Frechener Seniorenkurier Juni 2013 - Stadt Frechen
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<strong><strong>Frechen</strong>er</strong><br />
Auswanderer<br />
Teil 4<br />
Zehn Jahre sind schon vergangen, seit Familie Fuß<br />
nach Kanada kam. Gerti schreibt: „Im <strong>Juni</strong> 1975, Karl und<br />
ich feierten unser 10. Jahr in Kanada und gratulierten<br />
uns selbst, dass wir nach Kanada gekommen sind“. Zu<br />
weiteren Zukunftsplänen sagt Gerti: „Ich ließ die schlechten<br />
Erfahrungen meiner letzten Jobs hinter mir und bemühte<br />
mich etwas zu finden, das meiner Ausbildung<br />
entsprach, um das, was ich in meiner Lehrzeit gelernt<br />
hatte, auszubauen und Erfahrungen zu sammeln. Vancouver<br />
war zu der Zeit noch eine kleine <strong>Stadt</strong> und hatte<br />
nicht das kulinarische Angebot, das Vancouver heute<br />
hat. Ich heuerte in einem italienischen Restaurant an, das<br />
sich „Umberto’s nannte. Ich wusste, ich hatte das richtige<br />
gefunden, nach dem ich Ausschau gehalten hatte.“<br />
Der Restaurantbesitzer war mit seiner Familie aus Italien<br />
eingewandert und übertrug Gerti die Leitung von drei Restaurants,<br />
nachdem Gerti auch die kanadische Prüfung<br />
zur Führung von Gaststätten erfolgreich abgeschlossen<br />
hatte. Gerti nennt diese Zeit „Die Umberto Jahre“ (1975<br />
– 1988). Gerti: „In dieser Zeit hatte Karl seine Jobs gewechselt<br />
und war nun bei der Gas-Company beschäftigt.<br />
Es war der Job, von dem er immer geträumt hatte.“<br />
Karl hatte nun auch Zeit, sein Haus auszubauen. Fremdenzimmer<br />
und ein zweites Bad waren die ersten Maßnahmen.<br />
Dazu kam die<br />
Renovierung der vorhandenen<br />
Räumlichkeiten.<br />
Die Kinder machten<br />
keine große Sorgen,<br />
waren gute Schüler und<br />
wuchsen zu Teenagern<br />
auf. Für den Urlaub<br />
kaufte man sich einen<br />
VW-Campingwagen<br />
und ein Ferienhaus am<br />
Sheridan-See. Urlaub<br />
und Freizeiten wurden mit den heranwachsenden Töchtern<br />
und einer befreundeten Familie und deren Kinder<br />
ausgiebig genossen, bevor es wieder an die Arbeit ging.<br />
Ein besonderes Zusammentreffen mit einem Ehepaar,<br />
das für die Zeitung „The western magazine“ schrieb, fand<br />
nach einem Skitag das Fondue und die Soßen dazu so<br />
gut, dass man darüber einen Artikel in der Zeitschrift<br />
brachte. Gerti schrieb dazu:<br />
„Kurz nachdem der Artikel in „The western magazine“<br />
erschien, erhielt ich eine Menge Anrufe mit Fragen und ob<br />
21<br />
ich nicht für Parties und Hochzeiten eine Kochklasse aufmachen<br />
wollte. Ich war sehr geschmeichelt, jedoch sagte<br />
ich ab.<br />
1981, das Schulamt in Vancouver nahm Verbindung<br />
mit mir auf und fragte, ob ich nicht eine Kochklasse aus<br />
dem künftigen Fortbildungsprogramm übernehmen wollte.<br />
Ich akzeptierte. In den nächsten vier Jahren lehrte<br />
ich in Abendlehrgängen an drei verschiedenen Schulen in<br />
Vancouver. Diese Arbeit machte mir viel Freude, obwohl<br />
sie belastend war. Hatte ich doch eine Menge zusätzlicher<br />
Belastung auf meine Schultern geladen. Aber ich liebte es<br />
und freute mich, lehren zu können.<br />
Nach vielen Überlegungen und mancher schlaflosen<br />
Nacht überlegte ich, meine Tätigkeit bei Umberto aufzugeben<br />
und mein eigenes Geschäft zu starten mit Partyservice<br />
und Kochschule.<br />
Auf dem Nachhauseweg am letzten Tag vom Restaurant<br />
kamen mir die Tränen und ich hoffte, dass ich die<br />
richtige Entscheidung getroffen hatte. Bevor ich mit meinem<br />
eigenen Geschäft startete, wollte ich alles richtig<br />
machen. Ich reiste nach Deutschland, um in einer der<br />
bekanntesten Partyservice-Schulen (Käfer, München)<br />
ein zwei Wochen dauerndes Training zu absolvieren. Ein<br />
Praktikum in einer für Partyservice bekannten Metzgerei<br />
folgte.“<br />
Gerti stellte<br />
fest, dass sie<br />
durchaus richtig<br />
entschieden<br />
hatte. In<br />
der Folgezeit<br />
florierte das<br />
Geschäft, nicht<br />
zuletzt hatte<br />
sie viele Kunden,<br />
die sie aus ihren bisherigen Tätigkeiten kannte.<br />
Am 8. Oktober 1985 feierten Karl und Gerti ihre Silberhochzeit<br />
und planten eine Inselrundreise, bei der sie<br />
die Golfinseln entlang der Westküste Kanadas erkunden<br />
konnten. Ein Jahr später, nach der „Expo 86“ in Vancouver<br />
kamen Karl und Gerti zurück zu den Golfinseln. Hier<br />
wurde die Idee geboren, sich hier irgendwo niederzulassen.<br />
Gerti schreibt: „Sicher hatten wir ein gutes Leben: Unser<br />
Haus in Vancouver, ein Ferienhaus am See, drei Mädels<br />
großgezogen, die alle die Universität besucht hatten,<br />
was wollten wir noch mehr. Ja, es schien uns nicht recht,<br />
weiterhin die Idee, sich hier niederzulassen, zu verfolgen.“<br />
Aber die Landschaft, durch die sie reisten, vorbei an herrlichen<br />
Wiesen, grasenden Schafen, Golf- u. Tennisplatz,<br />
einer kleinen Landkirche und einer Versammlungshalle,