Ausgabe 47 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Sonderbeilage<br />
Gute Filme im Juni 2013<br />
Hallo Hallo, liebe<br />
Freunde der Filmkunst!<br />
So langsam starten wir<br />
in den Kinosommer,<br />
und das wird – promised<br />
– wirklich keine<br />
cineastische Saure-<br />
Gurken-Zeit. Unser<br />
Masterplan natürlich<br />
getreu unserem Motto:<br />
Gute Filme. Die gibt<br />
es, ist ja klar, im regulären<br />
Programm und<br />
Ende Juni zusätzlich an<br />
unserem Spezialwochenende:<br />
Wir feiern<br />
15 Jahre Mitteldeutsche<br />
Medienförderung<br />
mit 10 Filmen, die<br />
endlich mal wieder auf<br />
die große Leinwand<br />
müssen. Bringt Euch<br />
auch in Feierlaune?<br />
Dann sehen wir uns im<br />
Schillerhof!<br />
Alle Spielzeiten<br />
finden Sie hier:<br />
www.schillerhof.de<br />
Kino im Schillerhof · Helmboldstr. 1<br />
ÖPNV: Straßenbahn 2, 3, Bus 14<br />
Infos: www.schillerhof.de<br />
Telefon: (03641) 52 36 53<br />
tägl. ab 16 Uhr, Sa/So ab 14 Uhr<br />
Tango Libre<br />
Startet im Schillerhof am 13.6.<br />
Geldscheine fliegen durch die Luft.<br />
Einer schießt, einer liegt am Boden,<br />
einer rennt weg. Einer stirbt. Schnitt.<br />
Was wie ein Krimi beginnt, erweist<br />
sich als ein genau gezeichnetes Drama<br />
von fünf Menschen, deren Schicksal<br />
sich immer stärker miteinander<br />
verknüpft, angeheizt von der erotischen<br />
Strahlkraft des argentinischen<br />
Tango. Oft haben diese Menschen<br />
nur wenige Worte zur Verfügung,<br />
Konversation ist nicht ihre Stärke und<br />
wohl auch untauglich, um das, was<br />
sie fühlen, auszudrücken. Beim Tango<br />
sprechen die Körper und die Blicke.<br />
JC ist Gefängniswärter, er lebt allein<br />
mit einem Goldfisch in einer düsteren<br />
Wohnung, einziger Lichtblick in<br />
seinem exakt geregelten Leben ist<br />
ein wöchentlicher Tangokurs. Dort<br />
trifft er auf Alice, die allein mit ihrem<br />
Sohn Antoine lebt, ihr Mann Fernand<br />
sitzt im Gefängnis, ebenso dessen<br />
Freund Dominic. Sie waren so etwas<br />
wie eine Familie, jetzt treffen sie nur<br />
an den spärlichen Besuchstagen aufeinander.<br />
Zentrum der Konstellation<br />
ist Alice, faszinierend subtil gespielt<br />
von Anne Paulicevich, die auch das<br />
wunderbare Drehbuch geschrieben<br />
hat. Alice versteht zwar, mit der Situation<br />
selbstbewußt umzugehen, doch<br />
hinter der Stärke ist ihre Sehnsucht<br />
nach Nähe und Unterstützung fühlbar,<br />
nach Liebe, nach Sex. <strong>Das</strong> ist bei<br />
den Männern nicht anders, nur dass<br />
sie in engen Mauern festsitzen. Immer<br />
wieder überrascht die Geschichte mit<br />
unerwarteten Wendungen. Außerdem<br />
ist die ungewöhnliche, aber immer<br />
glaubwürdige Story ein intelligenter<br />
Beitrag zum Thema Männlichkeit<br />
fernab jeglicher Klischees. Um seinem<br />
Nebenbuhler Paroli zu bieten, bittet<br />
Fernand den einzigen Argentinier<br />
im Knast, ihn Tango zu lehren. Was<br />
das zur Folge hat, ist ein Kinoereignis,<br />
das Gänsehaut verursacht. Dem<br />
Regisseur Frédéric Fonteyne gelingt,<br />
wie schon bei „Eine pornographische<br />
Beziehung“ (2000), ein toller<br />
Film, kunstvoll und sinnlich inszeniert,<br />
wunderbar gespielt, und immer ein<br />
wenig neben der Spur konventioneller<br />
Draufsicht. Caren Pfeil<br />
FR, BE, LUX 2012, R: Frédéric Fonteyne, D: Anne<br />
Paulicevich, François Damiens, Sergi López, Jan<br />
Hammenecker<br />
Tango Libre<br />
Gambit –<br />
Der Masterplan<br />
Startet im Schillerhof am 20.6.<br />
Sobald die ersten Takte der an Henry<br />
Mancini erinnernden Titelmusik<br />
erklingen, wird klar, an welchem<br />
Klassiker sich „Gambit – Der Masterplan“<br />
orientiert: Blake Edwards‘ „Der<br />
Rosarote Panther“ steht bei Michael<br />
Hoffmans („Ein russischer Sommer“,<br />
„Tage wie dieser“) Film Pate<br />
und ist außerdem das lose Remake<br />
des gleichnamigen, 1966 gedrehten<br />
Films, in dem Michael Caine einen<br />
Gauner spielt, der mit einem verzwickten<br />
Plan zu Geld kommen will.<br />
Nun ist es Colin Firth, der ein Spiel<br />
