit mir im Kinderwagen von<br />
Stettin nach Holstein gekommen – mein Vater war<br />
vermisst – all dies ist Bestandteil unserer Familiengeschichte.<br />
Sie haben als Trümmerfrauen gearbeitet, sind teilweise<br />
als gebrochene Menschen aus der Gefangenschaft gekommen,<br />
aber sie haben diese Republik wieder aufgebaut.<br />
Sie haben in ihren zerbombten Häusern gelebt, und<br />
wenn ihr Haus einigermaßen heil geblieben war, mussten<br />
sie Leute wie mich und meine Mutter aufnehmen.<br />
Sie sind bei reichen Bauern „heuschen“ gegangen,<br />
was nichts anderes als betteln ist, sie haben Kohle von<br />
Zügen geklaut, auch als „fringsen“ bekannt, sie haben<br />
jede Arbeit getan, für die es ein bisschen Milch für die<br />
Kinder gab.<br />
Sie haben uns so erzogen, dass wir christliche und<br />
soziale Grundwerte achten und hellhörig werden, wenn<br />
diese in Zweifel gezogen werden.<br />
Durch die Erzählungen aus der „schlechten Zeit“ (O-<br />
Ton meiner Mutter) lernten wir den Wert von Lebensmitteln<br />
schätzen.<br />
Sie haben neue Häuser gebaut, mit Klüttenheizung<br />
und ohne jeden Komfort, sie haben neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen, weil die junge Republik keine Arbeitslosen<br />
versorgen konnte.<br />
Wir – Jahrgang 1940 und 1944 – haben unsere Kinder<br />
im Frieden, in Freiheit und relativem Wohlstand aufziehen<br />
können.<br />
Inzwischen wächst eine Generation heran, die sich die<br />
Entbehrungen unserer Jugend nicht im Entferntesten vorstellen<br />
kann, die aber mit ihren Sozialbeiträgen unseren<br />
Heimaufenthalt finanzieren muss.<br />
Liebe Enkel Lennart, Jasper, Matthias und Laura, bitte<br />
nicht ins Heim im Ausland.<br />
Dann lieber schon die Eisscholle (auf der angeblich die<br />
Eskimos ihre Alten aussetzen).<br />
Marianne Madsack