Ausgabe 47 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Juni 2013<br />
| mein liebstes ding |<br />
Auf ins<br />
Zauberland<br />
Fotos: Henry Tornow<br />
<strong>Das</strong> WWWW des Liebhabers:<br />
Wer für seinen Nachwuchs einen Kita-Platz sucht, verzweifelt mitunter an<br />
den langen Wartelisten – immer in der Ungewissheit, als Bewerber vielleicht<br />
abgelehnt zu werden. Tagespflegepersonen sollen helfen, die Lücke zwischen<br />
Angebot und Nachfrage zu verringern. <strong>Stadtmagazin</strong> <strong>07</strong> hat eine von ihnen<br />
getroffen.<br />
Wer: Freya Freitag (geb. 1965)<br />
Was: Tagesmutter<br />
Wann: seit 1972<br />
Woher: Jugendamt, Mundpropaganda<br />
Im ewigen Dauerbrenner der Kategorie<br />
Printmedien, da steht es geschrieben:<br />
»Seid fruchtbar und mehret euch.« Und<br />
auch, wenn die Bibel als das meistverkaufte<br />
Buch aller Zeiten derartige<br />
Tipps gibt: Sich zu mehren ist<br />
schon seit jeher eines der Urinstinkte<br />
des Menschen. Und so<br />
liegt es uns im Blute, Gene zu<br />
vermischen und unsere Kinder<br />
zu lieben, die der längsten Zuwendung<br />
unter den Säugetieren<br />
bedürfen.<br />
Denn der Nachwuchs will<br />
rundum betreut sein, und weil<br />
der Staat das Erziehungsmonopol<br />
innehat, mischt er sich<br />
ein, will fordern und fördern,<br />
damit die nächste Generation<br />
die besten Chancen hat. Ob<br />
dessen neueste Überlegungen fruchten werden<br />
— Stichwort ›Herdprämie‹ — sei hier einmal<br />
dahingestellt. Doch ein kleiner Schritt in<br />
die richtige Richtung ist der Bundesrepublik<br />
bei der Frühförderung mittlerweile gelungen:<br />
den Beruf Tagespflegeperson stärken.<br />
Seit 2006 müssen diese nämlich eine pädagogische<br />
Qualifikation nachweisen, unter<br />
anderem regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs<br />
belegen. Dennoch bestehen immer noch<br />
große regionale Unterschiede<br />
hinsichtlich der rechtlichen<br />
Regelungen. Und eine reguläre<br />
Ausbildung gibt es bis jetzt<br />
gleich gar nicht.<br />
Freya Freitag arbeitet in<br />
diesem Beruf. Die gebürtige<br />
Jenenserin war bis 1989 als gelernte<br />
Kinderkrankenschwester<br />
tätig, arbeitete weitere<br />
zehn Jahre als Schwester in<br />
niedergelassenen Arztpraxen<br />
in Jena. 1999, nach der Geburt<br />
ihres letzten von insgesamt<br />
vier Kindern, wollte sie eigentlich<br />
drei Jahre zu Hause<br />
bleiben, sich ganz dem eigenen Nachwuchs<br />
widmen. Doch es kam anders: »Eine Freundin<br />
in der Krabbelgruppe fragte mich, ob ich<br />
nicht Lust hätte, zwei Kinder zu betreuen«,<br />
erinnert sich die Tagesmutter. Der Gedanke<br />
gefiel ihr, und nach Erledigung der Formalitä-<br />
ten beim Jugendamt war sie plötzlich mittendrin.<br />
Schon im darauffolgenden Jahr betreute<br />
sie bis zu fünf Kinder im Alter zwischen ein<br />
und drei Jahren.<br />
Vollwertiger Kita-Ersatz<br />
Tagesmutter sein? Ein Fulltime-Job. Von<br />
7 bis 16 Uhr ist sie rund um die Uhr für die<br />
Kleinen da, versucht, eine Gruppe zu formen,<br />
die miteinander agiert, aber auch aufeinander<br />
Rücksicht nimmt. »Sehr wichtig sind<br />
bestimmte Rituale, weil Kinder sich daran<br />
festhalten«, sagt Freya Freitag. Daher werde<br />
jeden Morgen zusammen ein Begrüßungslied<br />
gesungen, das Frühstück gemeinsam zubereitet<br />
und ein Tischspruch aufgesagt. Auch widme<br />
sie jedem Kind eine bestimmte Zeit, um<br />
es individuell zu fördern. Der Lerneffekt ist in<br />
der Gruppe jedoch am größten: »Wir schauen<br />
gezielt Bücher an, basteln gemeinsam oder<br />
machen Ausflüge in den Wald, um etwa Kastanien<br />
zu sammeln.«<br />
Bis ein Kind regelmäßig zu Freya Freitag<br />
kommt, ist es manchmal ein langer Weg.<br />
Denn die Eingewöhnungsphase ist eigentlich<br />
auf zwei Wochen begrenzt. Sollte diese Zeit