spielen will, das bis ins Detail geplant<br />
ist und bei dem doch so viel<br />
schief gehen kann. Als Kunstexperte<br />
Harry Deane spielt Firth eine typische<br />
Verliererfigur, die von ihrem Boss<br />
Lord Lionel Shahbandar herumkommandiert<br />
wird und nun die Chance<br />
zur Rache sieht. Im fernen Texas soll<br />
ein lange verschollenes Gemälde des<br />
impressionistischen Meisters Claude<br />
Monet aufgetaucht sein, das Shahbandars<br />
Sammlung vervollständigen<br />
könnte – wenn es denn echt wäre.<br />
Doch nicht Monet hat die Heuhaufen<br />
im Abendlicht gemalt, sondert ein<br />
recht fähiger Kunstfälscher. Bleibt<br />
nur die Frage, wie Deane seinen<br />
Boss zum Kauf des Gemäldes überreden<br />
kann. Mit Hilfe der flippigen,<br />
sehr blonden und sehr texanischen<br />
PJ Puznowski, in deren Wohnwagen<br />
das Bild seit Jahren gehangen hat,<br />
soll Shahbandars Gier geweckt werden.<br />
Doch so leicht Deanes Spiel in<br />
der Phantasie auch wirkte, die Realität<br />
sieht ganz anders aus. Zumal sich<br />
nicht nur Puznowski als weit weniger<br />
naiv erweist, als sie wirkt, auch<br />
ein deutscher Kunstexperte droht<br />
Deanes Komplott zu entlarven.<br />
Colin Firth, Cameron Diaz, Tom Courtenay<br />
und Alan Rickman in einer<br />
verrückten Komödie nach einem<br />
Drehbuch der Coen-Brüder. Vor allem<br />
Alan Rickman hat als herrlich<br />
selbstgefälliger Milliardär sichtliches<br />
Vergnügen an seiner Antagonisten-<br />
Rolle. Michael Meyns<br />
USA 2012, R: Michael Hoffman,B: Joel & Ethan<br />
Coen, D: Colin Firth, Cameron Diaz, Alan Rickman,<br />
Stanley Tucci, Tom Courtenay<br />
Before Midnight<br />
Before Midnight<br />
Startet im Schillerhof am 6.6.<br />
Wir erinnern uns: Am Ende von „Before<br />
Sunset“ fand sich der amerikanische<br />
Schriftsteller Jesse im Pariser Appartement<br />
der Französin Celine wieder, mit<br />
der er Jahre zuvor (in „Before Sunrise“)<br />
eine Nacht in Wien verbracht<br />
hatte – und verpasste liebend gern<br />
seinen Rückflug. Neun Jahre später,<br />
am Ende eines Sommerurlaubs, verabschiedet<br />
Jesse seinen Sohn, der zurück<br />
zur Mutter nach Amerika fliegt, und<br />
konfrontiert Celine, mit der er inzwischen<br />
Zwillingstöchter hat, mit seinem<br />
Wunsch, mehr Zeit mit seinem Sohn<br />
zu verbringen. Celine, die gerade ein<br />
Jobangebot bekommen hat, ist wenig<br />
begeistert von der Vorstellung, die gemeinsame<br />
Heimat Paris mit Chicago<br />
auszutauschen. Der nächste Tag ermöglicht<br />
Jesse und Celine etwas ganz<br />
und gar Ungewöhnliches: Zeit für sich,<br />
ohne Kinder, ohne Ziel, ohne Druck.<br />
Wie so oft in den „Before …“-Filmen,<br />
läuft das Paar durch die Gegend und<br />
redet. Sie landen in einem Hotel, könnten<br />
zum ersten Mal seit langem eine<br />
völlig ungestörte Nacht miteinander<br />
verbringen, und geraten so heftig aneinander,<br />
dass am Ende gar ihre Beziehung<br />
in Frage steht.<br />
Seit sie 1995 als Anfang Zwanzigjährige<br />
in „Before Sunrise“ durch eine<br />
Nacht in Wien liefen, sind Jesse und<br />
Celine so etwas wie alte Bekannte<br />
geworden. Wie Richard Linklater und<br />
seine Hauptdarsteller und Co-Autoren<br />
Julie Delpy und Ethan Hawke die Balance<br />
wahren, stets den richtigen Ton<br />
treffen, eine perfekte Mischung aus<br />
amüsanten und ernsten Momenten<br />
finden, ist außerordentlich. Mit größter<br />
Leichtigkeit, komplett auf inszenatorische<br />
Mätzchen verzichtend, ganz auf<br />
die beiden Hauptfiguren konzentriert,<br />
ist „Before Midnight“ zum grandiosen<br />
dritten Teil einer Reihe von Filmen geworden,<br />
die hoffentlich noch nicht zu<br />
Ende ist. Michael Meyns<br />
USA 2012, R: Richard Linklater, D: Julie Delpy,<br />
Richard Linklater<br />
Filmkritiken aus www.programmkino.de · Mit freundlicher Genehmigung der AG Kino. Fotos: Verleiher · Aufmachung: Panetta & Co. · www.panettaco.de<br />
Fürstengraben<br />
Gambit – Der Masterplan<br />
Saalbahnhofstr.<br />
Löbstedter<br />
Löbdergraben<br />
Am<br />
Anger<br />
Wenigenjenaer Ufer<br />
Helmboldstr.<br />
Schulstr.<br />
Schenkstr.<br />
Karl-Liebknecht-Str.