Ausgabe 47 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Juli/August Juni 2012 2013<br />
| theaterhaus jena |<br />
Varieté in der<br />
Villa Rosenthal<br />
Abbildung: Theaterhaus Jena<br />
Ungewöhnliche Stücke erfordern ungewöhnliche Räume. So zu erleben auch bei »Black Face:<br />
Die Villa«, welches eines der bekanntesten Jenaer Häuser in Beschlag nimmt.<br />
Die Villa Rosenthal gilt als eines der<br />
altehrwürdigsten Gebäude der Stadt.<br />
Seit dem Einzug der namensgebenden<br />
Familie im Jahre 1891 ist die Villa als kultureller<br />
Treffpunkt in Jena bekannt. Und auch der<br />
Umstand, dass das Haus testamentarisch der<br />
Stadtgemeinde vermacht wurde, spricht für<br />
einen großen Bezug zum damals noch kleineren<br />
Saalestädtchen. Eigentlich verwundert<br />
es unter diesen Umständen ein bisschen, dass<br />
sich bislang noch keiner aufgemacht hat, diesen<br />
Ort als Spielstätte zu nutzen. Doch diese<br />
Zeiten sind jetzt vorbei: <strong>Das</strong> Theaterhaus Jena<br />
ist bereit, die Villa Rosenthal zu entern.<br />
»Black Face: Die Villa« heißt das Programm,<br />
welches aus der Feder von Brigitte<br />
Helbling stammt. Die studierte Literaturwissenschaftlerin<br />
zeichnete sich bereits für die<br />
viel umjubelte Inszenierung von »Fall Out<br />
Girl« verantwortlich. Diesmal geht sie jedoch<br />
neue Wege und bietet dem Publikum allerlei<br />
Varieté. <strong>Das</strong> ist nicht theaterfremd und daher<br />
auch gar nicht so ungewöhnlich. Es ist vielmehr<br />
die Art und Weise der Inszenierung,<br />
die einen ganz besonderen Reiz hat: »Unser<br />
Vorbild sind die Varietékabinette in den USA,<br />
dort unter dem Namen Vaudeville bekannt.<br />
Wenn eine Gruppe Zuschauer den Raum<br />
betritt, beginnt eine kleine szenische Darbietung,<br />
die erst dann endet, wenn dieselbe<br />
Gruppe den Handlungsort wieder verlässt«,<br />
so Brigitte Helbling.<br />
Dies bedeutet in der Umsetzung: Ziemlich<br />
alle Räume der Villa Rosenthal werden in das<br />
Stück eingebunden. Der Zuschauer wandert<br />
von Zimmer zu Zimmer und erlebt in jedem<br />
ein anderes Stück Theater — oder besser gesagt<br />
Varieté. Doch dabei sind die verschiedenen<br />
Inszenierungen nicht als eigenständige<br />
Momente zu betrachten, vielmehr spielt am<br />
Ende alles mosaikartig ineinander.<br />
Nietzsche, Haeckel & Co. —<br />
alle sind dabei<br />
Jena dient diesem Stück als Materiallieferant<br />
par excellence. Brigitte Helbling lacht:<br />
»<strong>Das</strong> ist ja doch irgendwie ein seltsamer Ort.<br />
Wenn man mal schaut, wer alles hier gewesen<br />
und dann wieder weggegangen ist und<br />
somit die Stadt ihre Fühler in die ganze Welt<br />
hinausstrecken konnte, das ist schon ziemlich<br />
einmalig. Deshalb macht es durchaus<br />
Sinn, ›Black Face‹ hier und nicht in einer anderen<br />
Stadt zu inszenieren.«<br />
Und so kommen auch einige bekannte<br />
Namen im Stück vor. Zum Beispiel Friedrich<br />
Nietzsche, der sich auf Grund seiner Zeit in<br />
der Jenaer Nervenklinik nur mehr oder weniger<br />
frei in der Stadt bewegen konnte. Oder<br />
auch Ernst Haeckel, der sich in der Villa Rosenthal<br />
wieder voll und ganz seinem Spezialgebiet<br />
Zoologie widmen wird. Oder — nein,<br />
wir verraten besser nicht zu viel. <strong>Das</strong> Beste<br />
am Varieté ist ja schließlich, sich überraschen<br />
zu lassen.<br />
Die Villa Rosenthal ist zwar ein stattliches<br />
Haus, aber der Platz im Innenraum ist<br />
trotzdem begrenzt. Gerade einmal sechzig<br />
Zuschauer haben die Möglichkeit, »Black<br />
Face: Die Villa« an den Aufführungstagen zu<br />
erleben. Ein rechtzeitiges Sichern der Karten<br />
ist also dringend angeraten.<br />
Als kleiner Ausblick sei auch schon einmal<br />
verraten: »Black Face« feiert im nächsten Jahr<br />
ein Comeback. Unter dem Titel »Black Face:<br />
<strong>Das</strong> Varieté« soll ein Großteil der Schauspieler<br />
wieder vereint auf die Bühne zurückkehren,<br />
um die Geschichte aus der Villa weiterzuführen<br />
— dann aber auf der großen Bühne<br />
des Theaterhauses. Die Villa Rosenthal steht<br />
als Spielort nur zu den jetzigen Aufführungen<br />
zur Verfügung. Auch deshalb sollte man sich<br />
das Varietéstück nicht entgehen lassen.(mst)<br />
»Black Face: Die Villa«<br />
01.06., 05.06., 06.06., 08.06. und<br />
09.06.2013, Villa Rosenthal.<br />
Karten sind erhältlich in der Tourist-<br />
Information Jena oder über<br />
www.theaterhaus-jena.de.